Benjamin Feingold-Kolumne

Beyond Meat - veganer Börsenhype

06.06.19 11:58 Uhr

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Beyond Meat - veganer Börsenhype | finanzen.net

So erfolgreich wie das Beyond Meat-IPO war ein Börsengang in den USA schon lange nicht mehr. Heute nach US-Börsenschluss könnte es eine neue Weichenstellung geben. Dann berichtet der Fleischersatzproduzent über sein abgelaufenes Geschäftsquartal.

Damit hatte bei Lidl niemand gerechnet. Innerhalb weniger Stunden nach dem Verkaufsbeginn des fleischlosen Burgers von Beyond Meat in der Vorwoche war der vegetarische Burger ausverkauft. Konsumenten und Börsianer sind begeistert. Nach dem Börsengang Anfang Mai hat sich der Kurs von Beyond Meat in etwa vervierfacht - der erfolgreichste Börsengang in den USA seit 2008.

Einer Studie von JP Morgan zufolge haben Anleger auch allen Grund zum Optimismus. "Wir betrachten das Wachstumspotenzial als außergewöhnlich", schrieben die Analysten. Laut den Analysten von JPMorgan könnte der Markt Fleischprodukte auf Pflanzenbasis in 15 Jahren auf 100 Mrd. Dollar explodieren. Im gleichen Zeitraum könne der Umsatz von Beyond Meat auf fünf Mrd. Dollar nach oben schießen, gegenüber lediglich 88 Mio. Dollar für 2018. Damit würde der Marktanteil des Unternehmens auf fünf Prozent klettern, gegenüber zwei Prozent zuletzt. Für optimistische Anleger gibt es inzwischen auch genügend Alternativen zu einem Direkteinstieg, allerdings gehebelt wie, etwa die Knock-out-Bull-Papiere mit der WKN TR7QWX (HSBC) oder der Call-Optionsschein mit der WKN HX9WKZ (Onemarkets). Die Hebel sind in beiden Fällen moderat.

Hohe Bewertung

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen nach dem deutlichen Kursanstieg, etwa von Goldman Sachs und Crédit Suisse. Die Perspektiven seien "inzwischen mehr als fair eingepreist", schrieben die Analysten von Goldman Sachs, und es gäbe "erhebliche Risiken" die Produktion langfristig kräftig zu steigern und sich von den Wettbewerbern abzugrenzen. Das Kursziel liegt bei 67 Dollar. Die Kollegen der Crédit Suisse äußerten ähnliche Bedenken und gaben ein Ziel von 70 Dollar aus.

Wie hoch die Bewertung inzwischen ist, zeigt, dass der Konzern mit dem 13,3fachen des von Analysten für 2020 vorhergesagten Umsatzes bewertet wird. Das ist eine Liga mit Biotechfirmen, die hohe Markteintrittsbarrieren haben. Bei Fleischersatzprodukten nimmt die Konkurrenz dagegen eher zu: Der große US-Nahrungsmittelkonzern Tyson Foods, der Lebensmittel aus Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch herstellt, will sein Engagement am fleischlosen Markt verstärken, was das Wachstum bei Beyond Meat dämpfen dürfte. Tyson Foods arbeitet bereits an Nahrungsmitteln auf pflanzlicher Basis. Zudem hat der Beyond Meat-Konkurrent Impossible Foods eine Kooperation mit der Burger-Kette Burger King geschlossen.

Spannendes Warten auf die Quartalszahlen

Der rasante Kursanstieg und die hohe Bewertung von Beyond Meat hat auch Anleger auf den Plan gerufen, die nun auf fallende Kurse setzen wollen. Eine Möglichkeit dabei sind Leerverkäufe, die auf Beyond Meat zuletzt drastisch angestiegen sind und inzwischen auf 51 Prozent des Free Floats, also der umlaufenden Aktien, explodiert ist. In der ersten Handelswoche waren es noch sieben Prozent. Damit gehört die Aktie zu den 10 am stärksten geshorteten US-Unternehmen.

Bei einem Leerverkauf (Short Sale) veräußern Investoren Papiere in der Erwartung, sie später günstiger zurückkaufen zu können, und so einen Gewinn zu machen. Diese Möglichkeiten sind für hiesige Anleger begrenzt, allerdings bietet etwa die Social Trading Plattform eToro die Möglichkeit, bei Beyond Meat gehebelt und ungehebelt auf fallende Kurse zu setzen. Bei den Zertifikateemittenten ermöglicht es die HypoVereinsbank Onemarkets, mit Put-Optionsscheinen an fallenden Kursen in der Beyond-Meat-Aktie zu partizipieren. Das Papier mit der WKN HX9WLZ hat eine Laufzeit bis Juni 2020 und einen moderaten Hebel. Allerdings müssen Anleger generell die hohe Leihegebühren in der Aktie beachten, die aufgrund der großen Short-Positionen kräftig gestiegen ist. Übrigens, das sind die Analystenerwartungen für heute Abend: Der Verlust soll 15 Cent je Aktie ausmachen und der Umsatz 38,9 Millionen Dollar betragen.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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