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Michael Gschrei: "Das sind diktatorische Befugnisse"

30.06.18 08:00 Uhr

Michael Gschrei: "Das sind diktatorische Befugnisse" | finanzen.net

Der Vorstand des Wirtschaftsprüferverbands wp.net, Michael Gschrei, spricht im Interview über die anstehenden Kammerwahlen der Wirtschafts- und Buchprüfer.

von Redaktion €uro am Sonntag

Euro am Sonntag: Bis zum 10. Juli wählen die rund 21.000 Wirtschafts- und Buchprüfer ihre Vertreter in die Wirtschaftsprüferkammer (WPK). Worum geht es?
Michael Gschrei:
Es werden 57 Beiräte für das Kammerparlament gewählt, welches dann den 13-köpfigen WPK-Vorstand wählt. Dieser hat dann vier Jahre lang diktatorische Befugnisse, weil er nicht abgewählt werden kann. Er kann gänzlich ohne den Beirat regieren, Satzungsänderungen vorbereiten, Ausschüsse bilden und letztlich die Gremien besetzen. Die wichtigste Funktion ist die Berufsaufsicht.



Neben Ihrem Verband wp.net treten sieben weitere Listen an. Wo sind die Unterschiede, welches ist Ihre Hauptforderung?
Allein sechs Listen, darunter die Big4 (Deloitte, E&Y, KPMG, PwC), treten als Block auf - anscheinend, um die Macht der Big4 sicherzustellen und einen Sieg von wp.net zu verhindern. Vor vier Jahren kamen wir immerhin auf 37 Prozent, waren aber nicht im Vorstand repräsentiert. Um einen völligen Neuanfang zu beginnen, kämpfen wir um die absolute Mehrheit. Wir wollen die legislative Macht über die Prüfungsstandards in die Kammer holen, wir wollen die Beiträge gerechter gestalten und wir wollen, dass die Kammer sich zum Dienstleister ihrer Mitglieder wandelt.

Werden Sie auch noch einmal einen Vorstoß gegen die Praxis gleichzeitiger Prüf- und Beratungsaufträge unternehmen?
Die Trennung von Beratung und Abschlussprüfung ist eine wichtige qualitätssichernde Maßnahme im Börsensegment. Dies wollte auch EU-Kommissar Barnier 2011 und scheiterte an der Lobby. Nehmen Sie nur die HRE. Hier sind im entscheidenden Jahr 2007 die Beratungshonorare an die KPMG von 1,3 auf sechs Millionen Euro gestiegen, die Prüfung selbst brachte auch sechs Millionen. Da beschränkt man sich schon einmal auf Plausibilisierung.




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Bildquellen: Karsten Pfeifer