Kfz-Versicherung

Autoversicherung: Günstiger Schutz für alle Fahrten

21.09.14 03:00 Uhr

Autoversicherung: Günstiger Schutz  für alle Fahrten | finanzen.net

Wer eine neue Police für sein Auto sucht, bedient sich oft der Vergleichsportale im Internet. Aber was können die wirklich? Wir haben getestet.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Jahr für Jahr wird es im September für Autobesitzer spannend. Dann veröffentlicht der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die neuen Typenklassen. Sie zeigen, wo im vergangenen Jahr wie viele Unfälle passierten und welche Fahrzeugtypen darin verwickelt waren. Das sorgt bei einigen Modellen für höhere, bei anderen für niedrigere Versicherungsprämien. Laut Berechnungen des Versicherungsvergleichsportals Check24 kann der Versicherungsbeitrag im schlechtesten Fall um 240 Euro steigen, im besten Fall sinkt die Jahresprämie um 268 Euro.

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Doch es kommt noch besser: Viele Versicherer nutzen nicht mehr die alten Regionalklassen des GDV, sondern berechnen die neuen Tarife nach der Postleitzahl. Das kann bedeuten, dass zwei Autobesitzer mit den gleichen Wagen und Merkmalen, die in der gleichen Straße, aber mit einer anderen Postleitzahl wohnen, unterschiedliche Prämien zahlen. Laut Check24 können die Tarife bis zu 206 Euro auseinanderliegen.

Für alle, die erfahren, dass ihre Versicherung mehr kosten wird, muss guter Rat nicht teuer sein. Inzwischen bieten zahlreiche Onlinevergleichsportale die Möglichkeit, Preise kostenlos zu vergleichen und den günstigsten Tarif zu finden.

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Wer mit wem?
Aber auch bei denen gibt es Unterschiede. Denn nicht alle Anbieter vergleichen die gleichen Tarife und Versicherer. Deshalb hat €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die sechs wichtigsten Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen analysiert und bewertet. Getestet wurden: Preise und Leistungen, sprich die Prämien der angebotenen Tarife und welchen Versicherungsumfang sie bieten. Dieser Punkt machte 40 Prozent in der Gesamtwertung aus. 35 Prozent entfallen auf Anwenderfreundlichkeit und Ausstattung, der Rest auf Beratung und Service.

Im Test wurden lediglich jene Anbieter berücksichtigt, die einen eigenen Vergleichsrechner nutzen. Daher wurden nur sechs Vergleichsportale getestet. Sämtliche anderen Portale arbeiten mit einem dieser Rechner. Besonders verbreitet ist der Tarifrechner von Check24, aber auch Nafi-Auto und Verivox stehen hinter vielen Portalen. Ein im Vorjahr durchgeführter €uro-am-Sonntag-Test hat jedoch ergeben, dass die Rechner auf den Portalen, für die sie ursprünglich entwickelt wurden, etwas besser funktionieren.

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Um zu erfahren, was die Vergleichsrechner tatsächlich leisten können, wurden anhand von zehn ausgewählten Kundenprofilen die passenden Tarife abgefragt: vom jungen Single mit Kleinwagen (VW Polo) über die Familie mit Familienauto (VW Golf, BMW 320i oder Audi Q3) bis hin zum Manager mit der Oberklassenlimousine (S-Klasse). Jedes Modell kam zweimal in verschiedenen Varianten vor.

Die Anwenderfreundlichkeit und Ausstattung der Vergleichsrechner wurde in einem zweistufigen Verfahren überprüft. Im ersten Schritt sollten die Anbieter die von uns vorgegebenen zehn Musterfälle rechnen. Im zweiten Schritt gaben Tester des DKI die Musterkunden bei den Portalen erneut ein, um eventuelle Abweichungen zu finden.

Hierbei fiel auf: Nicht alle Rechner haben sämtliche der rund 80 deutschen Kfz-Versicherer in ihren Listen. Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät daher: "Suchen Sie bei mindestens zwei Portalen." Service und Beratung wurden durch Anrufe und E-Mails von Testkunden und Analysen der Websites überprüft.

Zwei Anbieter ragen heraus
Das Rennen machten Check24 und Verivox. Sie bekamen über alle Kategorien hinweg die meisten Punkte. Im Rechner bieten die beiden Bestplatzierten neben zahlreichen Tipps, wie Nutzer ihre Prämie drücken können, auch zusätzliche Kommentare und Bewertungen von Kunden zu den einzelnen Tarifen und Gesellschaften.

