"Der Immo-Markt ganz Deutschlands ist ein gallisches Dorf"
Helge Scheunemann » Der Chef-Researcher des Maklerkonzerns JLL erläutert im Interview mit €uro am Sonntag die Perspektiven für 2019.
von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Vergangenes Jahr lag das Transaktionsvolumen für Gewerbeimmobilien in Deutschland bei 60 Milliarden Euro. Gibt es 2019 einen neuen Rekord?
Helge Scheunemann: Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien bleibt auch dieses Jahr hoch. Das Transaktionsvolumen ist seit 2010 jedes Jahr gestiegen. Für 2019 gehen wir allerdings von einem leichten Rückgang aus, hierzulande sind bis zu
55 Milliarden Euro zu erwarten.
Was läuft bei den Wohnimmobilien-Deals?
Wohnungsportfolios erreichten vergangenes Jahr mit knapp 19 Milliarden Euro das zweithöchste Transaktionsvolumen nach 2015. Enge Kernmärkte führen dazu, dass immer stärker alternative Produkte gefragt sind: Mikro-Wohnen und Pflege-Immos werden auch 2019 deutlich zulegen.
Ist der deutsche Immobilienmarkt immun gegen die allgemeinen Wirtschaftsrisiken?
Die Branche hierzulande ist trotz Brexit, drohender Handelskriege, Ukraine-Konflikt und Italien-Krise stabil. Der deutsche Immobilienmarkt ist gewissermaßen das kleine gallische Dorf, dessen Bewohner vom Zaubertrank leben. Dieser wird aus dem Anlagedruck der institutionellen Spieler, den mangelnden Investmentalternativen und dem Ruf Deutschlands, ein sicherer Hafen zu sein, gemixt.
Wann wird der Immobilienzyklus in Deutschland seinen Höhepunkt erreichen?
Auf dem deutschen Immobilien-Investmentmarkt stehen die Ampeln weiter auf Grün. Der Aufschwung kommt 2019 ins zehnte Jahr. Eine echte Zinswende wird es frühestens 2020 geben. Erst dann dürften sich die Finanzierungskonditionen verschlechtern - und sich insbesondere Versicherungen und Pensionskassen wieder verstärkt dem Anleihemarkt zuwenden. Das würde dem Immobilienmarkt einen Teil der Nachfrage entziehen und zu sinkenden Transaktionsvolumina führen.
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Bildquellen: Karl-Jens Hannewald