Euro am Sonntag-Meinung

Palmöl, nein danke: Das bringt uns auf die Palme!

01.01.17 15:00 Uhr

Palmöl, nein danke: Das bringt uns auf die Palme! | finanzen.net

Mit Milliarden-Beträgen fördert die Bundesregierung erneuerbare Energien. Doch wenn es wirklich um die Umwelt geht, versagt sie.

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von Claus Sauter, Gastautor von Euro am Sonntag

Ist der Ruf erst ruiniert, wächst es sich ganz ungeniert: Gut vier Monate, nachdem der World Wildlife Fund (WWF) in seiner Studie "Auf der Ölspur" vor den verheerenden Folgen der Palmölproduktion in Asien gewarnt hat, steht uns eine Gesetzesänderung des Bundesumweltministeriums pro Palmöl bevor. Sie haben richtig gelesen: pro Palmöl!

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Seit Jahren protestieren Umweltschützer, Bürger und auch Politiker zu Recht gegen das ungeliebte Palmöl. Brandrodung, Menschenrechtsverletzungen und die Bedrohung ganzer Tierarten in den tropischen Regenwäldern sind kein akzeptabler Preis für ein Pflanzenöl. Die günstige Palmölproduktion zeigt sich davon unbeeindruckt und steigt seit Jahrzehnten unbeirrt jährlich um etwa sieben Prozent. Mehr als 17 Millionen Hektar werden derzeit für den Anbau genutzt und nehmen Orang-Utan und Co ihren natürlichen Lebensraum.

Deutschland bringt sich jährlich mit einem Verbrauch von 1,8 Millionen Tonnen Palmöl in die globale Artenvernichtung ein. Dieser Beitrag soll nach dem Willen der Bundesregierung nun offensichtlich nochmals steigen. Denn der aktuelle Entwurf zur 37. Verordnung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchV) forciert die Verwendung von mitverarbeiteten biogenen Ölen, auch Co-HVO genannt, durch Anrechnung auf die Treibhausgasreduktionsquote (THG-Quote).

Deutschland braucht kein
Palmöl - wir haben genug Raps

Dabei werden die biogenen Öle in den Mineralölraffinerien zusammen mit dem fossilen Rohöl verarbeitet, also koraffiniert. Aus technischen sowie ökonomischen Gründen kommt hierfür auf absehbare Zeit nur Palmöl infrage. Das umweltschädliche Palmöl soll also in den Diesel gemischt werden und damit zum Umweltschutz beitragen, während gleichzeitig weniger Biodiesel aus heimischem Raps eingesetzt wird. Palm- statt Rapsöl - das ist aus meiner Sicht reiner Hohn.

Bis 2020 sollen die Treibhausgas­emissionen im Verkehrsbereich durch den Einsatz von Biokraftstoff um sechs Prozent reduziert werden. Das kann auch umweltfreundlich erreicht werden. Deutscher Biodiesel kann aus deutschem Rapsöl erzeugt werden. Das verbessert die CO2-Bilanz und stärkt außerdem die heimische Landwirtschaft.

Das Image von Biodiesel leidet seit Jahren unter den katastrophalen Auswirkungen der wachsenden Palmöl­produktion in Asien. Dabei setzt die deutsche Biodieselindustrie zu mehr als 90 Prozent Rapsöl als Rohstoff ein. Wir brauchen kein Palmöl. Wenn die Bundesregierung konsequent wäre, würde sie Palmöl zur Biodieselproduktion gänzlich verbieten. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Mit dem aktuellen Gesetzesentwurf schadet das Bundes­umweltministerium unter Leitung von Barbara Hendricks (SPD) dem Klima, den Orang-Utans und der deutschen Landwirtschaft.

Biokraftstoff aus Stroh, Altfetten
oder Klärschlamm gewinnen

Was wir brauchen, ist eine eigene Quote für fortschrittliche Biokraftstoffe der zweiten Generation, die aus Reststoffen wie Stroh, Altfetten oder Klärschlamm hergestellt werden. Solche Technologien und Anlagen gibt es bereits in Deutschland. Acht bis 13 Millionen Tonnen Stroh verbleiben jedes Jahr ungenutzt auf den deutschen Getreidefeldern - damit können gut fünf Millionen Pkw Jahr für Jahr CO2-neutral fahren, genau wie ein Elektroauto, das mit 100  Prozent Strom aus regenerativen Quellen angetrieben wird.

Wir brauchen kein Co-HVO, um die gesteckten CO2-Einsparziele zu erreichen. Wir brauchen lediglich ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zu fortschrittlichen Biokraftstoffen der zweiten Generation. Statt Brandrodungen in den Tropen sollte die Bundes­regierung regionale Wertschöpfung der einheimischen Landwirtschaft und des deutschen innovativen Mittelstands fördern - statt auf Co-HVO aus Palmöl auf hocheffiziente Biokraftstoffe aus Reststoffen setzen. Deshalb setze ich mich für ein sofortiges Abrücken von Co-HVO und gegen diesen Raub an den Ressourcen der Menschheit ein.

Kurzvita

Claus Sauter, Vorstandschef der
Verbio Vereinigte BioEnergie

Der studierte Diplom-­Kaufmann übernahm 1990 den Familien­betrieb Alois Sauter Landesprodukten-Großhandlung in Oben­hausen, Bayern. Seit Mai 2006 ist Sauter, ­Gründer der Verbio ­Vereinigte BioEnergie, auch deren Vorstandsvorsitzender.
Verbio ist einer der ­führenden konzern­unabhängigen Hersteller von Biokraftstoffen und ­zugleich der einzige großindustrielle ­Produzent von Bio­diesel, ­Bioethanol und Biomethan in Europa.

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Bildquellen: tristan tan / Shutterstock.com, Verbio Vereinigte BioEnergie AG

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