Von Regenschirmen, Todsünden und Tippfehlern …
Was für eine Woche! In Griechenland liefen die Bürger Sturm und protestierten gegen die geplanten Kürzungen.
Die heftigen Ausschreitungen mussten auch zunächst aus Ratlosigkeit über den Kurssturz am Donnerstag herhalten. Wie dem auch sei, es kam zum größten Punkteverlust an einem Tag seit Bestehen des Dow Jones Index, der zeitweilig um fast 1.000 Punkte in den Keller rauschte.
Erklärungsversuche ...
Ebenso rasch, wie es nach unten ging, drehte aber die Richtung auch wieder und schon relativ rasch zeichnete sich ab, dass die Helenen nicht für alles die Schuld tragen, was an den internationalen Börsen so geschieht. Ob es nun aber ein Tippfehler war und ob dieser von einem Händler ausgelöst wurde, im Detail ist es letztendlich schon fast uninteressant. Viel wichtiger ist, dass das Geschehen am vergangenen Donnerstag einen Fehler im System offenbart hat. Denn die Sicherheitsmechanismen, die eigentlich genau für diese Panikfälle konstruiert worden sind, haben offensichtlich versagt. Mit den fortgeschrittenen Möglichkeiten, welche die Anleger mittlerweile haben, hält offenbar doch kein Sicherheitsnetz, wenn alle Akteure durch eine dann viel zu kleine Tür möchten. Bleibt zu hoffen, dass man sich den Vorfall zu Herzen nimmt, denn einen zweiten „schwarzen Donnerstag“ möchte sicherlich keiner mehr sehen.
Neue Sicherheitsnetze, Regenschirme und Ähnliches
Während also die „Panik-Programme“ an den Börsen offensichtlich versagt haben, hat die Europäische Union am Wochenende einen „Sicherheits-Regenschirm“ der besonderen Klasse aufgespannt. Mit einem atemberaubenden Volumen von 750 Mrd. Euro hat er die Märkte zum Wochenauftakt zum Feiern animiert, so dass der „Tippfehler“ der Vorwoche bereits wieder ausgeglichen wurde. Allerdings bleiben bei den Details durchaus ein fader Beigeschmack und damit auch die Frage, ob der zuletzt vorhandene Vertrauensverlust im Euro damit wirklich gelöst werden kann. Letztendlich hat auch die unabhängige Bastion EZB dabei Federn lassen müssen, was langfristig als vertrauensbildende Maßnahme in die Gemeinschaftswährung sicherlich nicht der größte Wurf war und daher auch von dem einen oder anderen Experten als Todsünde gebrandmarkt wird. Auch der Versuch, den Schwarzen Peter den bösen Spekulanten zuzuschieben, ist wohl etwas zu kurz gesprungen. Diese haben sicherlich einen Anteil daran, dass sich die Situation zugespitzt hat. Aber die Ursache liegt schließlich an anderer Stelle. Und ob mit dem Rettungsschirm wirklich an der Ursache eine Änderung vollzogen wird... Vielleicht ist es aktuell doch kein Fehler, sich mittelfristig auf eine wiederkehrende Parität zum US-Dollar einzustellen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.