Steuerflucht

Reichster Brite und Brexit-Befürworter verlässt vor dem Brexit das Land

25.02.19 21:32 Uhr

Reichster Brite und Brexit-Befürworter verlässt vor dem Brexit das Land | finanzen.net

Der reichste Mann Großbritanniens tritt kurz vor dem Brexit die Flucht von der Insel an. Und das, obwohl der milliardenschwere Unternehmer sich seit geraumer Zeit für einen Austritt Großbritanniens aus der EU stark gemacht hat.

12,8 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 11,3 Milliarden Euro, soll Sir Jim Ratcliffe an Vermögen besitzen. Doch geht es um Steuerzahlungen, sucht der reichste Mann Großbritanniens offenbar nach günstigeren Alternativen.

Von Großbritannien ins Steuerparadies

Einem Bericht der britischen Zeitung "Guardian" zufolge will der 66-jährige Unternehmer, dem zwei Drittel am britischen Chemiekonzern Ineos gehören, das Land verlassen und in Monaco ansässig werden. Auch die beiden Miteigentümer des Unternehmens planen dem Blatt zufolge einen Umzug in das Fürstentum.

Dem Vernehmen nach will Ratcliffe das Land verlassen, um Steuern zu sparen. Rund 450 Millionen Euro könnten den britischen Finanzbehörden nach seinem Umzug im Jahr fehlen, die britische "Sunday Times" bringt sogar eine jährliche Steuerersparnis von bis zu vier Milliarden Euro ins Gespräch und erklärt, das Steuervermeidungskonstrukt sei dermaßen komplex, dass Schätzungen äußerst schwierig seien.

Brexit-Befürworter geht vor dem Brexit

Brisanz gewinnt der geplante Umzug des reichsten Mannes Großbritanniens insbesondere angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage im Land. Der Termin für den Austritt Großbritanniens aus der EU steht weiterhin am 29. März - rund vier Wochen vor dem geplanten Brexit herrscht im Vereinigten Königreich aber weiter Uneinigkeit über den genauen Ablauf, bislang ist in Sachen Austrittsvertrag mit der Europäischen Union weiterhin kein Konsens erzielt worden.

Dass in dieser unsicheren Situation der reichste Brite aus Steuergründen das Land verlässt und Großbritannien damit mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr weniger zur Verfügung hat, kommt bei vielen Briten aber auch Vertretern politischer Parteien alles andere als gut an. Denn Jim Ratcliffe hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für einen Brexit geworben und in den Verhandlungen mit der EU eine harte Linie gefordert. Er glaube nicht an das Konzept der Vereinigten Staaten in Europa, hatte Ratcliffe mehrfach betont. Auch die Bevormundung des Landes aus Brüssel war dem milliardenschweren Unternehmer stets ein Dorn im Auge.

Herbe Kritik im Land

John McDonnell, Schattenkanzler der Labour-Partei, nahm die reichsten Menschen des Landes in die Pflicht. Die Sunday Times zitiert den Politiker mit den Worten, die Elite solle "wie wir alle" ihren Beitrag leisten. Mit Blick auf Ratcliffe ergänzte er: "Die Gier dieser superreichen Steuervermeider scheint keine Grenzen zu haben".

Ratcliffe selbst hat sich bislang offenbar nicht zu den Umzugsplänen geäußert. Sein Konzern Ineos verteidigte die Pläne des CEO als legal: "Ineos und seine Eigentümer halten sich immer an die Steuergesetzgebung und setzen konsequent externe Fachleute ein, um sicherzustellen, dass alle Verfahren korrekt und konform sind".

Gemeint ist damit offenbar die Beratungsgesellschaft PriceWaterHouseCoopers, die den Plan, ins Steuerparadies Monaco auszuwandern, mit Ratcliffe entwickelt hat.

Redaktion finanzen.net

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