Humoristischer Ausblick: Die Ideen des Merz
Von Primitiven, Proleten und Posern - die wie immer vollkommen seriöse "Euro am Sonntag"-Prognose für das Polit- und Börsenjahr 2019.
Januar
Generation X, Y oder Z? Von wegen, wir sind erst bei Generation P - dem Zeitalter der Primitiven. Selbiges zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es laut ist. Ständig blökt irgendwo einer rum und schürt (die alte Masche der Braunhemden) Angst. Allen voran wie gehabt der Proletus Maximus, der das Zerstückeln von Journalisten als zumindest erachtenswerte Praktik erachtet.
Ansonsten hält er morgens per Twitter die Chinesen im Zaum und die Nordkoreaner an der Kandare. Mittags sortiert er mexikanische Familien neu, nachmittags erstellt er die deutsche Kriminalitätsstatistik, zudem muss er täglich noch mindestens acht Lügen erfinden. In Wahlkampfzeiten sogar mehr als 40. Und die Kalenderblätter zurück in die Zeit drehen, als Stahl noch ein blühender Industriezweig war.
Der DAX notierte damals dreistellig. Heißt: sagenhafte Einstiegskurse in Sicht.
Ist da noch was? Ach ja, Friedrich Merz kann es nicht lassen und schlägt sich als Bundeskanzler vor. Da hebt sich ein Zeigefinger aus der Raute. Merz ist demuttiviert.
Februar
In Bayern werden Nägel mit Köpfen gemacht. Für die Wahlschlappe der CSU hat der transrapide Eh-Eh-Eh-dmund Stoiber ja einen Schuldigen ausgemacht: den Deutschen. Zu viele der Spezies seien nach Bayern eingewandert und hätten unbayerisch gewählt. Diese fehlgeleitete Migrationspolitik beendet Markus Söder nun im Handstreich. Bayern führt Grenzkontrollen zum Rest der Republik ein.
Deutsche Immigranten, die nicht nachweisen können, CSU gewählt zu haben, werden in Ankerzentren zusammen- und anschließend rückgeführt. Solche, die weder einen Trachtenanzug noch einen Dackel und nicht mindestens ein Kruzifix zu Hause haben, werden ins bayerische Raumfahrtprogramm zu Testzwecken überführt. Es wird gemunkelt, dass der Freistaat den Austritt aus der EU erwäge - intern "Bayrexit" genannt. Oder auch "Finale dahoam".
Leider sitzen jede Menge DAX-Unternehmen in Bayern. Ergo nähern wir uns den 9.000 Punkten.
Friedrich Merz schlägt sich als
Bundespräsident vor.
März
Wie Brexit geht, machen derweil die Briten vor. Sie verlassen die EU, natürlich ohne jegliche Vereinbarung. Es passiert - beinahe gar nichts. Abgesehen davon, dass die größte Flotte von Privatbooten seit dem Zweiten Weltkrieg den Ärmelkanal in Richtung Frankreich überquert. In Paris randalieren Gelbwesten aus Protest gegen die Eindringlinge. Der neue Premier Boris Johnson führt derweil jubelnde Anhänger durch die Londoner Innenstadt, Tee und Gurkensandwiches werden gereicht. Nur der anschließende Pub-Besuch muss ausfallen, da sämtliche Banken vorsichtshalber die Geldautomaten nicht mehr aufgefüllt haben. Das Pfund fällt in der Folge auf 49 Euro-Cent. Umgehend sichern sich Deutsche Wohnen und Vonovia weite Teile der Londoner City sowie Windsor Castle. Notiere: BP-Aktien kaufen, wenn noch tiefer.
Friedrich Merz schlägt sich als Vorsitzenden der Jungen Union vor.
Mai
Der DAX läuft. Unter Börsianern macht ein neuer Begriff die Runde: SAM - Stupid American Money. Warren Buffett erklärt: "Ick bin ein Berliner." Daraufhin brechen die Dämme, der Dollar strömt nur so nach Europa.
