Versicherungs-Apps: Womit sie locken, was sie können
18.10.16 22:28 Uhr
Der klassische Vertreter bekommt Konkurrenz. Verschiedene Apps wollen für Ordnung bei den Policen sorgen. Ihre Betreiber wollen nicht nur helfen, sondern auch Geld verdienen.
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von Uwe Schmidt-Kasparek, Euro am Sonntag
Die elektronischen Makler sind los. Im Internet machen sie Jagd auf Verbraucher. Geworben wird immer mit den gleichen Fragen: Möchten Sie endlich Ordnung bei Ihren Versicherungen? Und wollen Sie gleichzeitig sparen?
Die Chancen für Versicherungs-Apps etwa von Clark, GetSafe, Knip oder Friendsurance, allesamt sogenannten Fintechs, stehen nicht schlecht. Immerhin gibt es viele unzufriedene Kunden und Preisunterschiede von bis zu 400 Prozent. Mit 428 Millionen Versicherungsverträgen hat jeder Deutsche rein rechnerisch mehr als fünf Policen - und die meist bei verschiedenen Gesellschaften. Sie lagern gern in alten, aus den Nähten platzenden Ringordnern.
Die Apps versprechen eine digitale Übersicht über die Policen auf dem Smartphone. Dazu werden die Verträge aus den Datenbanken der Versicherer geholt. Der Verbraucher muss lediglich seine Assekuranz, die Art des Vertrags und die Versicherungsnummer nennen. Dieser Service ist oft kostenlos, der Kunde muss aber eine Maklervollmacht unterzeichnen. Damit erhält er einen Berater, der auf den gesamten Versicherungsmarkt zugreifen kann.
Der Versicherungsvertreter alter Couleur, der zu Hause vorbeikommt, hat damit ausgedient. Doch gerade der klassische Vertreter, der ausschließlich für Allianz, Ergo und Co tätig ist, war in der Vergangenheit der Verbündete des Verbrauchers, etwa dann, wenn ein Schadensfall einmal schnell und kulant reguliert werden musste.
Mobiltelefone, mit denen man immer und überall online sein kann, geben den neuen Maklern aus dem Netz Auftrieb. Ihre Zahl ist seit Ende 2008 von 33.000 auf 47.000 gestiegen, während die der Versicherungsvertreter von 234.000 auf 183.000 geschrumpft ist. Viele von ihnen betreuen heute überwiegend Gewerbekunden. Den Rest überlassen sie immer mehr den Fintechs.
Die neue Welt hat durchaus ihr Gutes: Mithilfe des digitalen Versicherungsordners haben Kunden erstmals alle Policen auf einen Blick - immer und überall. Per Smartphone können sie nicht nur schnell und kostengünstig Verträge verwalten und Änderungen wie neue Adresse oder die Geburt eines Kindes eintragen, sondern auch Schadensfälle melden. Mit ihren Apps, die sie "mobile Versicherungsmanager" nennen, schieben sich die neuen Makler in die Schnittstelle zwischen Kunde und Versicherung. "Kein Aufwand, kein Papierkram - keine Fragen mehr beim Thema Versicherung", heißt es etwa bei Getsafe. Der Berlin Anbieter Clark verspricht zudem bei der Optimierung der Verträge eine Ersparnis von 50 Prozent pro Jahr.
Neu ist bei den Fintech-Maklern aber nur die Vertriebsidee. Ansonsten leben sie wie ihre klassischen Konkurrenten von Provisionen, die sie für Vermittlung und Betreuung der Verträge von den Assekuranzen erhalten. Immerhin: Die Newcomer setzen auf Transparenz. Clark deckt die Einnahmen auf und verrät, wie viel Provisionen der jeweilige Versicherer zahlt. Das ist neu in der sonst so verschwiegenen Branche. Künftig will Clark seine Kunden sogar direkt an Provisionen beteiligen. Das macht die Finanzplattform Moneymeets mit 50 Prozent der eigenen Vergütung schon heute.
Hautnah am Kunden
Per App kommen die Makler aufs Handy und sind auf diese Weise ständig bei ihren Kunden. Anbieter GetSafe verspricht, automatisch Lücken und Sparpotenziale im Versicherungsschutz zu identifizieren. So sei es ein Leichtes, Tarife zu optimieren, nachteilige Policen zu kündigen und neue abzuschließen. In der Regel binden die Makler Vergleichsrechner in ihre App mit ein. Bei Asuro etwa gibt es einen automatischen Bedarfs-Check, der anhand von Daten wie Alter oder Familienstand prüft, welche Versicherung der Kunde noch abschließen sollte.Check24 hat seine Kunden bisher nur locker an sich gebunden. Nun will Deutschlands größtes Vergleichsportal, das mit 15 Millionen vermittelten Policen über eine große Kundschaft verfügt, ebenfalls einen elektronischen Ordner in Form einer App auf den Markt bringen. Um die Kunden dann in allen Versicherungssparten zu versorgen, muss sich Check24 von ihnen eine Maklervollmacht besorgen. Schaffen es die Münchner, auch nur ein Viertel ihrer Kunden auf diese Art zu binden, wären sie aus dem Stand der größte Anbieter.
Es geht auch anders
Positiv vom Heer der App-Anbieter hebt sich Asuro ab. Hier kann der Verbraucher wählen und sich auch auf eine Auskunftsvollmacht beschränken. Die genügt, um die Daten vom Versicherer zu besorgen und die Verträge digital zu verwalten. Der Vermittler oder Berater, mit dem man seit Jahren auf Du und Du steht, muss bei diesem Modell nicht gewechselt werden.Was Versicherungs-Apps leisten (pdf)
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