Richtig versichert: Worauf Kfz-Wechsler achten sollten
Auch in diesem Herbst steigen die Prämien für Autoversicherungen wieder. Vergleichsportale im Internet versprechen, günstige Tarife zu finden. €uro am Sonntag hat die wichtigsten Portale getestet.
von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Schon gewechselt? Ganz gleich, ob AXA, deren Kunde sich im TV-Spot über den „360-Grad-Schadenservice“ freut, oder HUK-Coburg, deren Versichertem ein silbern glänzender Schutzschild gegen die Gefahren des Straßenverkehrs in die Hand gegeben wurde — im Oktober und November haben die Kfz-Versicherer Hochkonjunktur. Jedes hierzulande angemeldete Auto braucht zwingend eine Haftpflichtversicherung. Weitergehende Policen wie Teil- oder Vollkaskoversicherungen sind darüber hinaus nützlich, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben.
Die meisten Verträge laufen von Januar bis Dezember. Wer seinen Versicherer wechseln will, muss bis 30. November kündigen, um die vierwöchige Kündigungsfrist einzuhalten. Bereits Ende September veröffentlicht die Versicherungswirtschaft die Schadenklassen. Diese spiegeln die Unfallstatistiken der Vergangenheit wider. Und da es nicht überall gleich oft kracht und nicht immer dieselben Fahrzeugtypen an den Crashs beteiligt sind, wird der Versicherungsschutz für bestimmte Fahrzeugtypen in bestimmten Landstrichen günstiger oder teurer. Das lässt viele Fahrzeughalter über einen Wechsel nachdenken. Schätzungen zufolge wechseln jedes Jahr zwischen zwei und vier Millionen Autobesitzer ihren Versicherer. Tendenz steigend, denn die Versicherer heben ihre Preise an: Seit 2009 sind die Prämien für Haftpflichtwechsler um 22 Prozent gestiegen.
Fragt sich nur: Welcher Versicherer ist der günstigste? Und: Wie findet man ihn? Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen wollen diese schwierige Frage beantworten. Über diese Internetplattformen können anhand des Fahrzeugtyps und des Wohnorts Hunderte möglicher Policen miteinander verglichen werden. Doch nicht alle Portale sind gleich.
Grund genug für €uro am Sonntag, gemeinsam mit den Marktforschern von Yougov Deutschland die elf größten Portale zu testen, die über 95 Prozent der Onlineabschlüsse auf sich vereinen. Um ein möglichst komplettes Bild zu erhalten, haben wir vier Kundentypen entworfen: Einen Studenten mit Kleinwagen, einen Familienvater mit Kombi, einen Rentner mit einer Limousine und eine Managerin mit Geländewagen (siehe Testkunden). Im Mittelpunkt der der Untersuchung war die Frage, welches der getesteten Portal fachlich am besten aufgestellt ist.
In der Kategorie „Fachlichkeit“ wurde neben der Anzahl der angebotenen Tarife auch die Art und Weise bewertet, wie die Tarife beschrieben und erklärt werden. Ergänzt wurde die Kategorie um den Preis. Die Königsdisziplin „Fachlichkeit“ wurde im Gesamtergebnis mit 75 Prozent gewichtet. Mit 20 Prozent floss die Benutzerfreundlichkeit in die Gesamtwertung ein. Hier konnte mit guter Nutzerführung, hohen Sicherheitsstandards beim Vertragsschluss und Informationen gepunktet werden. Die Website-Gestaltung ging mit fünf Prozent in die Wertung ein.
Der Tarifrechner, der den Kern eines jeden Portals bildet, wurde mit 80 Prozent und die Seite an sich mit 20 Prozent gewichtet. Apropos Rechner: Zwar wurden elf Portale verglichen, doch reduziert auf die Rechenkerne, die hinter den einzelnen Anbietern stehen, bleiben lediglich vier Rechner übrig: Check24, Geld.de, Nafi-Auto und Transparo.
Doch nicht alle Rechner haben alle der rund 80 deutschen Versicherer in ihren Listen. Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät daher: „Suchen Sie bei mindestens zwei Portalen.“
Seit einem Streit mit der HUK-Coburg, nach Zahl der Abschlüsse der größte Kfz-Versicherer, hat Check24 nur noch wenige Tarife der Coburger im Angebot. Testsieger Transparo, der im Zuge des Streits vor zwei Jahren von der HUK und anderen Versicherern aufgebaut wurde, hat allerdings erst seit Kurzem Tarife der Allianztochter Allsecur im Vergleichsrechner. Die Allianz ist mit rund 8,2 Millionen Verträgen die Nummer 2 im Markt.
In keinem der Tarifrechner findet sich der Versicherer LVM, immerhin der neuntgrößte Anbieter am Markt. Der Grund: Die Münsteraner Versicherungsgesellschaft will ihre Policen nicht online an den Mann bringen — das Geschäft mit den Portalen kostet die Gesellschaften zusätzliche Vermittlungsgebühren.
