Benjamin Feingold-Kolumne

Deutschland ist krank und der Euro kerngesund

31.07.23 08:53 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


Deutschland ist krank und der Euro kerngesund | finanzen.net

Es ist verrückt. Europa hängt beim Wachstum zurück und Deutschland soll der kranke Mann Europas sein. Unsere Währung lädt auf Rekordhoch aber zu Spekulationen ein. Wie kann das sein?

Es ist schon kurios. Täglich flattern Meldungen ins Haus, dass Deutschland energiepolitisch und gesamtwirtschaftlich vor die Wand fährt, mahnen Mittelständler bis Großkonzerne vor harten Zeiten. In Spanien, Italien und Frankreich erstarken auch deshalb Parteien rechts der Mitte, weil die eher linken Vorgängerregierungen wenig zustande gebracht haben. Die Unsicherheit steigt also und eigentlich sollte man meinen, dass die umfassende Währung dieser Länder recht schwach sein sollte. Grundsätzlich sind instabile politische Verhältnisse nämlich kein Spaß für den Währungsmarkt, dazu frage man in Südafrika, der Türkei oder Brasilien nach.

EZB hilft

Doch Europa hat das Glück, dass andere nicht viel besser dastehen und darüber hinaus die Europäische Zentralbank den anderen Zentralbanken auf der Zinsseite hinterhergelaufen ist. Somit war zinsseitig der Euro seit Monaten attraktiver als viele andere Währungen und zum japanischen Yen legte der Euro von 136 auf 156 Yen binnen eines Jahres zu. Zum US-Dollar geht es seit Herbst 2022 von 0,96 auf 1,12 Dollar in der Spitze nach vorn. Für ein solches Währungspaar ist das irrsinnig dynamisch und viel. Das lockte zuletzt viele Neulinge am Devisenmarkt an, die im transparentesten Markt der Welt handeln möchten. Wie aber kann das sein und wie mischt man am Devisenmarkt eigentlich mit?

Für viele Anleger ist der Währungsmarkt ein Buch mit sieben Siegeln, doch bei Profis ist der Markt aus vielerlei Gründen sehr beliebt - nicht nur wegen der hohen Gewinnchancen. Aktuell steigt das Interesse nach Aktivitäten am Devisenmarkt wieder deutlich an, so berichten Broker wie IG oder ActivTrades. Ein Grund liegt darin, dass der handelsgewichtete Euro gegenüber 41 Handelspartnern auf Rekordhoch notiert. Dies erstaunt schon sehr und trifft zeitlich zusammen mit der womöglich letzten Zinserhöhung der EZB Ende Juli. Lange war es also nicht so spannend, Devisen zu handeln, da auch der japanische Yen zum Euro extrem schwach notiert und auch gegen den Dollar in den letzten 12 Monaten massiv an Boden verlor. Wie und wo kann man Devisen aber preislich und sicher handeln?

FX schläft nie

Der Währungsmarkt, kurz FX-Markt genannt, schläft nie und ist gleichzeitig einer der größten Märkte der Welt. Das folgende Beispiel zeigt die Bedeutung von Devisen und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. So tauschen Urlauber, die in die USA fliegen, Euro gegen Dollar. Anfang Juni erhielt man für 1000 Euro rund 1070 Dollar ausbezahlt. Seitdem wertete der Euro von 1,07 auf 1,12 USD auf, ist also stärker geworden. Für Europäer hat sich der Wechselkurs günstig entwickelt, sie bekommen nun mehr Dollar pro Euro. Wer sehr sparsam seine Ferien verbrachte, hat aber Nachteile. Er bekommt aktuell für die 1070 Dollar nur noch rund 960 Euro beim Rücktausch. Wäre der Wechselkurs unverändert bei 1,07 Dollar geblieben, hätte man wieder 1000 Euro erhalten.

Die Währung ist die Aktie eines Landes und Währungsraums

"Für viele wird der FX-Markt besser verständlich, wenn man sich die Konjunktur eines Landes wie ein Unternehmen und somit als Aktie vorstellt", erklärt Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets beim Online Broker IG Europe. Geht man davon aus, dass die Wirtschaft in den USA stärker wächst als in Europa, dürften die Zinsen in Amerika steigen und somit der Dollar gegen den Euro aufwerten. Als Trader würde man daher die Aktie USA kaufen, im Währungspaar EUR/USD also die Kurswährung Dollar und die Basiswährung Euro verkaufen. Anders formuliert eröffnet man eine Short-Position auf das Währungspaar EUR/USD. Geht die Spekulation auf, wird der gestiegene Dollar verkauft und der günstigere Euro zurückgekauft. Eine Long-Position ist hingegen angebracht, wenn man erwartet, dass die Euro-Zone stärker wächst, die Zinsen in Europa eher steigen und der Euro im Verhältnis zum Dollar teurer wird.

Währungen mit den höchsten Zinssätzen sind daher meist gefragt, sofern die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen. Aber auch die Preise für Rohstoffe können Währungen stark beeinflussen weiß Funda Sertkaya, Rohstoffexpertin und Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum: "Der australische und der kanadische Dollar werden auch als Rohstoffwährungen bezeichnet, weil die Wirtschaft der Länder stark vom Rohstoffexport abhängt." Währungsschwankungen sind natürlich auch für international agierende Unternehmen ein wichtiges Thema. Importeure und Exporteure von Waren nehmen häufig die Dienstleistungen von Großbanken in Anspruch, um Währungsgeschäfte abzusichern.

Liquide wie nichts anderes

Für Anleger bietet der Forex-Markt zwei große Vorteile, weiß Bouhmidi: "Eine sehr hohe Liquidität plus einen Handel rund um die Uhr." Wo aber handelt man am besten? Wir haben uns verschiedene Plattformen angesehen und preislich liegt beim FX-Handel RoboMarktes als Broker vorne. Beim Global Forex Award hat man nicht zuletzt aufgrund der sogenannten Pips, also den engsten Spreads, ganz vorn abgeschnitten. Ebenfalls konkurrenzfähig bietet der internationale Broker IG seinen professionellen Kunden direkten Marktzugang im Devisenhandel an. RoboMarkets weist auf seiner Plattform mit Tipps von professionellen FX-Händler darauf hin, worauf es beim Devisenhandel ankommt. Unter anderem gälte es Gier zu meiden und einen durchdachten Plan auszutüfteln.

Mehr als sechs Billionen Dollar gehen um

Damit unterscheidet man sich dann bei Devisen doch nicht signifikant vom Aktienmarkt, denn das gilt natürlich auch dort. Der signifikante Unterschied bleibt aber, dass die Währungsmärkte 24 Stunden am Tag geöffnet sind. Mit einem täglichen Handelsvolumen von mehr als sechs Billionen Dollar ist der Forex-Markt mit Abstand der liquideste Markt der Welt. Zum Vergleich: An den weltweiten Aktienmärkten gingen 2020 nur rund 700 Mrd. Dollar täglich über den Tisch. Aufgrund der enormen Größe können einzelne Akteure die Währungskurse auch nicht zu ihren Gunsten beeinflussen. Im Vergleich dazu ist der Aktienmarkt für Anleger weniger fair und transparent, da es immer wieder Wissensvorsprünge gibt. Allerdings ist der FX-Markt eben auch - die Königsdisziplin für aktive Trader.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.