Mit Aktien aus der Nullzinsfalle: Das sollten Börsenneulinge beachten
In Zeiten von Null- und Negativzinsen finden mehr und mehr Menschen Gefallen an der Börse bzw. an Aktien. Im Gegensatz zum Sparbuch oder Tagesgeldkonto gehen Investitionen in Firmenbeteiligungen jedoch auch mit einem Risiko einher, welches gerade von Einsteigern nicht unterschätzt werden sollte.
Werte in diesem Artikel
• Keine Angst vor Kursschwankungen
• Diversifikation ist das A und O
• Bluechips statt Pennystocks
Laut dem Deutschen Aktieninstitut besaßen im Jahr 2019 rund 10,3 Millionen Menschen in Deutschland Aktien in Form von Fonds oder Einzelpositionen. Dies entspricht einer Aktionärsquote von ca. 12,5 Prozent. Demensprechend kann seit den letzten fünf Jahren ein Aufwärtstrend festgestellt werden, denn im Jahr 2014 lag die Anzahl der Aktionäre in Deutschland noch bei lediglich 8,4 Millionen Menschen. Die anhaltende Null- und Negativzinsphase könnte aber schon bald dazu führen, dass die Anzahl der Aktionäre in Deutschland wieder auf das Niveau von 2000 und 2001 zurückkehrt. Damals besaßen rund 11,8 und 12,8 Millionen Staatsbürger Einzelaktien bzw. Aktienfonds.
Aktien liefern Renditen von 6 bis 8 Prozent pro Jahr
Personen, die nun auch mit dem Gedanken spielen, einen Teil ihres Vermögens in Aktien zu investieren, um den Nullzinsen auf dem Sparbuch zu entkommen, sollten dabei jedoch einiges beachten. Zwar belegen zahlreiche Studien, dass Aktien in den vergangenen Jahrzehnten eine durchschnittliche Rendite von sechs bis acht Prozent erzielt haben, jedoch ereigneten sich in dieser Zeit auch zahlreiche Korrekturen und massive Kurseinbrüche. Anleger, die ihre Beteiligungen in derartigen Phasen panikartig verkauft haben, mussten dementsprechend erhebliche Verluste hinnehmen.
Börsenneulinge sollten auf die Buy-and-Hold-Strategie setzen
Aus diesem Grund ist es ratsam, sich schon vor dem Kauf einer Aktie genau zu überlegen, welches Ziel mit der Investition verfolgt werden soll. Denn wer mit dem Aktienhandel aktiv Geld verdienen möchte, also innerhalb kürzester Zeit Aktien kauft und wieder verkauft, benötigt nicht nur viel Erfahrung und gute Nerven, sondern auch eine Risiko- und Verlustbereitschaft. Wer hingegen eher den langfristigen Vermögensaufbau präferiert, beteiligt sich an einigen Unternehmen und lässt diese über viele Jahre im Depot liegen. Gerade für Börsenanfänger ist eine solche Buy-and-Hold Strategie sehr empfehlenswert, da ihr Erfolg nicht unbedingt von einem kurzfristigen Trend oder dem optimalsten Einstiegszeitpunkt abhängt.
Buy-and-Hold, also kaufen und behalten, ist eine Anlagestrategie, welche gezielt darauf ausgerichtet ist, eine bestimmte Aktie oder einen Fonds über eine längere Zeitspanne zu behalten. Damit grenzt sich diese Taktik unmittelbar vom kurzfristigen Spekulieren ab. Um als Börseneinsteiger eine Buy-and-Hold-Strategie umzusetzen, muss man sich im Vorfeld einer Investition Gedanken über den persönlichen Anlagehorizont machen - also die Zeit in der man auf das angelegte Kapital verzichten kann. In der Regel empfiehlt sich dabei ein Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Jahren. Anleger, die gerade bei Aktieninvestitionen mit einem kürzeren Anlagehorizont kalkulieren, gehen dabei das Risiko ein, dass sie ihre Position mit Verlust verkaufen müssen, sofern sie dringend an ihr Geld kommen müssen.
Kursschwankungen sind an der Tagesordnung
Neben dem Anlagehorizont muss man sich als Neueinsteiger auch über sein persönliches Risiko im Klaren sein. Dabei gilt, dass Einzelaktien stets mit einem größeren Verlustpotenzial einhergehen als breit gestreute Fonds und ETFs. Dieses Risiko zeigt sich unmittelbar in der Höhe der Volatilität bzw. Kursschwankung. Zwar sind langfristige Kursveränderungen in der Regel von der Ertragslage des Unternehmens abhängig, kurz- bis mittelfristig kann der Kurs einer Aktie jedoch durch eine Vielzahl von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden.
Lege niemals alle Eier in einen Korb
Mit einer umfassenden Auswahl an verschiedenen Unternehmen oder einem breiten ETF kann jedoch zumindest das unternehmensspezifische Risiko, also das Geschäftsrisiko einer einzelnen Firma, eliminiert werden. Das allgemeine Marktrisiko kann mit Hilfe der Diversifikation jedoch nicht beseitigt werden. Dennoch gilt das klassische Sprichwort, welches auf die Portfolio-Theorie von Markowitz zurückgeht: Breit gestreut, nie bereut!
Bluechip statt Pennystock
Für zukünftige Investoren, die noch keinerlei Erfahrung mit der Börse haben, empfehlen sich aufgrund dessen globalgestreute ETFs. Wem das jedoch zu langweilig erscheint, kann auch langsam damit beginnen, in Einzelaktien zu investieren. Dabei empfiehlt es sich, auf große solide Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz oder den USA zu setzen. Spekulative Pennystocks, Aktien aus China oder Unternehmensbeteiligungen aus anderen Schwellenländern eignen sich dabei weniger für Anfänger.
Euphorie und Panik vermeiden
Um ein Gefühl für das Treiben an der Börse zu bekommen, hilft es, nach dem ersten Aktienkauf, die tägliche Kursentwicklung im Depot zu verfolgen und gegebenenfalls auch die Nachrichtenlage des Unternehmens im Blick zu behalten. Hierbei sollten eigene Emotionen und Gefühle stets gut unter Kontrolle stehen. Das heißt: Nicht direkt aussteigen, wenn die Börsenkurse gen Süden abwandern oder nicht unmittelbar kaufen, wenn an den Märkten die Gier Überhand nimmt. Denn der vernünftige Anleger meidet stets die Euphorie, Panik, Angst und Gier!
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
Weitere News
Bildquellen: Gorodenkoff / Shutterstock.com, PopTika / Shutterstock.com