Lagarde-Effekt

Zinsrutsch am Kapitalmarkt: Das kommt jetzt auf Sparbuchbesitzer und Tagesgeldinhaber zu

08.07.19 21:18 Uhr

Zinsrutsch am Kapitalmarkt: Das kommt jetzt auf Sparbuchbesitzer und Tagesgeldinhaber zu | finanzen.net

Die Nominierung von Christine Lagarde als EZB-Präsidentin hat an den Finanzmärkten zu einem Zinsrutsch geführt. Wie sollten Sparer jetzt reagieren?

Die langjährige IWF-Chefin und frühere französische Finanzministerin Christine Lagarde soll im November die Nachfolge von Mario Draghi an der EZB-Spitze antreten. Marktteilnehmer erwarten von ihr eine Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik, denn immerhin wurde diese vom Internationalen Währungsfonds (IWF) unter Lagardes Führung stets positiv bewertet. Erst in ihrer jüngsten Mitteilung als IWF-Chefin hatte die 63-Jährige den Notenbanken angesichts der Risiken für die Weltwirtschaft geraten, ihre Geldpolitik den Konjunkturdaten anzupassen.

Anleiherenditen geben nach

Spekulationen über Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Stimulierung der Wirtschaft gibt es bereits seit Wochen. Obwohl der Leitzins ohnehin schon bei minus 0,4 Prozent liegt wird von Marktteilnehmern eine weitere Absenkung erwartet. Auch über mögliche neue Anleihekäufe oder sogar Aktienkäufe wird gemunkelt.

Lagarde scheint für eine solch taubenhafte Geldpolitik genau die Richtige zu sein, daher sind die Renditen für europäische Staatsanleihen nach ihrer Nominierung abgerutscht. So fiel beispielsweise die Rendite für deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf ein neues Rekordtief. Im Handel ist von einem "Lagarde-Effekt" die Rede.

Weniger Zinsen für Sparer

Kommt es unter Lagardes Führung tatsächlich zu den diskutierten Eingriffen der EZB, so werden die Zinsen am Kapitalmarkt und damit die Zinsen für Sparbücher oder Tagesgeldkonten weiter sinken. Womöglich müssen sich dann auch Kleinsparer auf Negativzinsen einstellen, wie sie manche Banken bereits auf Firmenkonten oder bei größeren Anlagebeträgen erheben.

Grund zur Freude haben hingegen Immobilienkäufer, denn auch die Zinsen für Hypothekendarlehen dürften noch weiter sinken, obwohl sie ohnehin schon auf einem sehr tiefen Niveau liegen. Die Tageszeitung "Welt" berichtet sogar von Gerüchten, wonach einige Kreditanbieter ihre IT-Systeme bereits darauf vorbereiten, dass Hypothekenzinsen in den negativen Bereich fallen.

Wie sollten Sparer reagieren?

Sparer sollten sich angesichts dieser Aussichten mit dem Gedanken anfreunden, ihr Geld in Aktien zu investieren. Diese Meinung vertrat zumindest Bert Flossbach, Chef der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, in der "Welt". Denn mit Sparbüchern, Tagesgeldkonten, Festgeld aber auch Anleihen sei auf Jahre hinaus nichts mehr zu verdienen.

Redaktion finanzen.net

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