Benjamin Feingold-Kolumne

Deutschland ist doch Europameister

19.07.24 14:51 Uhr

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Spanien ist souverän Europameister geworden und hat auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale ausgeschaltet. An der Börse haben die Iberer auch einiges zu bieten, doch wie sieht der Vergleich mit Deutschland aus?

2020 waren Spanien und Deutsche eine Schicksalsgemeinschaft. Jedenfalls wenn man davon spricht, wie sich Firmenwerte und Aktienkurse in den ersten Wochen der Corona-Pandemie entwickelt haben. Die Aktienmärkte erkannten dann im April 2020 als erstes, dass man die Corona-Maßnahmen mittelfristig mit unfassbar viel Geld bekämpfen würde. Nicht zuletzt daraus resultiert das Inflationsproblem der vergangenen zwei Jahre.

Für die Aktienindizes war 2020 jedoch ein Startschuss. Stand jetzt hat Spanien aber weit weniger gezündet als Deutschland. Denn am absoluten Tiefpunkt im März 2020 lag der spanische Leitindex Ibex bei 6.100 Zählern. Zum EM-Viertelfinale 2024 ist er bei 11.000 Punkten angekommen. "Die Spanier haben somit ein Plus von 80 Prozent hingelegt, angetrieben vor allem seit 2023 von ihren starken Banken wie Caixa oder Banco Bilbao", so Vanyo Walter in einer Auswertung des Brokers RoboMarkets.

Deutschland hat die Nase vorn

Der DAX notierte im Performance-Index am 16.3.2020 bei 8.350 Zählern. "Zwar sind seither einige Prozente an Dividenden in den Index geflossen, doch würde der DAX auch ohne Ausschüttungen das Rennen machen", so Experte Walter. Knapp 120 Prozent hat der DAX in den vergangenen knapp 52 Monaten zugelegt. Auf dem Spielfeld der Börse heißt der Sieger also Deutschland und das liegt nicht zuletzt daran, dass man zwar ebenfalls starke Banken und Versicherer hat, aber eben auch mit dem Schwergewicht SAP im Tech-Bereich glänzen kann.

Spanien vs Deutschland

Bei den Aussichten für das restliche Jahr 2024 liegen Spanien und Deutschland dagegen gleichauf, denn viel wird davon abhängen, ob US-amerikanische Investoren Europa als Comeback-Kandidaten identifizieren. Auf rasch sinkende Zinsen werden sie dabei nicht setzen. Denn "der Inflationsrückgang setzt sich nur langsam fort. Die letzten Meter bis zum EZB-Inflationsziel von 2 Prozent sind eine äußerst zähe Angelegenheit", befinden die Experten der VP Bank nach den jüngsten Inflationsdaten. "Die EZB lockert zwar den Leitzins, geht dabei aber vorsichtig vor. Zu Zinsreduktion wird es nicht von Sitzung zu Sitzung kommen, sondern die EZB wird auf Grundlage der von ihren Volkswirten erstellten Projektionen handeln. Die nächste Zinssenkung dürfte deshalb im September anstehen", so die VP Bank. Schwache Performance

Im zweiten Quartal 2024 schwächelte der DAX übrigens ähnlich wie so mancher Favorit bei der Europameisterschaft im Fußball. "So verlor der international vergleichbare DAX-Kursindex im Juni 1,5 Prozent und beendete das zweite Quartal mit einem Minus von knapp vier Prozent", berechnen die Analysten vom Lynx-Broker. Das Plus seit Jahresbeginn von 5,7 Prozent reicht international nur für einen Platz im Mittelfeld. Angeführt von Schwergewichten wie Microsoft, Apple, Amazon und Nvidia, die zumeist neue Allzeithochs erreichten, legten im Juni lediglich die US-Technologieindizes deutlich zu. Im Juli hat sich der Trend zwar etwas gedreht, aber auf Jahressicht bleibt abzuwarten, ob es einen Trendwechsel geben wird.

Kein Vergleich zu US-Aktien

Der wertvollste Konzern im Ibex35 ist übrigens Inditex, manchen besser bekannt als Markendach von Zara. 144 Milliarden Euro bringt die Firma auf die Waage und hat nach kurzer Konsolidierung der Gewinne aus der Corona-Zeit seit 2022 echte Dynamik entwickelt. Im DAX kommt die gute alte Siemens auf den gleichen Firmenwert, wird jedoch von SAP mit 217 Milliarden deutlich getoppt. Dass diese Summen im Vergleich zu großen amerikanischen Firmen den von Hilmar Kopper sprichwörtlich bemühten Peanuts entsprechen, zeigt ein Vergleich mit Microsoft. Der Software- und Cloud-Gigant ist 3,2 Billionen US-Dollar wert und bewegt bei einem Tagesplus oder Tagesminus von 5 Prozent einmal den Firmenwert von Inditex oder Siemens. An der Börse wären DAX und Ibex also eher vergleichbar mit Slowenien oder Portugal, aber ganz sicher nicht mit den echten Spaniern oder Deutschen.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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