Nach Rekordhoch im Mai: Wieso der Holzpreis mit dem Abflauen des Pandemie-Booms wieder fällt
Auf der Höhe der Corona-Pandemie war Holz einer der nachgefragtesten Rohstoffe, was sich auch am schnellen Kursanstieg des nachwachsenden Baumaterials zeigte. Nach einem Rekordhoch im Mai kam der Holzpreis nun aber wieder zurück.
• Nachfrage übersteigt Angebot in der Krise
• Höhere Produktion treibt Preis wieder nach unten
• Kurzfristiger Anstieg der Inflation
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Hausbau- und Renovierungsboom sorgt für Holzrally
Die Corona-Krise hatte neben dem Aktienmarkt auch starke Auswirkungen auf den Rohstoffhandel. Während etwa der Ölpreis zu Beginn der Pandemie aufgrund schlagartig sinkender Nachfrage erstmals seit Beginn des Future-Handels 1983 ins Minus fiel, ging es im vergangenen Sommer für den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch bei 2.063,68 US-Dollar, weil zahlreiche Anleger sich in das als "sicherer Hafen" geltende Edelmetall flüchteten. Inmitten der Krise stieg auch die Nachfrage nach Holz und damit auch der Preis für den nachhaltigen Rohstoff. Als Hauptgrund für den sprunghaften Anstieg führt die New York Times einen Hausbau- und Renovierungsboom an. Gleichzeitig litten zahlreiche Sägewerke und Verarbeitungsstandorte noch unter Beschränkungen, die zur Eindämmung des Virus auferlegt wurden, oder konnten ihren Betrieb zumindest noch nicht vollständig wieder aufnehmen. Damit überstieg die Nachfrage nach Holz das tatsächliche Angebot. Die Futures auf Schnittholz stiegen immer weiter an. Im April erhielt der Kurs erneut einen starke Schub und konnte im Mai bei 1.686,00 US-Dollar je 1.000 "Board Feet", was umgerechnet 2.359,74 Kubikzentimeter entspricht, ein Allzeithoch erreichen. Noch im März 2020, kurz vor dem Corona-Crash, betrug der Preis hierfür noch knapp 300 US-Dollar.
Sägewerke wollen Nachfrage händeringend gerecht werden
Seit dem Hoch im Mai sank der Holzpreis wieder ab, weil Holzhändler ihre Produktion wieder aufgenommen und Kunden ihre Käufe aufgeschoben haben, um von niedrigeren Preisen zu profitieren, so die US-amerikanische Tageszeitung weiter. Die rund 3.000 Sägewerke in den USA haben demnach aktuell alle Hände voll zu tun. "Niemand ist im Moment nicht ausgelastet", kommentierte Joe Hankins, Verkaufsleiter des Sägewerks Hankins Lumber, die derzeitige Lage gegenüber dem Blatt. Andere Werke reagieren mit zusätzlichen Schichten oder nehmen stillgelegte Standorte wieder in Betrieb, um der Nachfrage gerecht zu werden. Denn auch wenn sich der Holzpreis von seinem Rekordstand aus dem Mai entfernt, liegt das aktuelle Kursniveau weit über dem, was die Händler noch vor einigen Jahren für möglich gehalten hätten. Und auch bis zum nächsten Jahr werde sich der Kurs zwischen 700 und 800 US-Dollar bewegen, wie Führungskräfte des Holzproduzenten PotlatchDeltic laut dem Wall Street Journal kürzlich auf einer Konferenz prognostizierten. Zuletzt wurde der nachwachsende Rohstoff bei 779,30 US-Dollar gehandelt (Stand vom 25.06.2021).
Sinkende Nachfrage von Privatpersonen und Bauunternehmen
Gleichzeitig geht jedoch die Nachfrage von zahlreichen Hobbyhandwerkern seit Beginn der Pandemie zurück, bestätigte auch Shawn Church von der Branchenpublikation Fastmarkets Random Lengths. "Der Do-it-yourself-Sektor ist nicht mehr so robust wie vor einem Jahr, als die Eigenheimbesitzer eingesperrt waren und das Konjunkturprogramm und die Reisegelder nutzten, um eine Menge Heimwerkerarbeiten durchzuführen", so der Redakteur gegenüber der New York Times. Und auch sein Kollege Dustin Jalbert stimmt dieser Einschätzung im Gespräch mit NPR zu und verweist darauf, dass Menschen mit einer fortschreitenden Impfkampagne wieder mehr Zeit außerhalb der eigenen vier Wände verbringen. "Wenn man weniger Zeit zu Hause verbringt, gibt man wahrscheinlich auch weniger Geld für das Haus aus", so der Analyst. "Dieser Umbau-, Renovierungs-, Heimwerker-Boom - wie auch immer man es nennen will - wird ebenfalls schwächer." Aber auch unter Bauunternehmen könnte sich eine Negativentwicklung abzeichnen. So verzögern einige Bauherren die Arbeiten aufgrund des hohen Holzkurses aktuell und hoffen auf kostengünstigere Rohstoffpreise in der Zukunft. Dies könnte die Abwärtsspirale des nachhaltigen Baustoffs weiter begünstigen, immerhin ist der Sektor die größte Nachfragequelle für Holz.
Ungleichgewicht lässt Inflation kurzfristig ansteigen
Laut der New York Times gehen derzeit einige Marktbeobachter davon aus, dass der jüngste Anstieg der Inflation das Ergebnis eines vorübergehenden Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage ist. Einen unkontrollierten Preisanstieg, der durch das viele Geld, das die US-Zentralbank Fed seit Pandemiebeginn in die Wirtschaft gepumpt hat, angeheizt wird, halten sie für eher unwahrscheinlich. Zwar sprechen die jüngsten Konjunkturdaten dafür, dass die Maßnahmen der Notenbank zu einer Inflation führen - immerhin stieg der Verbraucherpreisindex im Mai um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit im schnellsten Tempo seit 13 Jahren -, Preissteigerungen könnten aber auch zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. So sei der Kursverlauf des Holzpreises ein Indikator dafür, dass Verbraucher vernünftig agieren, glaubt Kristina Hooper von Invesco. "Wir haben nicht diese Art von Kaufrausch, der eine anhaltende Inflation erzeugt", zitiert die New York Times die Expertin. "Für mich ist das ganz, ganz anders als in den 1970er Jahren."
Und auch bei der Fed selbst ist man der Meinung, dass Angebot und Nachfrage zwar bei zahlreichen Gütern und Materialien zu Preiserhöhungen führen, welche auch für einen Anstieg der Inflation sorgen, diese aber mit einer Normalisierung der Wirtschaft wieder abklingen. "Unsere Erwartung ist, dass diese hohen Inflationswerte, die wir jetzt sehen, beginnen werden, abzuflauen", so der Vorsitzende Jerome Powell auf der letzten Sitzung der Währungshüter. "Davon gehen wir aus. Und es wird so sein wie bei dem Holzgeschäft."
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Maikid/iStockphoto, iStockphoto
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