Volatilität auf dem Rückzug Renditekiller für Zertifikate
Zu Beginn des neuen Jahres steht der DAX auf einem Fünf-Jahres-Hoch und nimmt Anlauf auf die 8.000-Punkte Marke.
Susanne Woda, Portfoliomangerin, MERITO Asset Management GmbH
Nach solch einer Rallye kann es für Anleger klug sein vorsichtiger zu agieren, um möglichen Verlusten vorzubeugen. Doch mit dem stetigen Anstieg der Aktienindizes der letzten Monate ging auch der Rückgang der Volatilität einher. Zertifikatestrategien zur Risikoreduzierung sind damit weniger sinnvoll, die Portfolioabsicherung mit Optionen hingegen günstig.
Die Aussichten für die Aktienmärkte sind aufgrund fehlender Anlagemöglichkeiten im Zinsbereich nach wie vor aussichtsreich und die Prognosen der Analystenhäuser für das Jahr 2013 überwiegend positiv. Vieles spricht weiterhin für Aktieninvestments. Wer nach dem starken Kursanstieg im aktuellen Marktumfeld noch in Aktien investieren möchte, tut gut daran, sein Risiko aktiv zu steuern. Die Auswahl der richtigen Strategie will jedoch wohl überlegt sein. Insbesondere Anleger, die kein Direktinvestment in Aktien anstreben, sondern mit gemindertem Risiko über Zertifikate investieren möchten, stehen momentan vor einem Problem namens Volatilität. Während der DAX die Hürde Fünf-Jahres-Hoch übersprungen hat, durchbrach der V-DAX, der die Schwankungsbreite des Index abbildet, sein Fünf- Jahres-Tief. Er notiert nun sogar unter dem Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise.
Für Anleger bedeutet dies eine denkbar ungünstige Ausgangssituation, um mittels Bonus- und Discountzertifikaten einen Schutz gegen moderate Aktienverluste aufzubauen. Denn die sinkende Volatilität verbilligt die Optionspreise. Der Inhaber eines Discountzertifikates ist Verkäufer einer Option und leidet unter dem geringen Verkaufserlös, der seinen Kaufkurs für die Aktie reduziert. Anders ausgedrückt: Der Abschlag, den die Zertifikate gegenüber den Einzelwerten aufweisen, wird mit sinkender Volatilität geringer und der Risikopuffer nimmt ab. Seit Juni 2012 sind die Risikopuffer für den Kauf von DAX-Discountern aufgrund der Börsenentwicklung deutlich zurückgegangen. Bei einem einjährigen Papier auf den DAX mit Cap auf aktuellem Niveau beispielsweise beträgt der Kursvorteil nur noch 8,7 Prozent. Im Juni
2012 wäre der Kursvorteil eines vergleichbaren Papiers über 30 Prozent höher ausgefallen.
Zudem besteht im aktuellen Umfeld die Gefahr, der wieder anziehenden Volatilität. „Die Schwankungsbreite wird wieder an die Märkte zurückkehren“, ist sich Susanne Woda sicher, „denn die Probleme in Europa sind nach wie vor nicht gelöst und es ziehen mit der Schuldenthematik der USA neue Wolken am Horizont auf.“ Zu sinkenden Aktienkursen würden dann auch noch sinkende Zertifikatekurse durch die Ausweitung der Risikopuffer kommen. Discountzertifikate würden in diesem Fall zu doppelt verlieren.
Daher sind Zertifikateanleger gut beraten, aktuell abzuwarten und bei der Titelauswahl nach Ausreißern Ausschau zu halten, die sich von der allgemeinen Marktentwicklung abkoppeln können.
Für Anleger, die nicht auf Kursrücksetzer warten wollen und die entsprechenden Kenntnisse über Termingeschäfte haben, ist der Einstieg in Aktien kombiniert mit einer Long-Put- Strategie sinnvoll. Die geringe Volatilität senkt die Optionspreise und macht damit den Erwerb von Put-Optionen günstiger. Die Absicherung eines DAX-Depots im Wert von 100.000 EUR bei 7.300 Punkten bis zum Jahresende – also ca. 5 Prozent unter dem aktuellen Indexstand - würde den Anleger beispielsweise nur 1000 EUR kosten. Dieser schmälert zwar die Rendite bei steigenden Kursen, denn die Optionsprämie ist in jedem Fall zu zahlen, das Verlustrisiko ist dadurch aber auf maximal 6.000 EUR begrenzt.
Wer mangels Kenntnissen auch dieser Weg nicht einschlagen kann, hilft die Rückkehr zu den Basics: Der Anleger kann immer noch auf das einfachste Mittel der Risikoabsicherung zurückgreifen - den Stop-Loss.
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