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Auto-Versicherungen: Wo es die besten Angebote gibt

18.09.16 22:20 Uhr

Auto-Versicherungen: Wo es die besten Angebote gibt | finanzen.net

Millionen Autofahrer müssen damit rechnen, dass ihre Policen teurer werden. Welche Portale günstige Tarife bieten.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Die Bewohner des Landkreises Ludwigslust-­Parchim haben mit ihren Autoversicherern am wenigsten zu tun. Denn in diesem Zulassungsbezirk passieren laut der Kfz-Regionalstatistik des Versichererverbands GDV die wenigsten Unfälle bundesweit. Ganz anders sieht es in Offenbach aus. Hier müssen Versicherer recht oft zahlen.



Generell gilt: In Norddeutschland gibt es weniger Schäden, in Großstädten eher mehr. Die Statistik zeigt aber nicht, wo es wie häufig kracht, sondern lediglich, wo die Unfallverursacher wohnen. Ganz gleich, wie man fährt, die Regionalklasse gehört - wie die Typenklasse des Autos, das man besitzt - zu den Tarifmerkmalen, die sich auf alle Verträge auswirken. Doch anders als die Typenklasse wird die Regionalklasse jährlich überprüft und bei Bedarf geändert.

Laut GDV sollen in diesem Jahr rund 4,8 Millionen Autofahrer davon betroffen sein. Für alle, bei denen sich etwas ändert, muss guter Rat nicht teuer sein. Längst bieten Onlinevergleichsportale die Möglichkeit, Versicherungsprämien und -tarife kostenlos zu vergleichen und günstige Tarife zu finden.


Auch wenn Tarife einiger Versicherer wie etwa die des Online­anbieters HUK24 nur noch über die Website des Unternehmens abschließbar sind - wer eine neue Kfz-Police sucht, hat kaum eine bequemere Möglichkeit, ein gutes und günstiges Angebot zu finden als mittels eines Vergleichsportals. Daher hat €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die fünf wichtigsten Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen analysiert und bewertet.

Im Test wurden jene Anbieter berücksichtigt, die einen eigenständigen Vergleichsrechner nutzen. Das bedeutet, dass fünf Portale getestet wurden. Denn alle anderen Portale arbeiten mit einem dieser Rechner.


Besonders verbreitet ist der Tarifrechner von Check24. Er läuft auch auf den Seiten von Autobild, Autoscout und auf über 15 weiteren Portalen. Ein 2013 durchgeführter Test von €uro am Sonntag ergab jedoch, dass die Rechner etwas besser auf jenen Portalen funktionieren, für die sie ursprünglich entwickelt wurden.

Um zu erfahren, was die Vergleichsrechner tatsächlich leisten können, wurden anhand von zehn ausgewählten Kundenprofilen die passenden Tarife abgefragt: vom jungen Single mit einem Fiat 500 bis zum Mittvierziger mit 7er BMW und der jungen Mutter, die einen Mini-­Van versichern will. Den Anbietern wurden die Testfälle geschickt, mit der Bitte, diese zu berechnen. Anschließend wurden sie vom DKI noch einmal ­geprüft.

Punkte wurden nicht nur für den Preis, sondern auch für Rabattmöglichkeiten und die Anzahl der berücksichtigten Tarife vergeben. Dieser Testteil trug 40  Prozent zum Gesamtergebnis bei. Weitere 35 Prozent steuerte eine Analyse der Nutzerfreundlichkeit der Vergleichsrechner bei. Die übrigen 25 Prozent entfielen auf den Service. Hier wurde in erster Linie getestet, wie kompetent die Anbieter auf Fragen von Kunden reagieren.

Bei einigen klaffen Lücken

Nicht alle Rechner führen sämtliche der über 80 deutschen Kfz-Versicherer in ihren Listen. Die größte Marktabdeckung hat Check24, gefolgt von Verivox. Unterm Strich machten Check24 und Verivox das Rennen. Ihre Rechner bieten zahlreiche Tipps, wie Nutzer ihre Prämie drücken können, aber auch zusätzliche Kommentare und Bewertungen von Kunden zu den einzelnen Tarifen und Gesellschaften.

Bemerkenswert: Zwischen den jeweils als "günstigster ­Versicherungstarif" gefundenen Angeboten bestehen erhebliche Preisunterschiede. Die geringste Differenz findet sich für Musterprofil 2 (Kleinwagen) mit nur 12,36 Euro zwischen dem im Vergleich teuersten Tarif (TopPool) und dem günstigsten Tarif (alle weiteren Anbieter). Die größte Differenz findet sich für Profil 9 (Geländewagen/SUV): Hier lagen 1131,08 Euro zwischen dem teuersten (gefunden bei ino24.de) und dem günstigsten Tarif (gefunden bei Check24, Verivox, TopPool).