Bemerkenswert: Die Beiträge der von den Portalen vorgeschlagenen günstigsten Versicherungstarife variieren mitunter stark. Im Test beträgt die Differenz zwischen dem teuersten und dem günstigsten Tarif bei einer neu zugelassenen S-Klasse bis zu 355 Euro im Jahr. Den geringsten Unterschied gab es beim Audi Q3 mit Erstzulassung. Hier liegen der günstigste und der teuerste Tarif nur 58 Euro auseinander.

Im Durchschnitt sind die Unterschiede der pro Testfall errechneten Versicherungsprämien über die zehn Kundenprofile bei Nafi-Auto am geringsten. Bei Geld.de sind die vorgeschlagenen "günstigsten Tari- fe" im Schnitt am höchsten.

In den meisten Fällen ist der jeweils günstigste Tarif auch online über das Portal abschließbar. Lediglich bei Ino24.de war in einem Testfall der Abschluss des günstigsten Tarifs über das Portal nicht möglich. Gar keine Möglichkeit zum Onlineabschluss bietet Nafi-Auto. "Das Portal eignet sich vor allem als Gegentest für alle, die über ein anderes Portal eine günstige Police gefunden haben, sich aber unsicher sind, ob sie abschließen sollen", sagt DKI-Chef Jörn Hüsgen.

Geht es darum, wer den Spagat schafft zwischen möglichst großer Auswahl und möglichst günstigen Tarifen, die auch direkt abschließbar sind, liegt Check24 vorn. Hinter den Münchnern platziert sich der Kfz-Versicherungsvergleich von Verivox. Das Portal hat in diesem Jahr den Kfz-Versicherungsvergleich des Anbieters Transparo übernommen. Ebenfalls bemerkenswert: Bei allen untersuchten Anbietern hatten unsere Tester in 96 Prozent der Fälle direkt einen Fachberater am anderen Ende der Leitung.

Schlusslicht der Gesamtwertung ist mit 56,0 Punkten Fss-online. Der Tarifrechner des Portals bot Policen an, deren Prämien preislich im Mittelfeld lagen, doch für zwei der Profile gab es gar keine Angebote. Hinzu kommt, dass Fss-online mit 34 Versicherern sehr wenige Gesellschaften listet. Lediglich Geld.de listet mit 30 Anbietern weniger.

Kfz-Versicherungen
Worauf Sie achten sollten

Ausland: Ein Auslandsschadenschutz begleicht die Differenz zwischen dem Schaden und dem, was die ausländische Versicherung des Unfallgegners zahlt.
Deckungssumme: Es lohnt sich, eine pauschale Deckung von 100 Millionen Euro oder eine unbegrenzte Deckung zu vereinbaren.
Elementarschäden: Schäden durch Überschwemmungen sind meist gedeckt - gilt das auch für Schäden etwa durch Unwetter oder Lawinen, desto besser.
Grobe Fahrlässigkeit: Gute Tarife verzichten auf die "Einrede der groben Fahrlässigkeit". Im Klartext: Auch wenn ein Unfallgeschädigter beispielsweise eine rote Ampel überfahren hat, hilft die Versicherung.
Kaufwert- und Neuwertentschädigung: Die meisten Vollkaskotarife ersetzen, wenn es innerhalb einer bestimmten Frist nach dem Kauf kracht, den Kaufwert bei Gebrauchten und den Neuwert bei Neuwagen. Je länger die Frist, desto besser.
Mallorca-Police: Wer im Ausland im Mietwagen einen unverschuldeten Unfall hat, dem wird die Versicherung des Gegners auf deutsches Niveau angehoben.
Marderbiss: Wer sich gegen die Beißwut von Marder und Co versichern will, sollte darauf achten, dass auch die Folgeschäden der Bisse mitversichert sind.
Unfälle mit Tieren: Wichtig ist, dass die Formulierung "Tiere aller Art" im Vertrag steht.

Gesamtwertung
Vergleichsportal Gesamt Note
Check24.de 92,3 Sehr gut
Verivox.de 80,2 Sehr gut
Ino24.de 74,0 Gut
Nafi-Auto.de 64,9 Gut
Geld.de 62,9 Befriedigend
Fss-online.de 56,0 Befriedigend
ab 80 Punkten: sehr gut, ab 64 Pktn.: gut, ab 51,2 Pktn.: befriedigend Quelle: Deutsches Kundeninstitut (DKI)

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