Dort steht die Europawahl vor der Tür. Alexander Gauland, der Yoda der Rechten ("Vogelschiss du hast"), sorgt im Wahlkampf für Irritationen, speziell in der Bundesliga - er fordert ein rigoroses Verbot jeglichen Doppelpasses. Die Miss Moneypenny der Partei, Alice Weidel, beteuert (unter mehrfachem Stampfen und neuerdings in gelber Weste), dass sie nichts von Spenden wisse und den Baron Finck überhaupt nicht kenne.
Derweil fordern AfD-Anhänger vermehrt, Beatrix von Storch in die Nationalmannschaft zu berufen - schließlich sei sie offensichtlich ein bei der Geburt getrennter Zwilling von Weltfußballer Luka Modric. Als sich Jogi Löw dazu äußern will, erklärt man ihm, dass er die Mannschaft nicht mehr trainiere. Löw ist erleichtert, da er nun wieder Mercedes fahren darf.
Friedrich Merz schlägt sich als Bundestrainer vor.
Juni
Die CDU ist noch nicht bereit für einen Mann: Annegret Kann Kanzler. Der Schrecken international ist groß. Schon hierzulande kann kaum jeder Zweite den Namen unfallfrei aussprechen. Aber Änegritt Krämp-Kärrnbour? Ausländische Medienvertreter heuern in Massen Sprachtrainer an, die Zahl arbeitsloser Lehrer sinkt gegen null. Ein Vertreter der Generation P in Ankara verlangt dagegen ein sofortiges Verbot der terroristischen Splittergruppe AKK. In der Union wird erwogen, sie unter dem Namen Helmut Kohl antreten zu lassen.
Bewegung kommt in das Projekt einer europäischen Armee. Bislang verfügte die Bundeswehr über keinerlei funktionierende Fahrzeuge, welche die deutschen Grenzen hätten überqueren können. Dank Vermittlung von McKinsey (Kosten: nur wenige Fantastillionen) steht nun ein Vertrag mit Sixt kurz vor dem Abschluss. Lediglich die Rückgabestation muss noch geklärt werden.
Friedrich Merz schlägt sich als Vorsitzenden der SPD vor.
Juli
Die SPD ist im Umfragehoch und klettert über 30 Prozent. Grund: Friedrich Merz.
Für die Mitarbeiter des VW-Konzerns beginnen die Weihnachtsferien. BMW und Daimler arbeiten noch zwei Wochen. Die vermaledeiten Abgaswerte. Andreas Scheuer verspricht Hilfe vom Bund: Deutsche Autos sollen ab 2025 von der Pkw-Maut befreit werden, sofern diese bis dahin eingeführt ist.
Mallorca klagt über einen Mangel an Touristen, etliche Hotels stehen vor der Pleite und buhlen mit Gratisgelagen am Ballermann um deutsche Urlauber. Die Biervorräte für diesen Sommer drohen zu kippen. Grund: Das britische Pfund steht inzwischen bei 17 Euro-Cent, die Engländer bleiben komplett aus. Die britischen Seebäder hingegen sind auf Jahre hinaus ausgebucht. Vor allem Russen kommen, nicht zuletzt weil sie die Trinkkultur auf der Insel schätzen. Die örtlichen Hoteliers und Gastronomen akzeptieren jedoch kein Pfund, nur Euro. Zur Not auch jede andere Währung, sogar Bitcoin, falls als Münze vorhanden.
Der Run auf den DAX hält unvermindert an, er nähert sich 13 000 Zählern.
Friedrich Merz schlägt sich als britische Königin vor.
August
Zu Beginn der Bundesligasaison setzen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vom FC Mimosen ein Zeichen: Sie ketten sich am Internationalen Gerichtshof in Den Haag fest und drohen mit Hungerstreik. Ihre Forderung: eine respektvolle, angemessen würdige Berichterstattung im Fußball. Sky bittet aus humanitären Gründen die katholische Bischofskonferenz, diese möge die Kommentierung der Spiele übernehmen. Wegen Terminproblemen, etwa bei Sonntagsspielen, lehnen die Bischöfe ab. Alternativ bietet sich Jörg Kachelmann an. Die Aktion endet erst, als Jupp Heynckes erscheint und Ronaldo mitbringt.
Friedrich Merz schlägt sich als Germany’s Next
Topmodel vor.
