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Ratenkredite im Test: Per Klick zum Kredit

14.07.18 01:00 Uhr

Ratenkredite im Test: Per Klick zum Kredit | finanzen.net

Online-Darlehen sind im Schnitt günstiger als Angebote in den Filialen der Banken. Doch ohne Vergleich drohen auch im Netz verzichtbare Mehrkosten. Teil 2 der Serie.

von Bernhard Bomke, Euro am Sonntag

Die Deutschen sind für ihre Verhältnisse bester Kauflaune. Galt das Volk des Exportweltmeisters viele Jahre als Einkaufsmuffel, kommt seit Anfang 2016 zur puren Shoppinglust auch auffallende Zuversicht hinzu. Die drückt sich beispielsweise im steten Zuwachs des Volumens laufender Ratenkredite für Privatpersonen aus. Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank legt dieses Volumen seit dem ersten Quartal 2016 im jeweiligen Vergleich zum Vorjahr chronisch um etwa fünf Prozent zu. Im Frühjahr dieses Jahres liefen Ratenkredite im Wert von fast 174 Milliarden Euro. Tendenz weiter steigend.



Doch vor lauter Lust daran, sich was zu gönnen, übersehen viele Verbraucher offenbar, dass sie für ihre Schulden oft mehr bezahlen als nötig. Das Kreditportal Smava hat ausgerechnet, dass die Schuldner im ersten Quartal dieses Jahres 612 Millionen Euro hätten sparen können, hätten sie nicht den nächstbesten, sondern den wirklich günstigsten Ratenkredit abgeschlossen. Insbesondere dann, wenn Kunden keinen Wert auf einen persönlichen Bankberater legen und ihren Kredit online abschließen, haben sie gute Chancen, Geld zu sparen. Laut Smava lag der Kreditzins bei Onlineangeboten im ersten Quartal im Mittel 1,85 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt des Ratenkreditzinses von 5,64 Prozent.

Allerdings ist der Zinssatz nur ein ­Aspekt, der darüber entscheidet, ob ein Kunde einen Kredit bei Bank A oder Bank B ­abschließt. Entsprechend sind die Konditionen auch nur eines der Kriterien, die im aktuellen Test "Bester Online-­Ratenkredit 2018" von €uro am Sonntag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) eine Rolle spielen. Darüber hinaus nahmen die Tester das Kreditangebot (unter anderem die ­Flexibilität während der Laufzeit) und den Kundenservice (Erreichbarkeit, Freundlichkeit, Kompetenz) von 15 Anbietern unter die Lupe.


Neun davon - ­namentlich die Institute Consorsbank, Creditplus Bank, Deutsche Bank, Norisbank, Postbank, Santander, SWK Bank, Targobank und Volkswagen Bank - wurden hinsichtlich ihrer bonitätsabhängigen Kreditangebote getestet. Die sechs Anbieter Deutsche Kreditbank, Hypovereinsbank, ING-DiBa, Netbank, Oyak Anker Bank (Tochter eines türkischen Pensionsfonds) und SKG Bank prüften die Tester mit Blick auf ihre nicht bonitätsabhängigen Online-Ratenkredite.

Das DKI befragte die Geldinstitute schriftlich auf der Basis von zehn Musterfällen mit einer Kredithöhe von 5.000 Euro bis 35.000 Euro. Es wurden Testtelefonate geführt, Testmails verschickt, die Social-Media-Auftritte ­betrachtet und die Internetseiten der ­15 Finanzhäuser gecheckt. 525 Kundenkontakte trugen maßgeblich zur Bewertung bei. Die Konditionen und das Kreditangebot flossen mit je 40 Prozent in die Gesamtnote ein, der Kundenservice mit 20 Prozent.

Service von fit bis inkompetent

Und siehe da: Die Postbank, die beim Test "Bester Filial-Ratenkredit 2018" (siehe €uro am Sonntag 26/2018) noch mit der Note mangelhaft auf dem letzten Platz gelandet war, schaffte beim Test der Online-Ratenkredite in der Kategorie "bonitätsabhängig" mit der Note "sehr gut" Rang 1. Die Prüfer überzeugten insbesondere die Zinssätze, die zu den günstigeren zählen, und die Flexibilität während der Laufzeit (also Raten erhöhen, senken, stunden oder auch Sondertilgungen vornehmen). Etwas schwächer schnitt die Bank beim Kundenservice ab. Zwar fanden die Tester den Internetauftritt okay, aber die Qualität der Antworten auf Kundenfragen ließ häufig zu wünschen übrig.

Spitzenreiter bei den Anbietern nicht bonitätsabhängiger Online-Ratenkredite wurde die ING-DiBa. Die Direktbank punktete - wie die Postbank - mit ihren günstigen Zinssätzen, hoher Flexibilität und darüber hinaus noch mit sehr ­gutem Kundenservice. "Die Mitarbeiter wirkten in Telefonaten überdurchschnittlich freundlich, hilfsbereit und kompetent", stellt das DKI fest.

Weitere Auffälligkeiten, die der Test zutage förderte: Zwischen dem jeweils günstigsten und teuersten Angebot liegen bei den bonitätsabhängigen Krediten je nach Darlehenshöhe Differenzen von 222 Euro bis 2.999 Euro, bei den nicht bonitätsabhängigen Krediten immerhin noch von 115 Euro bis 1.254 Euro. Die Zinssätze reichen von 0,90 bis zu 5,80 Prozent. Als eher teuer erwiesen sich die Angebote der Hypovereinsbank, der Bank Santander und der Creditplus Bank.

Vergleichen lohnt sich also. Und: Nicht jeder Onlinekredit ist per se günstig und nicht unbedingt preiswerter als ein Kredit, den man persönlich beim Bankberater abschließt.

Im Überblick: Die Ergebnisse des Ratenkredit-Tests in den einzelnen Kategorien (PDF)

Zehn Musterfälle (PDF)



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