Gebühren bei Zertifikaten: Die Kosten im Blick
Nebenkosten schmälern den Gewinn bei Zertifikaten. Worauf Anleger vor dem Kauf der Papiere achten sollten.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Der Gewinn liegt im Einkauf. Diese Kaufmannsregel gilt auch bei Zertifikaten. Beim Handel mit den Papieren entstehen außer den Depot- und Transaktionsgebühren weitere Nebenkosten.
Vor dem Handelsstart an der Börse erheben Zertifikatehäuser oft einen Ausgabeaufschlag, auch Agio genannt, der in der Regel zwischen einem und drei Prozent des Nennwerts liegt. Dies ist eine Verkaufsprovision, um den Vertrieb der Zertifikate zu finanzieren - vergleichbar mit dem Ausgabeaufschlag bei Fonds. Nach der Emission zahlt der Zertifikatekäufer - am sogenannten Sekundärmarkt - anstelle des Agio den Spread der Papiere, also die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Der Spread ist zumeist geringer als der Ausgabeaufschlag. Daher kann es sich lohnen, Zertifikate erst nach dem Ende der Zeichnungsphase zu kaufen.
Spreads vergleichen
Warum gibt es eigentlich den Spread? Hintergrund: Um die Liquidität von Zertifikaten während der Laufzeit zu sichern, stellen die Emittenten die Kurse selbst - unabhängig davon, ob die Papiere über die Emittenten oder die Börse gehandelt werden. Der Spread ist eine Art Gebühr des Emittenten für seine Absicherungskosten und den fortlaufend möglichen Handel von Zertifikaten.Grundsätzlich hängt die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs von der Liquidität des Basiswerts ab. Ist es ein üblicher und verbreiteter Wert, der in großen Börsenumsätzen gehandelt wird, wird der Spread eher gering sein. Dabei gilt die Faustregel, dass ein Spread von weniger als 0,5 Prozent preiswert ist. Das gilt beispielsweise für Papiere auf DAX-Aktien. Bezieht sich hingegen ein Zertifikat auf einen exotischeren Wert, beispielsweise auf Aktien aus Schwellenländern, fällt der Spread deutlich höher aus.
Bei der Einschätzung, welche Spreads als günstig oder teuer einzustufen sind, hilft der Preisvergleich. Anleger haben die Möglichkeit, bei gleichen Zertifikatetypen mit identischer Ausstattung die Spreads der Produkte zu vergleichen und anschließend das günstigste Papier auszuwählen.
Je einfacher und gängiger ein Zertifikat konstruiert ist, desto besser lässt es sich mit anderen Produkten vergleichen. So findet man beispielsweise bei Discountzertifikaten auf den DAX am deutschen Markt Tausende Papiere, die miteinander vergleichbar sind.
Eine besonders schlanke und transparente Kostenstruktur weisen übrigens Indexzertifikate auf. Der Grund dafür ist: Zertifikateanbieter müssen diese einfachen Produkte, die lediglich die Entwicklung eines Index eins zu eins nachzeichnen, nicht aus verschiedenen Komponenten strukturieren. Im Gegenzug bieten sie jedoch keinen Schutz gegen Kursverluste des Basiswerts.
Beratung kostet
Eine Vertriebsprovision müssen Anleger zahlen, wenn sie das Zertifikat als Beratungskunde über einen Vertriebspartner oder über das hauseigene Filialnetz des Emittenten erwerben - etwa in der Bankfiliale. Für diese Beratungsleistung zahlt der Käufer die Provision.Über die Höhe dieser Gebühr muss der Emittent oder die Bankfiliale Auskunft geben. Daraus ergibt sich, dass sogenannte Selbstentscheider, also Anleger, die sich ohne die Beratung ihrer Bank Zertifikate kaufen, keine Provision zahlen und somit günstiger wegkommen.
Anleger sollten sich vor allem die Produktinformationsblätter (PIB) der favorisierten Zertifikate ansehen und dabei den Punkt "Kosten/Vertriebsvergütung" genau unter die Lupe nehmen.
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