Euro am Sonntag-Meinung

Chance bei Industriemetallen

02.09.18 15:00 Uhr

Chance bei Industriemetallen | finanzen.net
Max Holzer

Ein großer Verlierer des Handelskonflikts sind Rohstoffe - insbesondere Industriemetalle. Dabei bietet der Metallmarkt noch versteckte Chancen.

von Max Holzer, Gastautor für €uro am Sonntag

Die Entspannung im Handelsstreit war nur von kurzer Dauer. Im August drehte sich die Eskalationsspirale durch zusätzliche US-Zölle auf chinesische ­Güter weiter. Dabei schaden die USA mit ihrem Protektionismus nicht nur anderen Staaten, sondern auch sich selbst. Denn Zölle wirken stagflationär: Sie führen zu Inflation, schwächen Kaufkraft und unternehmerische Margen und damit das Wirtschaftswachstum. Da Industriemetalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel und Zink eine große Rolle in der industriellen Fertigung spielen, geraten auch sie in den Zollstrudel. Seit Jahresbeginn haben sie auf Indexebene 15 Prozent an Wert verloren.

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Insbesondere China beeinflusst die Metallmärkte entscheidend, denn das Reich der Mitte ist weltweit der größte Nachfrager von Rohstoffen. Bei Kupfer zum Beispiel kommt knapp die Hälfte des weltweiten Bedarfs aus China. Aufgrund der etwas eingetrübten chinesischen Wachstumsaussichten und der schwachen chinesischen Währung ist die Nachfrage in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen. Auch haben sich chinesische Spekulanten aus dem Geschäft mit Industriemetallen verabschiedet. Seit der Zollkonflikt Anfang des Jahres an Fahrt aufgenommen hat, hat der Renminbi um etwa zehn Prozent gegenüber dem US-Dollar ab­gewertet. Damit verteuern sich die in US-Dollar notierten Industriemetalle für den chinesischen Nachfrager. Die Währungsschwäche will die People’s Bank of China (PBOC), die chinesische Zentralbank, so nicht hinnehmen. Um die Abwertung des Renminbi zu stoppen, hat sie kürzlich unter anderem eine höhere Einlagenpflicht bei Devisen­geschäften verhängt.

Sollte es die PBOC schaffen, die Währung zu stabilisieren, könnte das den Abverkauf bei Industriemetallen bremsen. Auch eine nachhaltige Beruhigung im Handelskonflikt wäre ein positives Signal für den Sektor allgemein. Doch unabhängig davon bieten sich bei einzelnen Metallen schon jetzt Chancen - denn trotz aller Störfeuer gilt: Die Weltwirtschaft läuft weiter äußerst robust. Viele Metalle befinden sich derzeit in ­einem Angebotsdefizit, das heißt, die Nachfrage übersteigt das Angebot. In­teressant ist die Situation bei Nickel. Mit dem zunehmenden Trend zur Elektromobilität wächst auch die Nachfrage nach Nickel, das für die Kathoden­herstellung in den Batterien gebraucht wird. Die Wachstumsraten liegen hier bei mehr als 40 Prozent.

Dagegen scheint das goldene Zeitalter vorbei zu sein. Seit April kennt der Gold-preis nur eine Richtung: nach unten. Trotz geopolitischer Risiken etwa im Nahen Osten und der Eskalation im Handelsstreit ist die Krisenwährung nicht gefragt.

Letztlich belastet ebenfalls der starke US-Dollar, denn dadurch wird das Edelmetall für die gold­affinen Schwellenländer zu teuer. Auch bei Palladium sehen wir eher negative Vorzeichen. Das Edelmetall hängt stark am Autoabsatz, da es in Katalysatoren für Benzinmotoren zum Einsatz kommt. Die Sorge vor Dellen im Wirtschaftswachstum übt Druck auf den Palladiumpreis aus.

Preisanstieg bei Platin wegen Schließungen von Minen


Doch bei Platin bieten sich Chancen. Das Edelmetall, das in Katalysatoren für ­Dieselmotoren verbaut wird, hat stark unter dem Dieselskandal gelitten. Sein Preis notiert auf einem 15-Jahres-Tief. Die Dieselthematik ist mittlerweile eingepreist, die Produktionsrückgänge der nächsten Jahre aber noch nicht. Platin wird vor allem in Südafrika gefördert. Da momentan die Produktionskosten, unter anderem aufgrund des schwachen südafrikanischen Rands, über dem Platinpreis liegen, verbrennen die dortigen Minen unentwegt Geld.

Schon haben große Bergbaukonzerne wie Impala Platinum angekündigt, Produktionsstätten 2019 und 2020 schließen zu müssen. Damit dürften etwa zwei bis drei Prozent der Platin-Weltproduktion betroffen sein. Zahlreiche andere werden folgen müssen, was dem Preis Auftrieb verleihen würde.

Auch wenn der Handelskonflikt einen entscheidenden Einfluss auf die Metallpreise insgesamt in den kommenden Monaten haben wird, sollten Anleger differenzieren: Während Gold nicht mehr glänzt, könnten Nickel und Platin gute Portfolioalternativen sein.

Kurzvita

Max Holzer
Leiter Relative Return bei Union Investment
Holzer leitet seit 2017 im Portfoliomanagement von Union Investment die Abteilung Relative Return innerhalb des Bereichs Multi ­Asset. Zuvor stand er lange der Einheit Asset Allocation vor.
Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und mit aktuell rund 330 Milliarden Euro verwaltetem ­Vermögen einer der größten deutschen ­Vermögensverwalter für private und institutionelle Anleger.




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Bildquellen: Carsten Lerp/Union Asset Management Holding AG, Lightspring / Shutterstock.com