Experte: Grundeinkommen wäre für Deutschland nur schwer finanzierbar
In der Schweiz stimmen die Eidgenossen am Sonntag über ein staatliches Grundeinkommen ab - in Deutschland wäre das aus Sicht des Stuttgarter Experten Klaus Prettner nur schwer finanzierbar.
"Wenn alle Bürger zwischen 20 und 64 Jahren 1000 Euro bekämen, wären das Kosten von 588 Milliarden Euro pro Jahr", sagte der Wirtschaftsprofessor von der Uni Hohenheim. Dagegenrechnen müsse man Einsparungen wie bei der Sozialhilfe oder im Verwaltungsbereich - übrig bliebe trotzdem eine Summe, die etwa das 1,5-fache des gesamten Bundeshaushalts betrage. "Das ist enorm hoch", sagte Prettner.
Um das zu finanzieren, müsse man entweder ein großes Defizit in Kauf nehmen - oder die Lohnsteuer deutlich erhöhen. Dadurch könnten aber niedrige Einkommen unter Umständen schlechter dastehen als ohne Grundeinkommen, sagte Prettner. In der Schweiz soll nach dem Willen der Initiatioren künftig jeder Erwachsene umgerechnet knapp 2270 Euro und jedes Kind etwa 565 Euro pro Monat bekommen. Meinungsforscher rechnen jedoch mit einer deutlichen Ablehnung der Volksinitiative.
Dennoch könne das Grundeinkommen auch in Deutschland künftig ein Thema sein, sagte Prettner. Befürworter argumentierten damit, dass etwa durch die Digitalisierung zunehmend Jobs wegfielen. Dadurch könnte eine breite Masse in Armut geraten, während ein kleiner Teil der Gesellschaft noch mehr Wohlstand anhäufe. "Im Moment kann man das noch nicht seriös vorhersagen", meinte Prettner. "Wenn es allerdings in diese Richtung geht, muss man sich schon Gedanken machen, wie man die Sozialversicherung gestalten kann."/kst/DP/fbr
STUTTGART (dpa-AFX)
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