Hebelzertifikate-Trader Stephan Feuerstein

Wann findet das Geld seinen Weg?

12.10.10 09:06 Uhr

Wann findet das Geld seinen Weg? | finanzen.net

Nicht wirklich überraschend waren nach dem ohnehin schlechten Bericht ...

... der privaten US-Arbeitsagentur ADP die Arbeitsmarkdaten vergangenen Freitag. Natürlich könnte man argumentieren, dass die Aktienmärkte besonders wegen der ausgebliebenen Überraschung nicht negativer reagiert hatten. Wir machen aber seit Monaten auch darauf aufmerksam, dass die im Markt vorhandene Liquidität ein Punkt ist, den man aktuell nicht außer Acht lassen sollte.

Weiterhin schlechte US-Konjunkturdaten

Keine wirkliche Neuigkeit ist daher, dass die US-Konjunktur nach wie vor nicht richtig Tritt fassen kann. Da das Zinssenkungsspektrum der US-Notenbank ziemlich ausgeschöpft ist, wird zur weiteren Stimulation der (Rück-)Kauf von Staatsanleihen in Erwägung gezogen. Marktbeobachter rechnen damit, dass dies bereits wieder im November stattfinden wird. Was dem Markt kurzfristig zu weiterer Liquidität verhilft, bereitet aber langfristig Bauchschmerzen. Immerhin dürfte das „Drucken“ von Geld die Inflation langfristig begünstigen. Aber noch haben wir „nur“ mit dem Problem zu kämpfen, dass es quasi Geld im Überschuss gibt. Nur hat dieses seinen Weg an die Aktienmärkte nur bedingt gefunden.

Von Staatsanleihen zu Aktien?

Stattdessen steht das Thema Sicherheit weiterhin hoch auf der Agenda. Aus diesem Grund sind Staatsanleihen von Ländern guter Bonität weiterhin auf dem Einkaufszettel. Allerdings sinken damit die Renditen, was nach und nach den Beigeschmack einer Blasenbildung mit sich bringt. Die spannende Frage lautet daher, ab wann die Akteure ein klein wenig mehr Risiko auf sich zu nehmen bereit sind und den Weg zurück zum Aktienmarkt finden werden. Sollte dies der Fall sein, was den DAX sicherlich auf ein neues Jahreshoch drückt, dürften Anschlusskäufe nicht überraschend sein. Eine kleine Rally zum Jahresende hin ist daher aktuell kein extrem unwahrscheinliches Szenario. Interessant ist dies auch insofern, als dass das seit Monaten anhaltende Verhalten „unten nehmen – oben geben“ weiterhin vorhanden ist, so dass aktuell noch nicht davon auszugehen ist, dass sich ein Großteil der Anleger für einen Ausbruch nach oben positioniert hat. Die weiterhin vorhandene, vorsichtige Haltung könnte also das Fundament für eine Aufwärtstendenz in den nächsten Wochen darstellen.

Sind Kostolanys Worte immer noch gültig?

Kostolany sagte einmal, dass man das Gehirn ausschalten (und Aktien kaufen) müsse, wenn die Zinsen nahe null gehen. Die Zinsen sind dort schon länger und werden auch voraussichtlich frühestens erst in der zweiten Jahreshälfte kommenden Jahres eine Wende erfahren. Da die FED aber zudem noch Staatsanleihen erwirbt, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, ab wann das Geld wieder den Weg an den Aktienmarkt findet. Was mittelfristig eine erneute Blase heraufbeschwören könnte (zumindest lehrt das die Vergangenheit), könnte in den kommenden Monaten zumindest attraktive Möglichkeiten „auf der langen Seite“ mit sich bringen.

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.