Benjamin Feingold-Kolumne

Deutsche Aktien plötzlich beliebt

21.02.25 16:22 Uhr

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Deutsche Aktien plötzlich beliebt | finanzen.net

Den DAX kriegt zum Jahresstart keiner klein. In den USA fiel der Januar für Tech-Aktien durchwachsen aus, während der DAX schon zahlreiche Rekorde erklommen hat und deutlich besser gelaufen ist als US-Titel.

Ist Deutschland wirklich so beliebt? Diese Frage konnte man sich in den vergangenen Börsenwochen schon mal stellen. Selbst der China-Schock für KI-Aktien um Nvidia konnte den deutschen Leitindex am letzten Januar-Montag nicht erschüttern. Die internationalen Investoren lieben den DAX und Münchner Rück, Allianz, SAP, die Telekom, Rheinmetall, MTU Aero oder Zalando und Commerzbank klettern weiter und weiter. "Achtzig Prozent der Umsatzerlöse von DAX-40-Konzernen spielen sich im Ausland ab", erläutert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Da wundert es kaum, dass der DAX40 mit Deutschland im Grunde fast nichts zu tun hat. Diese Erzählung ist nicht neu. Umso mehr wenden sich erste Anleger jetzt aber der zweiten Reihe zu. Denn diese hat sehr wohl mit Deutschland zu tun und ein paar Investoren setzen schon darauf, dass der Regierungswechsel und vor allem ein Wechsel im wirtschaftlichen Klima guttun könnte. Die jüngsten ifo-Daten waren ein wenig hoffnungsvoll. "Es dürfte vor allem der Ausblick auf Neuwahlen sein, der dazu führt, dass die Unternehmen nicht noch pessimistischer in die Zukunft schauen. Stabilere Regierungsverhältnisse nach den deutschen Bundestagswahlen können Entlastungen bringen", so Dr. Thomas Gitzel von der VP Bank.

Sonderangebote in der zweiten Reihe

SDAX und MDAX sind in den vergangenen Wochen angesprungen, auf lange Strecke vieler Jahr ist die Performance trotzdem sehr dünn. Der MDAX notiert gerade mal auf dem Level vom Sommer 2020 und läuft per Saldo seit Jahren seitwärts. Trotzdem finden sich in der zweiten und dritten Reihe immer wieder Perlen, die auf dem Radar der großen Investoren nicht oder zu spät erscheinen. Wer hätte gedacht, dass die Aktie von Auto1 mit 140 Prozent Zuwachs 2024 so durchstarten würde? Ein Beispiel, das zeigt: Im MDAX gibt es immer wieder Überraschungen. Und genau diese Überraschungen machen die Anlage in mittelgroßen Unternehmen so spannend. Comeback-Kandidaten findet man dort noch reichlich: Von den 50 Werten im MDAX weisen knapp 30 Titel einen Abschlag von mehr als 20 Prozent gegenüber ihrem 12-Monats-Hoch auf, bei 6 Titeln sind es sogar mehr als 40 Prozent.

MDAX hinkt noch hinterher

Die schwache Bilanz wirkt sich natürlich auch auf den Index aus. Dow Jones, Nasdaq 100 und DAX erreichten Rekordstände in Serie, während zugleich der MDAX das Jahr mit einem Minus von fast sechs Prozent beendete. Bereits seit 2021 läuft es für die zweite Reihe nicht mehr rund, das Nebenwertebarometer verlor seitdem rund 30 Prozent. Dabei war gerade der MDAX in den Jahrzehnten zuvor eine Erfolgsgeschichte. "Wer im Jahr 2000 mit 50.000 Euro eingestiegen war, freute sich 2021 über ein Plus von 375.000 Euro und eine durchschnittliche Rendite von zehn Prozent pro Jahr", rechnet Experte Molnar vor. Mit dem DAX war im gleichen Zeitraum ein mageres Plus von 100.000 Euro oder knapp vier Prozent pro Jahr möglich. Nun könnte sich das Blatt wieder zugunsten des MDAX wenden, wenn die Zinsmärkte mitspielen.

Zinslogik könnte sich umkehren

Von den Zinserhöhungen der Notenbanken haben in den vergangenen drei Jahren vor allem die großen Unternehmen mit ihren in der Regel höheren Cash-Positionen profitiert, während kleinere Unternehmen aufgrund ihrer stärkeren Fremdfinanzierung meist unter der restriktiven Geldpolitik gelitten haben. Kein Wunder, dass es auch in der dritten Reihe Aktien gibt, die sich langsam nach vorn arbeiten. "Im SDAX haben FlatexDegiro und AboutYou auf 12 Monate mehr als 50 Prozent zulegen können und im Windschatten laufen kleinere Titel wie der Smartbroker aus Berlin an", so Franz-Georg Wenner. Wichtig ist natürlich, dass die Branche mitspielt, was bei Brokerage oder Online-Fashion und Bekleidung der Fall ist. So könnten 2025 weniger Aktien wie SAP oder Allianz die Musik machen, sondern doch die kleinen Titel von den hinteren Bänken.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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