Früh übt sich

Geldanlage für Kinder: Was sich für den Nachwuchs wirklich lohnt

14.10.18 17:06 Uhr

Geldanlage für Kinder: Was sich für den Nachwuchs wirklich lohnt | finanzen.net

Kinder, die von ihren Eltern schon frühzeitig mit dem Thema Sparen und Investieren vertraut gemacht werden, können schnell einen vernünftigen Umgang mit Geld erlernen. Hierfür müssen jedoch die Eltern den richtigen Grundstein legen.

Die finanzielle Bildung, eine der in Zukunft wohl wichtigsten Schlüsselkompetenzen für Kinder, sollte von den Eltern nicht vernachlässigt werden. Nur Kinder, die schon in jungen Jahren einen richtigen und vernünftigen Umgang mit dem Thema Geld erlernen, können schon frühzeitig finanziell auf eigenen Beinen stehen. Gerade beim Thema finanzielle Bildung spielen die Eltern eine zentrale Rolle, da viele Kinder diesbezüglich auch durch das deutsche Schulsystem nicht das entsprechende Wissen vermittelt bekommen.

Bestehende Chancen am Aktienmarkt sollten genutzt werden

Eltern, die für ihre Kinder frühzeitig damit beginnen Rücklagen zu bilden, können spätere Ausgaben wie für den Führerschein, das erste eigene Auto oder das Studium besser stemmen. Je nach Sparziel, Laufzeit, Betrag und Sparfrequenz eigenen sich hierfür verschiedene Produkte. Um jedoch die Chancen des Kapitalmarkts voll und ganz auszunutzen, empfiehlt es sich frühzeitig einen Fondssparplan oder ETF-Sparplan für das eigene Kind einzurichten.

Passive Geldanlage mit ETFs

Die sogenannten ETFs (exchange-traded Funds) bilden einen Börsenindex wie zum Beispiel den deutschen Leitindex DAX ab. Im Unterschied zu aktiv gemanagten Fonds, welche durch eine permanenten Umstrukturierung der Portfoliozusammensetzung darauf bedacht sind ihre Benchmark zu übertreffen, bilden die passiven ETFs exakt ihren Vergleichsindex nach. Wer also einen physisch replizierenden DAX-ETF erwirbt, kauft sich entsprechend der Marktgewichtung alle 30 DAX-Aktien auf einmal.

Rendite kommt von Risiko

Im Gegensatz zum klassischen Sparbuch, Tagesgeld- oder Festgeldkonto, sind solche ETF-Sparpläne natürlich nicht ganz risikofrei, bieten dafür aber einen Inflationsschutz und eine höhere Renditechance als alle anderen Anlageformen.

Da Aktien-ETFs aus Wertpapieren bestehen, unterliegen sie auch kalkulierbaren und unkalkulierbaren Risiken. Zu den kalkulierbaren Gefahren gehört zum Beispiel das allgemeine Marktrisiko, also das Risiko, dass die politische oder konjunkturelle Lage mit Veränderungen einhergeht, welche auch den Gesamtmarkt beeinflussen. Fürsorgliche Eltern die nun meinen, dass Investitionen in Aktien zu risikobehaftet für ihre Kinder sind, sollten einen Blick auf die empirische Studie des deutschen Aktieninstituts werfen.

Aktien sind langfristig die renditestärkste Anlageklasse

Das Institut hat nämlich berechnet, dass gerade der deutsche Leitindex DAX in den vergangenen 50 Jahren eine Durchschnittsrendite von 8,3 Prozent abgeliefert hat. Trotz dem Oktobercrash 1989, der Dotcom-Blase 2000 und der Finanzkrise 2008 und sonstiger Marktkorrekturen, konnte der deutsche Leitindex im Durchschnitt eine solch positive Rendite erzielen.

Kinder haben die besten Voraussetzungen für Aktien

Kurz- bis mittelfristige Bärenmärkte am Aktienmarkt belasten zwar die Psyche der Anleger, spielen für den langfristigen Investor jedoch keine Rolle. Gerade mit dem Anlagehorizont eines Kindes können solche Perioden leicht überstanden werden. Denn die Zeit, in der das investierte Kapital voraussichtlich nicht benötigt wird, ist bei Kindern grundsätzlich am höchsten. Eine lange Investitionsdauer reduziert das Marktrisiko, welches auch von einem diversifizierten ETF ausgeht, fast vollständig. Kinder besitzen von allen Anlegergruppen natürlich den längsten Anlagehorizont, womit ihnen die besten Voraussetzungen am Aktienmarkt zukommen. Bei einer Anlagedauer von 70 bis 80 Jahren kann natürlich auch der Zinseszins-Effekt seine volle Wirkung entfalten.

Ein Kindersparbuch lohnt meist nicht

Natürlich spielen bei den persönlichen Sparbemühungen für die Kinder auch die Sicherheitsaspekte eine große Rolle. Viele Eltern tendieren aus diesem Grund eher zum klassischen Kindersparbuch, als zu einem risikoreicheren ETF-Depot. Aber selbst ein solches Sparbuch ist nicht komplett ohne Risiken. Zwar greift im Falle einer Bankeninsolvenz die gesetzliche Einlagensicherung, welche das Ersparte bis zu einem Betrag von 100.000 Euro schützt, jedoch bietet das Sparbuch keinen Inflationsschutz. Denn die minimale Verzinsung, die man als Sparer aktuell auf sein Guthaben erhält, genügt nicht einmal annähernd, um den Kaufkraftverlust des Kapitals zu kompensieren.

Beispielrechnung für negative Realzinsen

Bei einem Zinssatz auf dem Sparbuch von 0,05 Prozent und einer Inflationsrate von durchschnittlich zwei Prozent bringt es eine Anlagesumme von 10.000 Euro im Zeitraum von 20 Jahren beispielsweise nur noch auf einen Geldwert von rund 6.769 Euro. Da die negative Realverzinsung in Höhe von 1,95 Prozent dem Vermögen Jahr für Jahr die Kaufkraft entzieht.

Geldgeschenke sollten vernünftig investiert werden

Regelmäßige Geldgeschenke wie zum Beispiel zum Geburtstag, zu Weihnachten oder zu Ostern, die nicht unmittelbar für den Konsum eingeplant sind oder auf die kurzfristig zugegriffen werden muss, können über einen Aktiensparplan gewinnbringend angelegt werden. In einem solchen Aktiensparplan können durchaus auch größere Geldgeschenke - wie zur Geburt, Taufe oder Konfirmation bzw. Kommunion - angelegt werden. Das investierte Kapital kann so über mehrere Jahre Gewinne erwirtschaften, welche dann für zukünftige Ausgaben wie die Führerscheinprüfung oder das Studium aufgewendet werden können. Mit einem derartigen Vermögensaufbau können die Renditechancen am Aktienmarkt über lange Zeiträume optimal genutzt werden.

Früh übt sich

Eltern, die ihren Kindern schon frühzeitig ein eigenes Depot mit Einzelaktien oder ETFs einrichten, können ihrem Nachwuchs anhand von den Kurssteigerungen und den erhaltenen Dividenden auf einfachste Art und Weise die Vorteile von regelmäßigen Sparbemühungen aufzeigen und somit einen außerordentlichen Beitrag zur finanziellen Bildung leisten.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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