Qualitätscheck für zusätzlichen Schutz
Trotz staatlicher Beihilfe müssen sich Beamte zusätzlich Krankenversichern. Wo die Beamtentarife punkten, zeigt der Versicherungscheck.
von Erhard Drengemann, Euro am Sonntag
Gesundstoßen an ihrer Krankheit können sich nur noch Polizeivollzugsbeamte. Für sie gewährt Vater Staat als oberster Dienstherr freie Heilfürsorge, weil sie sich wegen ihres erhöhten Berufsrisikos nur zu hohen Kosten privat versichern können. Manche haben für Upgrades wie Chefarztbehandlung zusätzlich Anspruch auf staatliche Beihilfe.
Ansonsten scheinen für Staatsdiener die goldenen Zeiten zu Ende zu gehen. So wurden zum einen die Leistungen nach Beihilferegelungen gekürzt und zum anderen eine eigenständige Vorsorge für die Gesundheitskosten eingefordert. Dies bedeutet im Normalfall die Suche nach einem privaten Krankenversicherer — denn eine echte Alternative stellt die Gesetzliche Krankenversicherung für diese Berufsgruppe nur in Ausnahmesituationen dar.
Das ist kein Beinbruch für Beamte. Denn während die Zukunft der privaten Krankenversicherung für normale Arbeitnehmer und Selbstständige durchaus zweifelhaft erscheint, wird der Exodus bei Beamtentarifen wohl ausfallen. Kein Wunder — Politiker neigen kaum dazu, sich den Ast, auf dem sie sitzen, selbst abzusägen. Und der Großteil des Politikbetriebs rekrutiert sich aus der Beamtenschar. Beamte können sich bei den Privaten gut aufgehoben fühlen. Denn gegenüber Tarifen für Otto Normalverbraucher gibt es ein paar Zuckerl: So kosten die Spezialtarife nur 30 bis 50 Prozent vergleichbarer Angebote. Selbstbeteiligungen als versteckte Preistreiber und Liquiditätsfallen gibt es praktisch nicht. Und noch immer gönnen die meisten Bundesländer ihren Dienern bei stationärer Unterbringung die Beihilfe-Kostenerstattung für ein Zweibettzimmer.
Ärztliche Businessclass
Damit ist der Grundstein für eine Behandlung zumindest in der ärztlichen Businessclass sichergestellt. Wer noch mehr will, kann auch die First Class mit entsprechenden Einbettzimmer-Restkostentarifen günstig erreichen.
Theoretisch wetteifern rund 40 Anbieter um die Gunst der Staatsdiener. In der Praxis sind es nach Erhebungen des auf Krankenversicherungen spezialisierten Analyse- und Beratungshauses KVpro momentan nur 13 Versicherer. Geschäftsführer Gerd Güssler weiß, warum das Angebot derzeit klein ist: „Die Tarifumstellungen auf die vom Gesetzgeber geforderten Unisex-Tarife sind bei den meisten Unternehmen noch nicht abgeschlossen.“
Gründe, warum viele Versicherer abwarten, gibt es viele: Seit Ende 2012 müssen unter den Neuversicherten Männer und Frauen gleich behandelt werden. Der gesunkene Garantiezins sorgt dafür, dass viele Gesellschaften ihre Anlagepolitik für die Altersrückstellungen ihrer Kunden überdenken müssen. Zudem ist unklar, wie viele Altversicherte in die neuen Tarife wandern werden. So fehlen in der Schar bislang noch traditionelle „Beamtenversicherer“ wie Debeka und HUK-Coburg. Aber auch weitere große Anbieter wie DBV (AXA-Tochter), Allianz und DKV haben sich bislang noch nicht in die Karten schauen lassen. Ein Vergleich der aktuellen Marktangebote erscheint dennoch nötig, nicht zuletzt da junge Verbeamtete sich jetzt entscheiden müssen und nicht noch warten können.
Wie immer bei der Suche nach dem besten Angebot kommt es auf die Wahl des optimal passenden Versicherers und dessen Tarif an. Die Qual der Wahl lässt sich ohne Expertenrat schwer lösen. Denn die Unterschiede spiegeln sich nicht nur im Preis, sondern vor allem im Kleingedruckten wider. Unser Leistungs-rating (siehe pdf-Tabelle) stellt hierfür die für Restkostenpolicen wesentlichen Leistungspunkte auf den Prüfstand.
Die Gleichungen „gut gleich teuer“ und „preiswert gleich schlecht“ gehen dabei nicht auf. Gute Leistung muss nicht teuer sein. Im Gegensatz zu den normalen Angeboten der Privaten, die mittlerweile zwischen Kompakt-, Quoten-, Einsteiger-, Normal- und Leistungstarifen unterscheiden, beruht die Restkostenabsicherung in der Regel auf klassischen Normaltarifen. Sie bieten eine gesunde Basis für eine gute Gesundheitsvorsorge.
Kein Leistungseinheitsbrei
Dennoch steht im Ergebnis kein Leistungseinheitsbrei, sondern bunte Vielfalt, die auch individuelle Lebenssituationen beziehungsweise Planungen mitberücksichtigen kann. Dabei sind auch Punkte zu beachten, die in der Regel nicht planbar sind: Eine hohe Erstattung bei Psychotherapie im ambulanten und oder stationären Bereich zählt beispielsweise dazu, aber auch Implantate oder Inlays bei der Zahnversorgung. Solche Behandlungen können schnell teuer werden.
Die Beitragsentwicklung konnte nicht berücksichtigt werden. Zum einen weil es sich bei den hier vorgestellten Tarifen grundsätzlich um neue Tarife ohne Beitragshistorie handelt. Zum anderen weil die Unternehmen solche Daten in der Regel unter Verschluss halten. Anhaltspunkt für moderate Prämiensprünge kann die bisherige Tarifpolitik des Unternehmens bieten: Versicherer, die ihre Tarife häufig wechseln, sind eher anfällig für eine sogenannte Tarifvergreisung als Versicherer mit nachhaltig angebotenen Tarifgenerationen. Um mehr Informationen und einen guten Tarif zu bekommen, lohnt sich der Gang zu einem seriösen Makler.
Beihilfetarife im Leistungs-Check (pdf)