Rohstoff-Trader-Kolumne: Kobalt für Preis-Explosion?
Wissen Sie eigentlich, wie Kobalt zu seinem Namen kam? Nein? Trösten Sie sich, bis vor kurzem wusste ich das auch noch nicht. Im Mittelalter dachten Bergleute, Kobalt sei von Kobolden in wertloses Gestein verhextes Silber oder Kupfer, weil es in seiner natürlichen Erzform den beiden Metallen zum verwechseln ähnlich sieht, beim Erhitzen aber üble Gerüche hinterlässt. Heute wissen wir es freilich besser. Vor allem kommt mittlerweile niemand mehr auf die Idee, den Rohstoff als wertlos zu betrachten. Immerhin haben sich die Preise in den vergangenen zwölf Monaten annähernd verdoppelt und die "Hausse" könnte durchaus noch ein bisschen weitergehen.
Stark steigende Nachfrage
Denn die Kobalt-Nachfrage nimmt kontinuierlich zu. Verwendung findet das Metall unter anderem als Legierungszusatz. Durch die Beimischung von Kobalt lässt sich besonders harter sowie hitze- und korrosionsbeständiger Stahl herstellen. Immer populärer wird Kobalt aber auch in der High-Tech-Branche. Hier dient es vor allem zur Produktion immer kleinerer und leistungsfähiger Akkus für Handys oder Laptops. Der Einsatz in diesem Bereich hat sich seit 2004 nahezu verdreifacht. Einen gewaltigen zusätzlichen Nachfrage-Boom dürfte der zu erwartende Siegeszug der Hybrid-Technik im Fahrzeugbau auslösen. Bis 2012 will Marktführer Toyota jährlich eine Millionen umweltfreundliche Autos produzieren. Das bedeutet gleichzeitig, dass pro Jahr eine Millionen Hochleistungs-Batterien notwenig sind, für die Kobalt unverzichtbar ist. Experten rechnen demzufolge damit, dass sich der Bedarf bis 2015 von derzeit 60.000 auf über 120.000 Tonnen pro Jahr mehr als verdoppeln wird. Dies entspricht einem jährlichen Plus von rund acht Prozent.
Angespannte Angebotslage
Auch wenn die weltweiten Gesamt-Vorkommen mit geschätzten 15 Millionen Tonnen recht üppig sind, ist die Angebotslage ziemlich angespannt. Grund: Die meisten Reserven befinden sich in politisch weniger stabilen Regionen Afrikas. Allein im Kongo fördern Bergbau-Konzerne ein Drittel des globalen Gesamt-Outputs. Unter anderem deshalb sind Engagements in entsprechende Minen-Aktien (Derivate auf Kobalt gibt es keine) mit beträchtlichen Risiken behaftet. Kürzlich entzog beispielsweise die kongolesische Regierung einem Unternehmen mal eben die Abbaurechte für eine der Haupt-Minen, woraufhin der Kurs fast schon ins Bodenlose stürzte. Erst nach einem langwierigen Gerichtsverfahren gab es die Lizenzen zurück. Anlegern mit einem schwachen Herzen kann ich den Kauf von Kobalt-Aktien daher nur sehr eingeschränkt empfehlen, wenngleich ich bei dem Metall längerfristig mit weiteren Kurs-Zuwächsen rechne.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.