70 Dollar und kaum Bewegung: Ölpreis trotzt den Krisen
Die Krise im Nahen Osten, insbesondere die jüngste Eskalation zwischen Israel und den Palästinensern, hat die geopolitischen Spannungen in der Region enorm verstärkt. Angesichts der historischen Bedeutung dieser Region für die globale Energieversorgung sollte der Ölpreis durch die Decke gehen. Doch das passiert derzeit nicht: das Niveau von um die 70 Dollar wird gehalten - und ein weiterer Anstieg ist nicht in Sicht.
Das ist umso verwunderlicher, als rund 30 Prozent des weltweiten Erdöls aus der Region kommen. Und in früheren Krisen kam es schnell zu einem starken Anstieg der Ölpreise. Doch was ist heute anders? Zum einen ist es so, dass die weltweite Konjunktur nicht gerade heiß läuft, also weniger Öl benötigt wird und die Nachfrage eher schwach als stark ist. Doch das ist nur ein Nebengrund. Der Hauptgrund liegt im starken Umbau des globalen Energiesystems in den vergangenen Jahren.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.So hat zum einen die Schieferölrevolution in den USA die Abhängigkeit des Westens von nahöstlichem Öl erheblich verringert. Die USA sind mittlerweile einer der größten Produzenten von Rohöl. Das hat ihnen mehr Energieautonomie verschafft und den globalen Ölmarkt diversifiziert.
Zum anderen haben viele Länder auch nach den Erfahrungen mit den starken Energiepreisanstiegen durch den Ukrainekrieg Reserven angelegt. Diese strategischen Ölreserven werden gezielt eingesetzt, um Versorgungsengpässe zu verhindern. Diese Reserven bieten eine Pufferfunktion, die kurzfristige Preissprünge dämpft, auch wenn die geopolitischen Risiken zunehmen.
Wichtiger für die weltweite Nachfrage ist aber der sinkende Verbrauch durch den Trend hin zu erneuerbaren Energien und einer diversifizierteren Energieversorgung. Immer mehr Länder setzen auf Wind-, Solar- und Wasserkraft, um ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Dies hat die Bedeutung des Öls für die Weltwirtschaft abgeschwächt. Zwar ist Öl nach wie vor ein entscheidender Rohstoff, doch langfristig sinkt seine Dominanz.
Dazu kommt, dass trotz der politischen Spannungen die Ölproduktion in den Hauptförderländern der Region relativ stabil geblieben ist. Länder wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben großes Interesse daran, die Produktion aufrechtzuerhalten, um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen zu wahren. So spiegelt die Stabilität des Ölpreises die Veränderungen in der globalen Energielandschaft wider. Die Weltwirtschaft kann geopolitische Schocks besser abfedern, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Dadurch können Konflikte im Nahen Osten heute weniger direkt auf den Preis einwirken als in früheren Jahrzehnten.
Uwe Zimmer, Geschäftsführer Z-Invest GmbH, Köln