Euro am Sonntag

Mehr Ressourcen-Effizienz: Sparen und doch wachsen

13.09.15 16:00 Uhr

Mehr Ressourcen-Effizienz: Sparen und doch wachsen | finanzen.net

Ohne Wirtschaftswachstum drohen Schulden und politische Krisen, ohne Schutz der Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften aber auch. Die Lösung: Ressourcen-Effizienz.

von Gerhard Wagner, Gastautor von Euro am Sonntag

Das Wirtschaftswachstum ist in modernen Gesellschaften zur Universallösung aller sozialen, wirtschaftlichen und poli­tischen Probleme geworden, von der Verbesserung des Lebensstils und der Verringerung der Armut bis zur Lösung der Probleme überschuldeter Staaten und Unternehmen. Hinsichtlich der globalen ökologischen Herausforderungen ist Wirtschaftswachstum in seiner heutigen Ausprägung aber keine Lösung, sondern die Ursache des Problems.

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Wächst die globale Wirtschaftsleistung auch in Zukunft mit rund 3,5 Prozent, verdoppelt sich alle 20 Jahre die globale Wirtschaftsleistung. Auch die Umweltverschmutzung wächst dementsprechend, solange sich die Ressourcen­effizienz nicht deutlich verbessert. Die Welt befindet sich also in einem Wachstumsdilemma: Wächst die Wirtschaftsleistung nicht, drohen aufgrund stei­gender Arbeitslosigkeit soziale Unruhen und aufgrund nicht tilgbarer Schulden ökonomische Verwerfungen. Die gegenwärtige Krise in Griechenland ist ein Vorgeschmack darauf.

Entwickelt sich die Weltwirtschaft weiter wie bisher, stehen ganze Regionen der Erde aufgrund der steigenden Umweltverschmutzung vor dem ökologischen Kollaps. Beide Szenarien stehen im Widerspruch zu einer nachhaltigen Entwicklung. Der einzige sich abzeichnende Ausweg aus diesem Wachstumsdilemma ist die absolute Entkopplung von Wirtschaftsleistung und Ressourcenverbrauch.

Dahinter steht die Vision, dass die Wirtschaft weiterwachsen kann, ohne dass die ökologischen Grenzen erreicht werden. Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit sind nur dann vereinbar, wenn es gelingt, ein explizites Ressourcenverbrauchsziel zu formulieren. Daneben ist die Verbindlichkeit des Klimaziels zentral, bei dem die Erd­erwärmung zwei Grad Celsius nicht überschreitet. Führenden Wissenschaftlern zufolge muss der globale Ressourcenverbrauch bis 2050 um 30 bis 50 Prozent reduziert werden, damit die Öko­sphäre nicht übermäßig belastet und geschädigt wird.

Das Wirtschaftswachstum gilt als vom Ressourcenverbrauch entkoppelt, wenn die Steigerung der Ressourcen­effizienz größer ist als das Wirtschaftswachstum. Folgerichtig stellt die Ressourceneffizienz ein wichtiges ökologisches Kriterium bei der Selektion von Titeln für nachhaltige Investmentfonds dar. Attraktiv sind beispielsweise Unternehmen, die durch Substitute oder Recycling den Ressourcenverbrauch minimieren. Nur so lassen sich die notwendigen Effizienzsteigerungen von mehr als drei bis vier Prozent im Jahr erzielen. Denn der technologische Fortschritt führt erfahrungsgemäß nur zu jährlichen Effizienzsteigerungen von rund 1,5 Prozent. Folgerichtig gehören auch Hersteller von erneuerbaren Energien zu den interessanten Unternehmen aus Sicht eines nachhaltigen Investors, da die Energiegewinnung aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft ein sinnvoller Ersatz für fossile Energien oder die Kernenergie ist.

Ökonomischer Erfolg durch
ökologische Verbesserung

Das Thema Ressourceneffizienz hat aber viele Facetten. Es geht dabei nicht nur um die Einsparung und effizientere Nutzung von Kohle, Gas und Öl oder um das Einsparen von Edelmetallen, sondern zum Beispiel auch um den effizienten Umgang mit dem wichtigsten Rohstoff der Erde: Wasser. Einerseits ist das Wasserangebot auf der Erde limitiert und nicht substituierbar. Auf der anderen Seite steigt die Wassernachfrage aufgrund des Wirtschaftswachstums und der Bevölkerungszunahme. Unternehmen, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen einen Beitrag leisten, um die Wassernachfrage vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln, sollten in Zukunft überdurchschnittlich wachsen und sind entsprechend attraktiv für ein nachhaltiges Portfolio.

Das Thema Ressourceneffizienz ist deswegen das zentrale ökologische Anlagethema für nachhaltige Fonds. Für Investoren, die ökologische Verbesserungen mit ihrem Investment unterstützen und an den ökonomischen Erfolgen partizipieren möchten, sind nachhaltige Fonds, die sich auf das Thema Ressourceneffizienz fokussieren, ein interessanter Lösungsansatz.

Kurzvita

Gerhard Wagner,
Fondsmanager bei Swisscanto

Wagner ist mitverantwortlicher Manager der Swisscanto-Fonds Green Invest, des Swisscanto Equity Fund Climate Global Invest B und des Swisscanto Equity Fund Water Global Invest B. Von 1994 bis 2001 arbeitete er als Wissenschaftler an der ETH/EAWAG im Bereich Klimaphysik. Die Swisscanto Holding AG gehört zum Konzern der Zürcher Kantonalbank und bietet umfassende Produkte und Dienstleistungen im ­Anlage- und Vorsorgebereich an.

Bildquellen: AlexandreNunes / Shutterstock.com, Swisscanto Holding AG