ZertifikateJournal-Kolumne

Antizyklik ist Trumpf

09.10.09 11:21 Uhr

Antizyklik ist Trumpf | finanzen.net

Antizyklisches Handeln gehört sicherlich nicht zu den Stärken der deutschen Top-Manager.

In der Regel wird erst akquiriert, wenn die Geschäfte gut laufen und die Preise hoch sind. BilfingerBerger-Chef Herbert Bodner geht genau den umgekehrten Weg. Er kauft für rund 350 Mio. Euro die österreichische MCE. Diese plant, baut und wartet mit rund 6.500 Mitarbeitern Kraftwerke und Industrieanlagen in Deutschland und Österreich.

Und Bodner geht sogar noch einen Schritt weiter: Er zapft den Kapitalmarkt in Form einer Kapitalerhöhung an. Auch dies gehört in einem Krisenumfeld eher zu einer Rarität. Das Grundkapital soll dabei um rund 25 Prozent oder 270 Mio. Euro erhöht werden. Die neuen Aktien können von den Altaktionären im Verhältnis vier zu eins zu 30,60 Euro gezeichnet werden. Der Bezugspreis hat dabei einen Abschlag von rund einem Drittel gegenüber dem aktuellen Kurs. Doch die Börse ist trotzdem begeistert. Nach der Bekanntgabe legte die BilfingerBerger-Aktie rund sieben Prozent zu. Die Gründe für das Kursfeuerwerk: Der Preis für die Akquisition ist günstig und das Angebot für die neuen Aktien attraktiv. Gleichzeitig wandelt sich BilfingerBerger weg vom reinen Baukonzern hin zu einem Baudienst¬leister. So wird dieser deutlich margenstärkere Bereich im kommenden Geschäftsjahr erstmals den Umsatz des klassischen Geschäfts übertreffen.

Die Aktie hat jedoch in der jüngeren Vergangenheit schon extrem zugelegt. So ging es vom März-Tief inzwischen mehr als 110 Prozent nach oben. Und auch fundamental ist der Wert mit dem zwölffachen des geschätzten Gewinns für 2010 nicht mehr extrem billig. Mit Blick auf die Charttechnik und den intakten Aufwärtstrend hat der Basiswert jedoch noch ein gewisses Potential nach oben. Im Bereich der Widerstände bei 60,00 Euro dürfte die Luft jedoch dünner werden. Gleichzeitig findet sich auf dem Weg nach unten im Bereich der 35-Euro-Marke eine breite Unterstützungszone.

Noch ein gutes Stück darunter, bei 32,28 Euro, befindet sich die Schwelle eines renditestarken Bonus-Zertifikats mit Cap bei 57,00 Euro von HSBC Trinkaus. Es bringt bis Dezember 2010 eine Bonus-Rendite (zugleich Maximalrendite) von 22,4 Prozent oder 18,1 Prozent p.a., wenn die aktuell mehr als 31 Prozent entfernte Schwelle unverletzt bleibt. Dank eines kleinen Abgelds wäre der direkte Kauf der Aktie übrigens erst renditestärker, wenn der Basiswert bis zum Laufzeitende tatsächlich an die 60-Euro-Marke laufen würde.



Wolfgang Raum ist seit Mitte 2005 Chefredakteur des ZertifikateJournal Deutschland. Insgesamt kann Raum auf mehr als 15 Jahre Berufserfahrung im Kapitalmarkt-Journalismus verweisen. Unter anderem war der 41-Jährige mehr als fünf Jahre für das Anlegermagazin CAPITAL Depesche verantwortlich. Neben seiner wöchentlichen Kolumne in der „Euro am Sonntag“ ist er regelmäßig als Experte in TV-Shows zu Gast, beispielsweise bei Bloomberg.TV und der 3satBörse. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.