Benjamin Feingold-Kolumne

Donald Trump und der neue Börsenhype

05.12.24 15:37 Uhr

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Donald Trump und der neue Börsenhype | finanzen.net

Die Börsen klettern zum Jahresausklang von einem Rekordhoch zum nächsten und auch die Kryptowährungen schnellten seit der Trump-Wahl nach oben. Doch die Luft wird langsam dünner, ersten Trump-Trades ist die Luft schon ausgegangen.

300 Milliarden US-Dollar. Das ist der Jackpot, den Elon Musk seit der Präsidentschaftswahl Donald Trumps abgeräumt hat. Niemand hatte sich so eng an Trump geklammert und sprichwörtlich war Musk "all in Trump" gegangen. Nachdem mit der Tesla-Aktie per Saldo seit 2021 kein Geld zu verdienen war hat der Konzern die Billionen-Euro-Marke überschritten und kratzt am Kursrekord. Längst erreicht hat diesen Rekord der Bitcoin. 100.000 US-Dollar sind dort fast erreicht und seit der Wahlnacht zwischen Trump und Harris eskaliert die Kryptowährung. Viele Anleger setzen seit dem 5. November fast ausschließlich auf Trump-Trades. Fraglich ist, ob diese Wetten 2025 standhalten.

ETF-Branche brennt Bitcoin-Feuerwerk ab

Henrik Leber, Fondsmanager bei Acatis, erwartet nun sogar, dass der Bitcoin mittelfristig behandelt wird wie Gold. Dass die Kryptowährung irgendwann die runde Marke erreichen oder testen würde, durfte man langfristig erwarten. Dass es so schnell geht, trägt deutliche Züge eines Hypes. Der Bitcoin war eine klare Ansage, denn das Team Trump gilt als sehr Krypto-freundlich. Seit seiner Wahl haben sich die Bestände in Bitcoin-ETFs um rund 50 Prozent erhöht. Den Vogel schießt jedoch Microstrategy ab. Die Aktie gehört mittlerweile im November zu den meist gehandelten in den USA. Auch in Deutschland findet man in den Top-Listen bei Börse München oder dem Smartbroker ganz oben Microstrategy. Dabei hat sich das Handelsvolumen von MicroStrategy völlig von den Bitcoin-Fundamentaldaten abgekoppelt, sofern man beim Bitcoin überhaupt von Fundamentaldaten sprechen kann.

Krypto-Aktien sind Teil der Wette

Die Bewertung ist absurd hoch und die Kursverdopplung seit Trumps Wahl läuft parallel zu anderen Krypto-Titeln wie Coinbase. Beim Bitcoin dürfte es nach Erreichen der runden 100.000 Dollar-Marke nur eine Frage der Zeit sein, bis eine Korrektur um 20 oder 30 Prozent einsetzt. Das ist nach runden Marken und in einem derart überkauften Markt völlig normal. "Dies könnte Aktien wie Coinbase oder Microstrategy empfindlich treffen und sogar Korrekturen von 50 Prozent oder mehr auslösen", findet Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Doch mit Bitcoin und Krypto ist es natürlich nicht getan. Womöglich gilt gleiches für den größten Aktienprofiteur.

Elon ging aufs Ganze

Denn Elon Musk ist ebenso bekannt für seine Risikobereitschaft wie für seine Streitbarkeit. Manch politischer Beobachter erkennt beim Team Trump-Musk schon erste Risse, da die Ministerwahl in den USA nicht gänzlich nach dem Geschmack Musks ausfällt. Bei den US-Wahlen setzte der Tech-Investor voll auf Trump und landete einen Volltreffer. Seit der Wahl schoss der Kurs um 40 Prozent nach oben und steht so hoch wie zuletzt im Frühjahr 2022. Gut 1,1 Billionen Euro Börsenwert werfen allerdings Fragen auf, wenn Branchenkollegen wie BMW, Mercedes-Benz und VW nur 40 bis 55 Milliarden Euro auf die Waage bringen. "Anders als die deutschen Autobauer wird Tesla aber als Technologiekonzern plus Autogeschäft gesehen", argumentiert RoboMarkets-Experte Walter.

Tesla in einer Blase?

Trotzdem ist die Bewertung abenteuerlich: Die deutschen Autobauer stecken zweifellos in einer tiefen Krise, wie auch das einstellige KGV 2025 zeigt. "Aber ein Faktor von gut 100 für Tesla ist kaum zu rechtfertigen. Selbst wenn man unterstellt, dass die Amerikaner kein reiner Autobauer, sondern eher ein Technologiekonzern sind, ist der Spielraum längst ausgereizt", findet Stefan Riße von Acatis. Zur Einordnung: Tesla gehört ebenso zu den Magnificent 7 wie die wachstumsstarken Technologieunternehmen Amazon, Microsoft und Nvidia. Der Sammelindex wird derzeit mit einem KGV auf Sicht der nächsten zwölf Monate von rund 32 gehandelt. Ohne Tesla läge der Durchschnitt deutlich niedriger.

Trump Wette

Dabei läuft längst nicht alles rund bei Tesla. Dank des Sparkurses und einer größeren Variantenvielfalt wurde zuletzt zwar das zweitbeste Umsatzergebnis und eine zweistellige Marge erzielt. Das eigentliche Kerngeschäft mit Autos stagnierte aber lediglich und profitierte von Preissenkungen. Damit spürt auch Tesla die weltweit nachlassende Nachfrage nach Elektroautos und die zunehmende Konkurrenz. Wirklich hohe Wachstumsraten von bis zu 50 Prozent verzeichneten nur das Energiegeschäft und die Service-Sparte. Zudem verdient Tesla viel Geld mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten.

Autohersteller, die nicht genügend E-Fahrzeuge produzieren, um die Emissionsvorgaben zu erfüllen, fragen deshalb unter anderem bei Tesla nach. Seit 2009 dürfte der Konzern auf diese Weise rund neun Milliarden Dollar eingenommen haben. Und das Geschäft dürfte weiter brummen. Denn die EU will die CO2-Vorgaben für Autohersteller im kommenden Jahr deutlich verschärfen. Erfreut dürfte man auch auf den Bitcoin blicken. Mit der Kursrallye wurde der Kryptoschatz zuletzt wohl auch aus Sicherheitsgründen auf mehrere Wallets verteilt. Insgesamt hält Tesla wohl rund 11.500 Bitcoins im Gegenwert von rund einer Milliarde Dollar. Nur zwei Unternehmen dürften auf einem noch größeren Berg digitaler Münzen sitzen.

Hoffnung Trump plus Roboter

Wenn Autos nicht so gut laufen, dann eben Roboter. Und so schafft es Musk immer wieder, mit Visionen neue Investoren zu begeistern. Im Juni kündigte er Traummargen von 50 Prozent mit humanoiden Robotern an, die Tesla in ganz neue Dimensionen katapultieren könnten. Versprechen gab es bei Musk aber schon viele. Bei Tesla gilt daher ebenso wie bei Bitcoin, Coinbase oder MicroStrategy, dass sich schon investierte Anleger die Auswahlmöglichkeiten von Short-Papieren anschauen sollten. Wer auf Aktiengewinnen sitzt kann mit Papieren von Emittenten wie Vontobel, JP Morgan oder UBS seine Bestände absichern. Auch eine reine Short-Spekulation auf die gehypte Trump-Liga kann man eingehen. Die Trump-Wette kommt spätestens im Januar zur Wiedervorlage. Dann müssen mit der Amtseinführung die harten Fakten auf den Tisch.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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