Im Mittel über alle Profile hinweg können Versicherungsnehmer am meisten bei TopPool sparen. Der Mittelwert über die zehn Testwagen liegt hier bei 623,66 Euro. Es folgen Check24 (632,74 Euro), Verivox (655,27 Euro) und Geld.de (722,78 Euro). Den höchsten Mittelwert weist ino24 mit 883,36 Euro auf.

Durchweg gute Rechner

Die Nutzerfreundlichkeit der untersuchten Vergleichsrechner ist insgesamt hoch. So bieten alle Anbieter Hilfe- und Infotexte mit Erläuterungen zu den Eingaben. Zudem verfügen alle Eingabemasken über einen "Zurück"-Button, um bereits gemachte Angaben zu ändern. TopPool und Check24 verloren Punkte dadurch, dass Angaben im Rechner nicht zwischengespeichert werden können, damit Nutzer den Vergleich unterbrechen und später fortsetzen können. Geld.de fällt aus datenschutzrechtlicher Sicht negativ auf: Um das Ergebnis des Vergleichs einzusehen, müssen die Nutzer ihren Namen, Teile ihrer Adresse sowie eine Telefonnummer angeben.

Im Gesamtranking ist die Differenz zwischen Check24 als Erst- und Verivox als Zweitplatziertem dieses Jahr mit 4,6 Punk­ten deutlich geringer als 2015. Damals trennten die beiden Anbieter 12,4 Punkte. Dies liegt daran, dass sich Check24 in den Kategorien "Vergleichsrechner" und "Kundenservice" leicht verschlechtert hat, während Verivox in der Kategorie "Preis- und Leistungsangebot" etwas besser wurde. TopPool wird mit "gut" bewertet. Dagegen bilden Geld.de und ino24 jeweils mit der Note "befriedigend" die Schlusslichter.

Worauf achten

Haftpflicht

Sie ist gesetzlich vorgeschrieben und deckt Schäden des gegnerischen Unfallopfers ab. Auch die Insassen des eigenen Fahrzeugs sind geschützt. Der Fahrer selbst und Schäden am eigenen Auto sind allerdings nicht versichert. Die Police wirkt außerdem wie eine Rechtsschutzversicherung, weil sie unberechtigte Ansprüche Dritter abwehrt. Als Mindestdeckung vorgeschrieben sind 7,5 Millionen Euro für Personenschäden, eine Million für Sachschäden und 50.000 Euro für Vermögensschäden. Doch sollte man deutlich darüber hinausgehen: Bei Personenschäden sind mindestens 50 Millionen Euro empfehlenswert, bei Sachschäden sollten zehn Millionen Euro ausreichen. Weitere wichtige Kriterien:

Mallorca-Police: Diese Option erhöht die ­Deckung im europäischen Ausland auf deutsches Niveau. Die Mallorca-Police kostet meist keinen Aufschlag.
Verspätete Anzeige: Bis zu welcher Schadenshöhe reguliert der Versicherer einen Schaden, den der Versicherte selbst tragen will, dann aber doch verspätet einreicht?

Teilkasko

Sie zahlt, wenn das eigene Auto gestohlen wird, Hagel Spuren im Lack hinterlässt oder bei Sturm Äste den Wagen beschädigen. Ebenfalls einge­schlossen sind Glasbruch ­sowie Kabel­schäden durch Kurzschluss. Weitere wichtige Kriterien:

Marderbisse: Schäden an Schläuchen und Verkabelung und deren Folgen soll­ten eingeschlossen sein.
Elementargefahren: Großzügige Versicherer zahlen auch bei Lawinen, Dachlawinen, Erdbeben, Erdrutsch, Muren oder Steinschlag.

Vollkasko

Sie zahlt, wenn das eigene Auto durch eigenes Verschulden beschädigt wird oder wenn Dritte das Fahrzeug mutwillig beschädigen. Außerdem ist der volle Teilkaskoschutz inbegriffen. Weitere wichtige Kriterien:

Wildschadenklausel: Die Police sollte für ­Kollisionen mit allen Tieren gelten, also auch für Vögel, Hunde, Katzen, Pferde etc.
Neuwertentschädigung: Innerhalb welcher Frist nach Neukauf wird der kom­plette Neupreis bei einem Totalschaden ersetzt? Gute Tarife leisten noch nach 18 Monaten.
Grobe Fahrlässigkeit: Üblicherweise leistet der Versicherer nicht, wenn der Kunde etwa eine rote Ampel oder ein Stoppschild überfährt und verunglückt. Anders ist es, wenn der ­Anbieter auf den sogenannten Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet.

Kfz-Versicherungen: Die besten Angebote in den einzelnen Kategorien (PDF)

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