Benjamin Feingold-Kolumne

Donald Trump filetiert deutschen Aktienmarkt

31.05.19 16:12 Uhr

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Donald Trump filetiert deutschen Aktienmarkt | finanzen.net

Fast die Hälfte der deutschen Konzerne im DAX haben in den letzten 12 Monaten 25 bis 50 Prozent ihres Unternehmenswerts verloren. Maßgeblich verantwortlich ist Donald Trump mit seinen Zolldrohungen. Die Weltwirtschaft wankt und das Exportland taumelt mit.

Manches Unternehmen in Deutschland schafft es ganz von selbst seinen Unternehmenswert zu halbieren. Bayer zum Beispiel hätte mit minimaler Weitsicht ahnen können, dass nach Abschluss der Monsanto-Übernahme die Anwaltsarmee in den USA losgeschickt wird. Offenbar war einigen Verantwortlichen der eigene Bonus wichtiger als Mitarbeiter und Firmenwert. Ähnlich kennt man das von Volkswagen wo man seit Jahren Kunden wie lästiges Vieh behandelt und ehemalige Vorstände walten konnten wie sie wollten. Der Aktienkurs spricht Bände.

Für viele andere Firmen gilt, dass man selbst nur teilweise Schuld an der Misere hat. Nach einem starken Jahresauftakt kommen die Aktienmärkte nämlich ins Straucheln. Die alte Börsenregel "Sell in May" hat in diesem Jahr bisher funktioniert. Die Verluste in den vergangenen Wochen sind heftig und ohne die Schwergewichte Adidas und SAP stünde der DAX weitaus tiefer. Die US-Aktienindizes S&P 500 und Dow Jones haben fast sieben Prozent im Mai verloren und hatten den schwächsten Start in den Mai seit 1970 hingelegt. Nun müssen Anleger aber nicht bis zum September warten bis sich Chancen für einen Einstieg ergeben.

Einzelne Aktien wie etwa Bayer oder ThyssenKrupp erlebten einen heftigen Einbruch, stabilisieren sich aber auf dem niedrigeren Kursniveau. Infineon, Lufthansa, BASF, Thyssen, Henkel, Daimler oder Continental sind ausverkauft und langfristige Schnäppchenjäger können aktiv werden. Dies lohnt aktuell umso mehr, da der Brokerwettbewerb im Gange ist und man bei etoro kostenfrei, beim Broker Flatex vergleichsweise günstig und am Börsenplatz Gettex ebenso kostenreduziert handeln kann. Aktien im Käufermarkt treffen auf günstige Handelsplätze, da kann sich so manches Schnäppchen auf lange Sicht ergeben. Denn kaum jemand hat auf dem Schirm, dass selbst Titel wie Lufthansa fast 5 Prozent Dividendenrendite liefern, bei Covestro - ebenfalls im Kurs halbiert - sind es gar 6 Prozent und das im Nullzinsumfeld.

Fed macht sich locker

Dabei ist das Umfeld ansonsten nicht so schwach zu bewerten wie mancher es malt: Eine Reihe von Konjunkturdaten aus China und den USA sind zumindest besser als erwartet ausgefallen. Für zusätzlichen Rückenwind sorgt die Kehrtwende der Fed. Sie will die Zinsen nicht mehr erhöhen, sondern halbiert vielmehr das Programm zum Verkauf von Staatsanleihen ab Mai auf 15 Mrd. Dollar pro Monat, was einer Lockerung der Geldpolitik entspricht. "Das stützt die Erwartung der Investoren, dass die US-Wirtschaft entgegen der zwischenzeitlichen Sorge nicht in eine Rezession abrutschen, sondern sich in den nächsten Monaten beleben wird", erklärt Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Brokerhaus ActivTrades. Das Umfeld für den DAX hat sich also in den vergangenen Wochen merklich verbessert und aktuell bietet die Mai-Korrektur Chancen zum Einstieg.

Richtig mutige Anleger wagen auch einmal einen antizyklischen Trade mit Hebelpapieren. Hier bieten sich etwa Infineon, Lufthansa oder Continental an, die stärksten DAX-Verlierer in den vergangenen Wochen. Mutige Anleger kaufen dagegen gehebelt die Titel, etwa mit Turbos, wobei die Hebel der ausgewählten Papiere mit 5 moderat ausfallen, weil die Aktien derzeit ohnehin stark schwanken. Aber Vorsicht - der Hebel wirkt nach beiden Seiten. Infineon mit der HU7X7J (HVB Onemarkets), Lufthansa mit der SC2N08 (Société Générale) und Continental mit der MF7ECA ((Morgan Stanley) sind ein gutes Trio für ein Zwischenhoch im Juni.

Clevere Anlagealternativen

Eine clevere Strategiealternative zum direkten Aktienkauf sind Seitwärtspapiere, die von der aktuell hohen Marktunsicherheit profitieren. "Die große Ungewissheit, wie es im Handelsstreit zwischen den USA und China weiter geht, sorgt für eine vergleichsweise hohe erwartete Schwankungsbreite, also implizite Volatilität, so dass mit Discount- und Bonus-Zertifikaten oder Aktienanleihen bereits in einer Konsolidierungsphase attraktive Renditen erzielt werden könnten", meint Marcus Landau, Derivate-Sales-Experte bei der DZ BANK. Infineon als großer Verlierer mit einer hohen Volatilität bietet sich dabei als Basiswert an.

So wirft etwa das Discountzertifikat mit der WKN VA89YC (Vontobel) in sechs Monaten, wenn sich der Aktienkurs nur stabilisiert, eine Rendite von rund 8,5 Prozent ab. Die Aktienanleihe mit der WKN DDG7NH (DZ Bank), die einen Monat kürzer läuft, bietet bei der gleichen Erwartungshaltung eine Renditechance von sieben Prozent in fünf Monaten. Umso wichtiger ist es, dass es möglichst bald zu einer zumindest vorläufigen Einigung im Handelskrieg zwischen den USA und China kommt und Trump den möglichen Handelskrieg mit Europa gar nicht erst eröffnet. In dem Szenario könnte der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten noch vor September wieder Fahrt aufnehmen.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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