September
Die Statistik zeigt: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Frauenmangel im Osten und der Anzahl der AfD-Wähler. Je weniger Frauen, desto mehr erigiert der rechte Arm. In Sachsen koalieren nach der Landtagswahl die AfD und die CDU. Letztere als Juniorpartner. Die Grünen werden drittstärkste Kraft, die SPD scheitert.
Die Lage der Sozen ist verzweifelt. Um öffentliche Wahrnehmung zu erhaschen, versuchen Olaf Scholz und Andrea Nahles das Geschäftsmodell der Partei bei "Die Höhle der Löwen" zu erklären, werden aber nach wenigen Minuten rausgeworfen. Scholz bewirbt sich zudem bei "Schlag
den Star", "Bauer sucht Frau" und anderen einschlägigen TV-Formaten, bekommt aber nur ein Angebot von "Goodbye Deutschland". Ralf Stegner ist erfolgreicher. Durch bloßes Ansehen lässt er Blumen verwelken und wildert Haustiere aus. Er schließt sich einem Wanderzirkus an.
Der DAX marschiert, während die US-Börsen nach wie vor sinken.
Friedrich Merz schlägt sich als Papst vor.
Oktober
Siemens gibt neue Pläne zur Abspaltung von Konzernteilen bekannt. Joe Kaeser möchte den Vorstand als eigene Einheit an die Börse bringen (Siemens Brain), ebenso die Kantinen (Siemens Belly) sowie sein Büro samt Vorzimmer (Siemens Brain Damage). Analysten zeigen sich verwirrt.
Der Landtagswahlkampf in Thüringen wird beherrscht von einem Streit um Namensrechte. Neben der "Alternative für Deutschland" treten mehrere ähnlich klingende Gruppierungen an: "Abwrackprämie für Demokraten" oder "Alle folgen Detlev" etwa. Besonders erzürnt Björn Höcke "Allah für Dingelstädt".
Friedrich Merz schlägt sich als Imam vor.
November
Olympisches Komitee und FIFA kooperieren. Die Spiele sowie die Fußball-WM gehen künftig wechselseitig an Nordkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate und den Oman. Teilnehmer: Nordkorea, VAE, Oman und Österreich.
Beim traditionellen Quartettspiel um Konzernteile zwischen Eon und RWE geht was schief. Große Teile der deutschen Stromversorgung geraten irgendwie in die Hände des norwegischen Staatsfonds, lediglich 27 Windräder im Saarland verbleiben. Die Norweger drehen probeweise die Lichter aus. Und Innogy heißt mit Vornamen jetzt Gisela und gehört zu Aldi.
Jogi Löw hat einen neuen Job: Er trainiert Borussia Dortmund. Die Aktie rast ins Dreistellige - bis klar wird: Es ist nur die Altherrenmannschaft, die er in seiner reichlichen Freizeit betreut.
Friedrich Merz schlägt sich als Voice of Germany vor.
Dezember
Das Wesen, das Steve Bannon "mein Gefäß" nannte (Urne? Badewanne? Flasche leer?), verbietet per Dekret China. Flugs wird es von allen amerikanischen Landkarten und aus Schulbüchern getilgt. Auch Google folgt gehorsam. Die Verbündeten zögern noch, markieren China aber schon mal mit gelbem Leuchtmarker.
Der DAX markiert ein neues Allzeithoch bei 15 217 Punkten. Und das, obwohl die Umwelthilfe vor Gericht ein Verbot von Autos aus dem VW-Konzern erreicht. Begründung: Das sei effektiver als Dieselfahrverbote. Folge: Lidl verkauft jetzt Porsche. In ganz Großbritannien wird nun mit Euro bezahlt. Italien erwägt, im Gegenzug das Pfund einzuführen. In Frankreich bringt Chanel gelbe Westen auf den Markt.
Elon Musk schießt sich endlich auf den Mond, kommt aber wegen fehlerhafter Bauteile wieder zurück. Der unkompostierbare Horst Seehofer kündigt seinen Rücktritt an. Spaß! Natürlich nicht. Die Grünen stehen im ZDF-Wahlbarometer bei 44 Prozent, Robert Habeck bietet Annalena Baerbock das "Mutti" an. Apropos: Ist Mutti noch da? Weckt mich, wenn sich was ändert.
Blackrock schlägt Friedrich Merz als Weihnachtsmann vor.
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