Clevere Geschäftsidee: Italiens Dörfer verkaufen Häuser für einen Euro
Was auf den ersten Blick absurd scheint, könnte sich für italienische Dörfer als lukrative Geschäftsidee erweisen: Der Verkauf von Häusern in malerischen Gegenden des Mittelmeerlandes - für nur einen Euro.
Die Bürgermeister von drei italienischen Kleinstdörfern haben den Immobilienmarkt mit einem interessanten Angebot bedient: Sie verkaufen Häuser für nur einen Euro. Doch was sich zunächst nach einem lukrativen Schnäppchen anhört, könnte sich auf den zweiten Blick als teure Investition erweisen - denn an den Verkauf sind Bedingungen geknüpft.
Drei italienische Dörfer mit Strukturproblemen
Die Dörfer Gangi in Sizilien, Carrega Ligure in Piemont und Lecce nei Marsi in den Abruzzen haben alle das gleiche Problem: Trotz malerischer Umgebung fehlt es an Zukunftsperspektiven. Besonders für junge Menschen haben die Dörfer kaum etwas zu bieten. Arbeitsplätze sind rar, die nächstgrößere Stadt ist viele Kilometer entfernt, die Infrastruktur ist schwach ausgeprägt. Kein Wunder also, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Menschen den Dörfern den Rücken gekehrt haben. Doch wenn es nach dem Willen der Bürgermeister geht, soll dies nun ein Ende haben: Sie wollen frisches Geld in die Gemeinde holen und damit nicht nur den Tourismus, sondern auch die Wirtschaft ankurbeln.Häuser (fast) geschenkt
Um dem Verfall vieler Häuser nach dem Wegzug ihrer Bewohner entgegenzuwirken, haben die Dorfoberen beschlossen, diese Immobilien zu verschenken. Zumindest fast - denn ein Großteil der Wohngebäude ist für einen Euro zu haben. Dieses auf den ersten Blick großzügige Angebot ist allerdings an Bedingungen geknüpft, die für den Käufer weitere Kosten nach sich ziehen: Denn die Häuser sind alles andere als bezugsfertig. Eine Maklerin schätzt die Kosten für die notwendigen Renovierungen gegenüber dem britischen "Telegraph" auf rund 35.000 Euro. Pro Haus. Nicht nur Dächer und Böden müssten erneuert werden, auch Anschlüsse für Wasser und Strom seien in den meisten Objekten nicht vorhanden. Ganz zu schweigen von einem Anschluss an die Kanalisation.Um den Zuschlag für ein solches Haus zu erhalten, müsse zudem eine Kaution von 5.000 Euro hinterlegt werden, sollte der Neu-Eigentümer seiner Renovierungspflicht nicht innerhalb der festgelegten Zeitspanne nachkommen, geht das Geld an die Gemeinde. Darüber hinaus gehen auch Notarkosten auf das Konto des Käufers.
Aktion zeigt bereits erste Erfolge
Trotz der mit dem Erwerb verbundenen Zusatzkosten scheint die Aktion der italienischen Dorfbürgermeister ein Erfolg zu sein. Interessenten aus allen Teilen der Welt haben sich gemeldet, um eines der begehrten Objekte zu erwerben. Die Idee dürfte noch weitere positive Effekte nach sich ziehen. Nicht nur, dass der Verkauf die Häuser vor dem Verfall und die Dörfer vor dem Aussterben rettet, auch die heimische Wirtschaft dürfte profitieren. Schließlich könnten die anstehenden Renovierungsarbeiten an italienische Handwerker vergeben werden, was die Jobsituation in den kleinen Dörfern merklich entspannen würde.Positive Publicity und zusätzliche Anreize für Touristen, die Dörfchen zu besuchen, gibt es zusätzlich obendrauf.
Redaktion finanzen.net
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