Angst zu Gewinnen machen
Staatsschuldenkrise hat die Volatilität an den Finanzmärkten auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben.
Derivate eignen sich zum Trading von raschen Vola-Anstiegen. Renditen von Langfristanlagen sind enttäuschend.
Die Furcht vor einer Staatspleite in Europa und den USA sowie die drohende Rezession haben zu massiven Kurseinbrüchen an den internationalen Aktienmärkten geführt. In den vergangenen Wochen waren Verluste von bis zu 7 Prozent an einem Tag bei den großen Aktienindizes wie dem DAX keine Seltenheit. Seit dem Höchstkurs Anfang Mai hat der deutsche Aktienindex rund 30 Prozent in der Spitze verloren. Parallel dazu ist der VDAX, der Volatilitäts-Dax, von 15 auf 40 Prozent gesprungen. Der VDAX gilt als Angstbarometer und leitet sich aus der von den Marktteilnehmern erwarteten Schwankungsbreite (implizite Volatilität) ab, die sie als Risikoprämie in die DAX-Optionen einpreisen. Während am Aktienmarkt die Volatilität in Form von Risikoprämien in Aufwärtsphasen wegen des zunehmenden Optimismus abnimmt, steigt sie, wenn die Kurse fallen. Bei den Rohstoffen ist es spiegelverkehrt. In der Regel steigt die Volatilität bei steigenden Rohstoffkursen und fällt, wenn die Notierungen der Commodity-Terminkontrakte fallen. Eine hohe Volatilität ist Chance wie Risiko zugleich. Während die hohe Schwankungsbreite an den Märkten das Verlustrisiko verstärkt, eignet sich die Volatilität wegen ihrer geringen positiven Korrelation zu den klassischen Assetklassen wie Aktien und Anleihen zur Generierung von Erträgen. Die Turbulenzen haben zu Rekordumsätzen bei Terminkontrakten und anderen Produkten auf Volatilitätsindizes geführt. Zu den am meisten gehandelten Exchange Traded Products in den USA gehört der iPath S&P 500 VIX Short-Term Futures, eine Exchange Traded Note (ETN), in der Anlegergelder von knapp 1Mrd. Dollar verwaltet werden. Während der Index in den vergangenen vier Wochen ummehr als 48 Prozent gestiegen ist, konnte das iPath-Produkt von Barclays nur rund 11 Prozent gewinnen. Die Differenz zeigt die Probleme, mit denen Anleger zu kämpfen haben, wenn sie über Produkte von den Volatilitätsschwankungen profitieren wollen. Terminkontrakte auf den VIX notieren – wie auch die Futures auf den Volatilitäts-DAX – in Contango. Da also die Kontrakte mit Liefertermin in der Zukunft teurer sind als zum aktuellen Verfallstermin, kommt es zu Rollverlusten.
Aus diesem Grund hat die UBS Performance-Zertifikate auf den VSTOXX Mini Future mit unterschiedlichen Verfallsterminen aufgelegt. Dabei beziehen sich die Zertifikate auf die Mini Futures mit dem Verfall September (DE000UB9DV44), Oktober (DE000UB9DV36), November (DE000UB9DV28) und Dezember (DE000UB9DV10). Am Laufzeitende entspricht der Rückzahlungsbetrag der Zertifikate genau dem Schlusskurs des entsprechenden Future. Mit diesen Produkten kann der Anleger an der Entwicklung unterschiedlicher Laufzeiten innerhalb der Fristenkurve der VSTOXX-Futures partizipieren. Es zeigt sich, dass Trader mit diesen Produkten in den vergangenen Wochen von der „Vola“-Entwicklung profitieren konnten. Das Papier mit Verfall September konnte in den vergangenen vier Wochen mehr als 51 Prozent zulegen, der Oktober-Termin kam auf ein Plus von rund 38 Prozent, das November-Produkt lag bei 30 Prozent und das Dezember-Produkt bei knapp 24 Prozent. Die UBS hat ein weiteres Zertifikat im Angebot, das auf dem Varianz-Prinzip basiert. Es nutzt das Phänomen aus, dass gewöhnlich die