Mittelstandsanleihen - Unternehmen gehören auf den Prüfstand

Mittelstandsanleihen sind nach Unternehmenspleiten und Zahlungsproblemen in Verruf geraten, doch der Markt bietet nach wie vor Chancen.
Anleger müssen allerdings genau hinschauen. Ein Interview mit Fondsmanager Marius Hoerner, Artus Asset Management AG in Düsseldorf.
Nach der Pleite des Windkraft-Konzerns Prokon wird die Kritik am Segment der Mittelstandsanleihen lauter. Hier würden sich Unternehmen finanzieren, die woanders kein Geld mehr bekommen. Sollten Privatanleger die Finger davon lassen?
Hoerner: Die Warnungen sind berechtigt, doch ein Pauschalurteil geht an der Realität vorbei. In der Tat gibt es schwarze Schafe und klamme Unternehmen. Viele Mittelständler überzeugen aber mit guten Geschäftsmodellen und positiven Zukunftsaussichten. Selbst solide Firmen tun sich indes am Kapitalmarkt schwer. Banken unterliegen neuen Eigenkapitalrichtlinien und können häufig den Finanzierungsbedarf der Unternehmen nicht mehr decken. Die Mittelständler sind daher auf die Finanzierung durch Unternehmensanleihen angewiesen.
Viele Anleger werden nun aber durch schlechte Nachrichten abgeschreckt. Erleben wir das Ende eines Hypes?
Hoerner: Wir erleben vielleicht das Ende einer Euphorie. Die aktuellen Entwicklungen sind da durchaus heilsam. Anleger sehen Chancen und Grenzen klarer. Mittelstandsanleihen bieten Renditen jenseits der Niedrigzinsfalle, wobei mit steigendem Zins eben auch das Risiko zunimmt. Umso mehr kommt es jetzt darauf an, die Perlen zu finden und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Worauf sollen Anleger bei der Auswahl von Anleihen achten?
Hoerner: Die Erste Regel - Anleger müssen die Risiken streuen. Je breiter, desto besser - dann schlagen Ausfälle nicht so stark ins Kontor. Ebenso wichtig ist es, die Risiken einzuschätzen und zu kontrollieren. Investoren müssen das Geschäftsmodell des Unternehmens verstehen. Sie sollten prüfen, ob das Unternehmen die Zinsen zahlen und die Anleihe tilgen oder zumindest eine Anschlussfinanzierung sicherstellen kann. Dazu müssen die Anleger Rating-Berichte lesen und die Geschäftszahlen studieren.
Ein großer Aufwand. Sind Privatanleger damit nicht überfordert?
Hoerner: Es gibt Privatinvestoren, die mit Fachkenntnis ihre Anlageentscheidungen selbst treffen. Wem dies zu aufwändig ist, der kann auf Fonds zurückgreifen, die in Unternehmensanleihen investieren. Der Vorteil, die Fonds streuen so bereits die Risiken, und das Fondsmanagement nimmt dem Anleger die Arbeit der Auswahl ab.
Mittlerweile gibt es immer mehr solcher Fonds. Wie finden Anleger einen guten?
Hoerner: Ein Fonds sollte sicherstellen, dass das Management über die notwendige Fachkenntnis verfügt. Erfahrene Fondsmanager verschaffen sich zudem im direkten Kontakt mit den Unternehmen einen profunden Einblick, der über das Lesen von Bilanzen hinausgeht.
Worauf achten Sie als Manager eines Rentenfonds?
Hoerner: Wir analysieren Unternehmen insbesondere aus dem Blick eines Kreditgebers, da wir hier über spezielle Erfahrungen verfügen. Entsprechend gehen wir an die Kennzahlen heran. Wir untersuchen zum Beispiel den Zinsdeckungsgrad: Kann das Unternehmen aus dem erwirtschafteten Ertrag die Zinsen zahlen? Bei der Zusammenstellung des Portfolios achten wir darauf, dass eine Anleihe nicht mehr als 1,5 Prozent des Fondsvolumens einnimmt.
Marius Hoerner verantwortet als Asset Manager den ARTUS Mittelstands-Renten Fonds
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