Reisepolicen: Vollkasko für den Urlaub

von Martin Reim, €uro am Sonntag

Wie in den meisten ehemaligen britischen Kolonien gilt auch in Australien Linksverkehr. Das stellt Urlauber anfangs oft vor Probleme. So kann es schnell passieren: einmal nicht aufgepasst, Frontalzusammenstoß, schwere Verletzungen. Nach der Akutbehandlung ist trotz hoher medizinischer Standards in Australien möglicherweise ein Rücktransport nach Deutschland nötig.

Und der kostet nach Angaben des ADAC gut und gern 60 000 Euro. Auch bei näheren Zielen kann so etwas schnell ins Geld gehen. Bereits ein Transport aus der Osttürkei kann auf 30 000 Euro kommen. Eine Reisekrankenversicherung deckt üblicherweise solche Kosten ab und ist deshalb höchst empfehlenswert, bei anderen Policen für die schönste Zeit des Jahres kann man über die Sinnhaftigkeit streiten. Hier die wichtigsten Versicherungsarten im Überblick:

Reisekrankenversicherung. Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung verfügen nur auf den ersten Blick bei Reisen ins Ausland über Krankenschutz. Zwar können Sie innerhalb der EU, zudem auch in Norwegen und der Schweiz, die Europäische Krankenversicherungskarte vorweisen. Sie befindet sich auf der Rückseite der Gesundheitskarte. Doch ist das keine Garantie, dass der Arzt im Urlaubsland tatsächlich kostenlos behandelt. Wenn der Mediziner Sie als Privatpatient abrechnet, kommt die Kasse nicht für alle Kosten auf.

Grundsätzlich gilt der Schutz gesetzlicher Kassen auch in Ländern, die mit Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen haben - etwa Marokko, Türkei und Tunesien (die Liste der Länder ist im Internet unter dvka.de zu finden). Doch beliebte Ziele wie die USA, Kanada, Südafrika oder Australien sind damit außen vor. Und bei schweren Unfällen oder Krankheiten versagt der Schutz völlig: Ein medizinisch notwendiger Krankenrücktransport muss fast immer aus eigener Tasche bezahlt werden, auch innerhalb der EU.

Mit einer Reisekrankenversicherung können Sie - wie ein Privatpatient - den Arzt und das Krankenhaus im Ausland frei wählen. Abgedeckt sind üblicherweise die notwendige Behandlung bei Arzt und Zahnarzt, Krankenhausaufenthalt, Operation und Medikamente. Außerdem werden die Kosten für den Transport nicht nur innerhalb des Urlaubslands, sondern auch der Rücktransport nach Deutschland übernommen.

Das Beste am Reisekrankenschutz: Er kostet nicht viel. Das hat ein Vergleichstest des Analysehauses Franke und Bornberg im Auftrag von €uro ergeben. Singles bekommen eine sehr gute Police schon für 8,90 Euro Jahresbeitrag, Familien sind ab 17,80 Euro dabei, Senioren sogar für acht Euro.

Allerdings gibt es im Detail erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den Anbietern. Das betrifft etwa das zugelassene Höchstalter oder die maximale Reisedauer. Auch differieren die Offerten ­beispielsweise bei den Limits für Erstattungen oder den Serviceleistungen (Stichwort: 24-Stunden-Notruf). Auch ist wichtig, ob nur medizinisch notwendige oder auch medizinisch sinnvolle Rücktransporte eingeschlossen sind. Übrigens kann auch für privat Krankenversicherte ein solcher Zusatzvertrag interessant sein. Sie genießen zwar zumeist weltweiten Schutz. Doch ist ein Rücktransport sehr oft nicht abgedeckt.

Reiserücktrittsversicherung. Ist die Gesundheit erst einmal versichert, geht es im Grunde nur noch darum, geldwerte Risiken abzusichern. Diese sind besonders hoch, wenn die Reise - beispielsweise wegen Krankheit - gar nicht erst angetreten werden kann. Schutz versprechen die verschiedenen Varianten einer Reiserücktrittsversicherung, die allerdings im Vergleich zur Krankenversicherung teuer ist: Rund 3,5 Prozent des Reisepreises kosten solche Policen.

Reisegepäckversicherung. Weniger nützlich als Kranken- und Rücktrittsversicherung ist die Gepäckversicherung. Trotzdem versuchen jedes Jahr fast zehn Millionen deutsche Urlauber, das Risiko des Gepäckverlusts durch einen Vertrag abzusichern. Was aber viele nicht wissen: Ausgerechnet die wertvollsten Reiseutensilien wie Bargeld oder Flugtickets sind dabei vom Schutz ausgeschlossen. Für Kamera- und Filmausrüstungen sowie für Schmuck sieht es kaum besser aus: Hierfür erhält der Versicherte maximal 50 Prozent der Versicherungssumme, die wiederum meist begrenzt auf den Wert ist, den der Gegenstand zum Zeitpunkt des Verlusts hatte. Wer trotzdem einen Vertrag haben will, muss tief in die Tasche greifen: Ein Jahresvertrag für Reisegepäck im Wert von 1000 Euro kostet rund 20 Euro.

Versicherungs-ABC

Was im Urlaub wichtig ist

Angehörige: Zu den Personen, die im Schutz der Reiserücktrittsversicherung eingeschlossen sind, zählen Eltern, Geschwister, Ehegatten, Lebensgefährten, Onkel, Tanten, Großeltern, Cousins, Cousinen und Verschwägerte.

Belege: Jeder Schaden muss dem Versicherer unverzüglich angezeigt werden. Dabei muss der Kunde den Hergang erklären und gegebenenfalls nachweisen - ­etwa durch ein Polizeiprotokoll oder ein ärztliches Attest.

Camping: Auf offiziellen Campingplätzen besteht grundsätzlich Versicherungsschutz. Er verliert allerdings seine Wirkung, wenn ein Camper teure Gegenstände wie eine Videokamera im Zelt liegen lässt, während er einen Ausflug unternimmt. Dies sehen Versicherer als "grob fahrlässig" an und verweigern die Leistung.

Ferienunterkunft: Bei einer Fe­rienwohnung, einem Ferienhaus, einem Wohnmobil oder einem Hausboot wird die Prämie über den Mietpreis der Unterkunft berechnet, wenn der Mietpreis ohne zusätzliche Leistung wie Verpflegung, Skipass oder Ähnliches gilt.

Terrorismus: Wer aus Angst vor Terroranschlägen seine Reise nicht antritt, bekommt sein Geld nicht zurück. Ausnahme: Wenn das Auswärtige Amt nach dem Buchen eine Reisewarnung für Land oder Region ausspricht (auswaertiges-amt.de).

Zusätzliche Rückreisekosten: Eine Reiseabbruchversicherung zahlt zusätzliche Kosten bei einer außerplanmäßigen Abreise, sofern diese nachweisbar und An- und Abreise mitgebucht und mitversichert sind.

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So lesen Sie die Tabellen (PDF)

Die besten Reisekrankenversicherungen für Singles (PDF)

Die besten Reisekrankenversicherungen für Familien (PDF)

Die besten Reisekrankenversicherungen für Senioren (PDF)