implizite Volatilität, also die vom Markt erwartete Schwankungsbreite, über der realisierten Volatilität liegt. Die Historie zeigt, dass die implizite Volatilität im Durchschnitt mehrere Prozentpunkte höher lag als die tatsächlich realisierte Volatilität. Das Zertifikat der UBS auf den Euro Volatility Arbitrage Index für den Euro STOXX 50 (CH0022148487) basiert auf der Differenz einer Short-Position der impliziten Ein-Monats-Variance gegenüber einer Position mit realisierter Variance. Aufgrund des großen Hebels durch die Berechnungsmethode investiert der Emittent lediglich 3 Prozent des eingezahlten Kapitals in eine Variance-Swap-Option, 97 Prozent des Kapitals werden im Geldmarkt angelegt. Das Produkt musste in den vergangenen vier Wochen einen Verlust von 4 Prozent hinnehmen. Grund ist hier der Anstieg der realisierten Volatilität, was aufgrund der Konstruktion des Index dann zu einem Kursrückgang führte. Seit dem Jahresanfang bleibt dem Anleger allerdings ein Plus von rund 4 Prozent. Der längerfristige Kursverlust zeigt, dass diese Kursrückgänge Gelegenheiten sind, um dann preisgünstig in das Produkt einzusteigen.
Von der Société Générale kommt jeweils ein Zertifikat in Euro und Dollar auf den SGI Vol Premium US Index (DE000SG0RVP9, DE000SG5GVP1). Der SGI Vol Premium US Index beruht auf einer monatlich rollierenden Position in sogenannten Variance-Swaps auf den Chicago Board Options Exchange Volatility Index (VIX). Da bei dieser Strategie kein Kapital gebunden ist, fallen zusätzliche Zinserträge an. Das Euro-Produkt musste über vier Wochen einen Verlust von mehr als 10 Prozent hinnehmen, über zwölf Monate kam es auf einen Gewinn von 2,5 Prozent. Das Dollar-Produkt kam im kurzfristigen Bereich auf einen Verlust von 11 Prozent, im Einjahreszeitraum blieb ein Gewinn von 26,2 Prozent. Ein anderes Konzept verfolgen Source und Nomura mit dem Nomura Voltage Mid-Term Source ETF (IE00B3LK4075).Der Indexfonds bildet den Nomura Voltage Strategy Mid-Term30-day Index (Voltage) in Dollar ab, mit dem der Anleger von der Entwicklung der Volatilität profitiert, im Unterschied zu den bisherigen Produkten aber die Nachteile einer dauerhaften Long-Position in Volatilität vermeidet. Der „Voltage“ bildet einerseits ein volatilitätsadjustiertes Investment in den S&P 500 VIX Mid-Term Futures Index ab. Darüber hinaus investiert Voltage in US-Schatzanweisungen mit dreimonatiger Laufzeit. Die Gewichtung des S&P 500 VIX Mid-Term Futures Index wird in Abhängigkeit von seiner eigenen Volatilität zwischen null und 100 Prozent verändert. Je höher die Volatilität in Relation zu den vergangenen 30 Tagen ausfällt, desto größer ist der Anteil. Fällt die Volatilität, wird das Anlegerkapital in den Geldmarkt umgeschichtet. Die Zusammensetzung wird täglich angepasst. Das Produkt kam in den vergangenen vier Wochen auf einen Gewinn von 0,8 Prozent.
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Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Horst Schiessl. Die Mitglieder des Vorstands sind Uto Baader (Vorsitzender), Nico Baader, Dieter Brichmann und Dieter Silmen.
Der Autor dieses Artikels ist Christian Grabbe, Derivateexperte bei der Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte. Weitere Informationen rund um die Themen Indizes, Aktien, Anleihen, Hebelprodukte, ETFs, Devisen und Rohstoffe erhalten Sie auf www.Baadermarkets.de sowie in dem kostenlosen Newsletter Zertifikate Börse.“
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