Rohstoff-Trader-Kolumne

Mais: Lohnt jetzt der Long-Einstieg?

01.10.09 09:11 Uhr

Mais: Lohnt jetzt der Long-Einstieg? | finanzen.net

Förmlich im "freien Fall" befanden sich zwischen Anfang Juni und Ende September die Mais-Notierungen.

Immerhin „schmierte“ der Dezember-Future im genannten Zeitraum von 470 auf im Tief etwa 300 US-Cents ab. Zuletzt jedoch konnten sich die Preise erholen. Handelt es sich dabei lediglich um eine korrigierende Bewegung oder steht der Markt am Beginn einer nachhaltigen Trendwende nach oben?

Angebotsdefizit erwartet

Im am 1. Oktober beginnenden 2009/10er Wirtschaftsjahr soll es laut den Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums abermals zu einem moderaten Angebotsdefizit kommen. Die Experten rechnen mit einer inländischen Gesamt-Produktion von 12,95 Milliarden Scheffeln bei einer Nachfrage von 13,02 Milliarden Scheffeln. Ein nicht unerheblicher Teil des Verbrauchsanstiegs von knapp einer Milliarden Scheffeln soll dabei auf eine weiter anziehende Ethanol-Nachfrage in den Vereinigten Staaten zurückzuführen sein. Diese soll in der 2009/10er Saison von 3,67 auf 4,02 Milliarden Scheffel anziehen.

Ending Stock to Use Ratio vergleichsweise niedrig

Auf Grund der angesprochenen Schätzungen gehen die US-Behörden von einem Rückgang der Endbestände von 1,70 auf 1,64 Milliarden Scheffel zum 30. September 2010 aus. Das viel beachtete Ending Stock to Use Ratio soll danach um einen Prozentpunkt auf 13 fallen. Im längerfristigen Vergleich wäre dieses Verhältnis recht niedrig, so dass sich von der Warte aus eigentlich ein gewisses Aufwärtspotenzial ergeben könnte, zumal auch auf globaler Ebene mit einem Minus der Vorräte von 145 auf 139 Millionen Tonnen ausgegangen wird.
In diesem Zusammenhang sollten Investoren jedoch bedenken, dass die Vorhersage bezüglich der Endbestände zuletzt mehrfach angehoben wurde. Mitte Juni lagen die Prognosen noch bei 1,09 Milliarden Scheffeln. Bedenkt man den unverändert hervorragenden Zustand der amerikanischen Maispflanzen und die günstigen Witterungsbedingungen sehen wir eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass in Sachen Vorräten das „letzte Wort“ längst noch nicht gesprochen ist. Unserer Einschätzung nach wird das Landwirtschaftsministerium in den kommenden Monaten nicht umhin kommen, die Schätzungen hinsichtlich der Vorräte abermals anzuheben, was für die Preise natürlich eine Belastung darstellen könnte.

Nachfrage-Schätzungen mit Risiken behaftet

Erschwerend kommt hinzu, dass wir die Nachfrage-Prognosen für zu optimistisch erachten. Mit dem Anstieg der Exporte um 19 Prozent können wir uns zwar noch im Großen und Ganzen anfreunden, vor allem das die Ausfuhren im laufenden Jahr bislang um 33 Prozent angezogen haben. Insofern ist nicht völlig auszuschließen, dass hier sogar noch eine positive Überraschung ansteht, auch weil die Ernte in China erheblich niedriger ausfallen wird als im letzten Jahr. Zweifel haben wir hingegen an dem nicht unerheblichen Anstieg der Ethanol-Produktion. Auch wenn Biosprit von einigen immer noch als der „Weisheit letzter Schluss“ gesehen wird, zeigen die aktuellen Trends in der Autoindustrie, dass die „Reise“ mittel- bis längerfristig woanders hingeht. Insgesamt können wir uns in Anbetracht der genannten Risikofaktoren sowohl beim Angebot als auch bei der Nachfrage vorstellen, dass die Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums bezüglich der Endbestände zu niedrig sind und nach oben korrigiert werden müssen. Von daher billigem wir dem Markt unter fundamentalen Aspekten – wenn überhaupt – nur ein geringes Aufwärtspotenzial zu.

Kurzfristig kaum bullische Impulse durch Saisonalität

Zu einem ähnlichen Schluss kommt man, wenn man sein Augenmerk auf den jahreszeitlichen Preisverlauf richtet. Zwar geht es für gewöhnlich von den Zwischentiefs Ende September für gewöhnlich etwas aufwärts, bevor ab Mitte Oktober ein neuerlicher schleichender Preisverfall einsetzt, der die Notierungen jedoch nur unwesentlich unter die September-Tiefs drückt. Bulisch ist die Saisonalität dann erst wieder in den ersten sechs Monaten 2010. Wer also auf Grund des saisonalen Preisverlaufs long gehen möchte, sollte in jedem Fall einiges an Zeit mitbringen.

Charttechnik spricht für Bodenbildung

Völlig anders stellt sich demgegenüber die technische Situation dar, die für eine Bodenbildung und eine Trendwende nach oben spricht. Der außerordentlich wichtige Support bei 310 US-Cents im Dezember-Future wurde in den zurückliegenden Wochen gleich dreimal erfolgreich verteidigt. Offenbar gibt es auf diesem Niveau ausreichend Nachfrage. Zuletzt „arbeitete“ sich der Future sogar langsam aber sicher nach oben. In diesem Zusammenhang konnte er die 18-Tage-Linie überwinden, was klar bullisch zu werten ist. Auf Grund des jüngsten Anstiegs generieren darüber hinaus sowohl der MACD, als auch die Stochastik und der RSI zur Stunde Kaufsignale. Insofern dürfte der nächste Widerstand bei 350 US-Cents demnächst „geknackt“ werden, woraus sich als nächstes Kursziel 375 US-Cents ergeben. Technisch orientierte Trader können ihr Glück mit Long-Positionen in Mais derzeit daher durchaus versuchen.

Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.