Krankenversicherungsreform

SPD-Chef: Arbeitgeber sollen wieder Hälfte der Kassenbeiträge zahlen

17.08.16 16:45 Uhr

SPD-Chef: Arbeitgeber sollen wieder Hälfte der Kassenbeiträge zahlen | finanzen.net

Angesichts der Kostenexplosion im Gesundheitswesen fordert SPD-Chef Sigmar Gabriel, dass die Krankenkassenbeiträge wieder je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen werden sollen.

Aufgrund der ausufernden Gesundheitskosten, befürchten Gesundheitsexperten eine Verdoppelung der Krankenkassen-Zusatzbeiträge. Deshalb hat sich nun der SPD-Vorsitzende eingeschaltet und sich für eine Rückkehr zur paritätischen Krankenversicherung eingesetzt.

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"Die SPD will, dass die Krankenkassenbeiträge wieder zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen werden", erklärte Gabriel gegenüber der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe). "Diese Parität muss auch bei den Zusatzbeiträgen gelten. Ich verstehe nicht, dass sich die Union dem bislang verweigert."

Experte warnt vor Verdoppelung der Zusatzbeiträge

Schon jetzt zählt das deutsche Gesundheitssystem zu den teuersten der Welt. Doch in den kommenden vier Jahren könnte sich die Situation noch einmal deutlich verschärfen.

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Jürgen Wasem, Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen, geht davon aus, dass der Zusatzbeitragssatz im Schnitt von derzeit 1,1 Prozent auf 2,4 Prozent im Jahr 2020 klettern wird. Er begründet dies damit, dass die Gesundheitsausgaben schneller als die Einkommen der Versicherten steigen.

Damit ist Wasem deutlich pessimistischer als die gesetzlichen Krankenkassen. Diese gehen derzeit davon aus, dass der Zusatzbeitrag bis 2019 auf durchschnittlich 1,8 Prozent zulegen wird.

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Nächstes Jahr finden die Wahlen zum deutschen Bundestag statt. Da verwundert es nicht, dass der Ruf nach mehr sozialer Gerechtigkeit zunehmend lauter wird.

So fordert neben seinem Parteivorsitzenden auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: "Wir müssen die Parität wieder einführen". Ins gleiche Horn stoßen auch die Oppositionsparteien: Grüne und Linkspartei bringen sich für den Wahlkampf in Stellung und verlangen ebenfalls die Rückkehr zur paritätischen Krankenversicherung.

Auch die immer mal wieder diskutierte Bürgerversicherung wird erneut zum Wahlkampfthema: "Wir brauchen zudem eine Bürgerversicherung, um die Ungerechtigkeit aufzuheben", fordert etwa der SPD-Fraktionsvize Lauterbach. Und auch der Parteichef der LINKE, Bernd Riexinger, will die Bürgerversicherung, in die alle einzahlen sollen.

Zusatzbeitrag wird allein von Arbeitnehmern bezahlt

Aktuell sieht das deutsche Gesundheitssystem vor, dass die Krankenkassen pro Versichertem Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten. Reichen diese Mittel nicht aus, so können die Kassen seit dem 1. Januar 2015 von ihren Versicherten einen Zusatzbeitrag verlangen, dessen Höhe sich nach dem jeweiligen Einkommen bemisst. Dieser wird zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent abgeführt, den sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, und muss von den Kassen-Mitgliedern alleine bezahlt werden.

Vor knapp zehn Jahren hatte die rot-grüne Bundesregierung angesichts der schlechten Arbeitsmarktlage den Arbeitgeber-Anteil bei 7,3 Prozent eingefroren. Wirtschaftsminister Gabriel verweist nun darauf, dass Deutschland damals mit "über fünf Millionen Arbeitslosen und entsprechenden Finanzproblemen bei den Kassen" zu kämpfen hatte. Inzwischen habe sich die Lage jedoch grundlegend verbessert, wovon "jetzt auch die Beitragszahler profitieren" müssten.

Redaktion finanzen.net

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