Besser zum Original
Am Ende der Untersuchung gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Vergleichsportale, Transparo und Check24. Beide boten neben der professionellsten Aufmachung auch die größten Vergleichsrechner an. „Bei der Fachlichkeit überzeugt der Transparo-Rechner, da er mehr Spezifikationen für die Tarifauswahl zu bieten hat“, sagt Oliver Gaedeke, Vorstand bei Yougov. Bei einigen Portalen konnte der Rabattretter, der Fahrern, die lange unfallfrei waren, ihre niedrige Schadenfreiheitsklasse bewahrt, nicht für die Haftpflicht ausgewählt werden.
Auf den Plätzen 3 und 4 landeten mit Aspect-Online und Verivox zwei Anbieter, die mit dem Rechner von Transparo arbeiten. Auf den fünften Platz schaffte es Nafi-Auto, das mit einer eigenen Datenbank operiert. Geld.de, das ebenfalls einen eigenen Rechner betreibt, landete auf Rang 8. Es zeigt sich, dass die Portale, die mit eigenem Rechner arbeiten, besser abschneiden als solche, die einen fremden Rechner nutzen.
Den Wettkampf Transparo gegen Check24 konnte Transparo für sich entscheiden: Mit der Datenbank der Augsburger arbeiten die Ränge 3, 4 und 6. Die Anbieter, die ihre Daten von Check24 beziehen, landeten auf den Plätzen 7 und 9.
Wertung nach Kategorien (pdf)
Richtig versichert
Worauf Wechsler achten sollten
Bis vor Kurzem galt: Wer seine Kfz-Versicherung online abschließt, will in erster Linie Geld sparen. Doch das Blatt wendet sich. „Die Kunden werden anspruchsvoller“, heißt es bei Check24. Laut einer Umfrage des Portals achten 43 Prozent der Kunden, die ihre Kfz-Versicherung online abschließen, auf die Leistung, 41 Prozent achten auf den Preis. Vor einigen Jahren waren die Schnäppchenjäger noch klar in der Mehrheit. Damit Sie wissen, auf welche Leistungen es ankommt, hat €uro am Sonntag die wichtigsten Punkte zusammengestellt.
Ausland: Wer mit seinem Auto im Ausland unterwegs ist, sollte stets beachten, das er dort wegen niedrigerer Deckungssummen auf einem Teil seines Schadens sitzen bleiben kann — auch wenn er der Geschädigte ist. Ein Auslandsschadenschutz übernimmt die Differenz zwischen dem tatsächlichen Schaden und dem, was die ausländische Versicherung erstattet.
Deckungssumme:
Wer Schuld hat, zahlt. Doch die Bereitschaft der Versicherer, in die Tasche zu greifen, hat Grenzen. Es gibt eine staatlich festgelegte Mindestdeckungssumme. Bei Personenschäden liegt sie bei 7,5 Millionen Euro, bei Sachschäden bei 1,12 Millionen und bei Vermögensschäden bei 50.000 Euro. Was so klingt, als wäre es mehr als ausreichend, relativiert sich schnell, etwa wenn ein Geschädigter Anspruch auf eine lebenslange Rente hat. Daher lohnt es sich, eine pauschale Deckung von 100 Millionen Euro oder eine unbegrenzte Deckung zu vereinbaren.
Elementarschäden: Schäden durch Überschwemmungen sind meist gedeckt — je mehr Schadensarten, verursacht beispielsweise durch Unwetter oder Lawinen, versichert sind, desto besser.
Grobe Fahrlässigkeit: Gute Tarife verzichten auf „die Einrede der groben Fahrlässigkeit“. Im Klartext: Auch wenn ein Unfallgeschädigter sich grob fahrlässig verhalten hat, erlischt der Versicherungsschutz nicht. Wer eine rote Ampel überfährt oder beim Fahren ohne Freisprecheinrichtung telefoniert, handelt bereits grob fahrlässig.
Kaufwert- und Neuwertentschädigung: Die meisten Vollkaskotarife ersetzen, wenn es innerhalb einer bestimmten Frist nach dem Kauf kracht, den Kaufwert bei Gebrauchten und den Neuwert bei Neuwagen. Je länger die Frist, desto besser.
Mallorca-Police: So wird im Versicherungsjargon ein Schutz für Urlauber genannt, die sich im Ausland einen Mietwagen leihen. Da ausländische Versicherungen oft viel weniger leisten als eine deutsche, wird mithilfe der Mallorca-Police das Niveau der ausländischen Versicherung auf das deutsche angehoben. Viele Tarife enthalten bereits eine solche Police.
Marderbiss: Die Kosten dieser leider alltäglichen Schäden deckt längst nicht jede Teilkaskoversicherung ab. Wer sich gegen die Beißwut von Marder und Co versichern will, sollte darauf achten, dass auch die Folgeschäden der Bisse mitversichert sind.
Unfälle mit Tieren: Die meisten Teilkaskotarife umfassen Unfälle mit Tieren. Dennoch sollten Versicherte darauf achten, dass die Formulierung nicht nur „Haarwild“, also etwa Hasen, Rehe und Wildschweine, sondern „Tiere aller Art“ umfasst.