2023 bleibt (k)ein einfaches Börsenjahr
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Ende 2022 hatten wir den Ausblick auf das Börsenjahr 2023 sehr positiv beschrieben. Nach der Leistung zu Jahresbeginn muss man diese Sichtweise modifizieren. Denn manch einer übertreibt schon wieder.
Erinnern Sie sich an unseren Ausblick auf das Börsenjahr 2022? 2022 wird kein lustiges Börsenjahr schrieben wir zum damaligen Jahreswechsel. Es kam dann richtig dicke im ersten Halbjahr. Zu Silvester 2022 dann schickten wir an dieser Stelle die Perspektive "Gegen den Pessimismus - warum 2023 ein grandioses Börsenjahr wird" auf die Reise. Und es ging schneller als erhofft. Der DAX lieferte im Januar ein Feuerwerk ab du auch im Februar war die Kursentwicklung kurz vor dem Monatsende passabel. Nun aber sollte man nicht überdrehen, sondern Demut zeigen. Die Stimmungsindikatoren auf der kurzen Sicht wie unser Feingold Research Sentimentindikator sprechen nun eine klare Sprache - Anleger sind kurzfristig sorglos und blenden Risiken weitgehend aus.
Auch ein Blick auf die jüngsten Gewinnerlisten unterstreichen, wie risikofreudig Anleger sind. Zalando, Coinbase, Meta oder Shopify wollte vergangenes Jahr lange Zeit niemand mit der Kneifzange anfassen. Im Januar ging es teilweise 50 bis 100 Prozent aufwärts. Je risikoreicher, desto besser war das Motto. "Dass die Verlierer des vergangenen Jahres in den ersten Wochen häufig zu den Gewinnern zählen, ist kein neues Phänomen an den Aktienmärkten. Es wäre aber fahrlässig, die Erholung bei den ehemaligen Lieblingen fortzuschreiben", gießt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets Wasser in den Wein. Denn ganz so einfach ist Börse dann doch nicht.
Gier und Angst bei Tesla
Euphorie und Angst sind die treibenden Faktoren an der Börse. Auch wenn Computer eine immer größere Rolle spielen, bleiben Emotionen ein wichtiger Taktgeber. Verbunden damit kommt es immer wieder zu Übertreibungen auf der Ober- und Unterseite. Die Kapriolen bei der Tesla-Aktie in den zurückliegenden Wochen sind ein gutes Beispiel.
Kurz vor Weihnachten verdrängte der Luxusmagnat Bernard Arnault Tesla-Chef Elon Musk vom Thron des reichsten Menschen. Die Medien stürzten sich auf den Niedergang des Elektroautobauers, Anfang Januar gab es die Aktie für gut 100 Dollar. Ein sattes Minus von 70 Prozent im Jahresvergleich. Inzwischen bezahlen Anleger knapp 80 Prozent mehr, der Börsenwert kletterte um mehr als 250 Mrd. Dollar.
Tesla holt Dezemberverluste auf
Zur Einordnung: Die beiden DAX-Schwergewichte Deutsche Telekom und SAP bringen zusammen ähnlich viel auf die Waage. Unter dem Strich ist aber eigentlich nicht viel passiert, erklärt Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, der internationalen Multi-Asset-Plattform: "Die Tesla-Aktie hat nur den scharfen Dezember-Rutsch zurückgehandelt. Auf die Übertreibung nach unten folgte eine entsprechende Gegenreaktion nach oben. So ist Börse oft".
Unter den Nasdaq 100-Werten steht Tesla im Ranking der besten Werte seit Jahresbeginn auf Rang drei. Mit Lucid liegt aktuell eine Aktie an der Spitze, die im Vorjahr mit minus 82 Prozent die zweitschlechteste Wertentwicklung im Index verbuchte. Bei anderen Werten wie Airbnb, Meta und Amazon sieht die Story ähnlich aus.
Geduld ist nach der Kursrally gefragt
Nur wenige Anleger dürften an der Achterbahnfahrt verdient haben und kaufen nun zu höheren Kursen. Die Rechnung könnte allerdings teuer ausfallen. Wer Ende 2022 auf einem attraktiveren Niveau nicht eingestiegen ist, hat den ersten Fehler gemacht. Kauft man jetzt nach der scharfen Rally, droht die zweite Fehlentscheidung. Geduld ist daher gefragt und damit eine Eigenschaft, die viele Anleger erst lernen müssen. Auch 2023 wird es Korrekturen geben, im Durchschnitt rutschte der DAX ausgehend vom Jahreshoch bis zum Jahrestief um rund 17 Prozent ab.
Diese Rückschläge gilt es dann zu nutzen und sich dagegen im Zweifel auch abzusichern. Put-Optionsscheine auf den DAX wie jener mit der WKN SH8D7X mit Laufzeit 12/23 sind attraktiv gepreist. Unter dem Strich gibt es aber gute Gründe, mit einer gesunden Portion Optimismus auf das Gesamtjahr zu schauen, meint Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex: "Der gute Jahresauftakt, nicht nur bei den Technologiewerten ist auch ein Zeichen von Vertrauen in den Markt." Stimmungen machen an der Börse eben doch eine Menge aus.
150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!
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