1x1 der Geldanlage: Denn die Mischung macht's!
Sie sind sich sicher, welcher Anlegertyp Sie sind? Dann sollten Sie als Nächstes den für Sie passenden Investment-Mix bestimmen. Was dabei wichtig ist.
von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
In den Pedalen stehend einen schmalen Bergpfad hinunterbrettern - mit einem voll gefederten Mountainbike das höchste der Gefühle. Wer nur das nächste Café ansteuern will, steigt dagegen eher auf einen bequemen City-Cruiser. Und all diejenigen, die sowohl in der Stadt als auch auf hügeligen Schotterwegen gut vorwärtskommen wollen, dürften sich auf einem Trekkingrad am wohlsten fühlen.
Je nach Ziel und Sportlichkeit das richtige Vehikel zu wählen ist für Radfahrer selbstverständlich. In der abstrakten Welt der Geldanlage gelingt das nicht unbedingt auf Anhieb. Deshalb will €uro am Sonntag mit dieser Serie die wichtigsten Grundzüge der Kapitalanlage vermitteln. In der vergangenen Woche ging es darum, die eigene Risikobereitschaft möglichst ehrlich und genau einzuschätzen. Denn ohne dieses Wissen, wie viel Verlust man notfalls verkraften kann, lässt sich keine erfolgreiche Anlagestrategie aufbauen. In dieser Folge nun widmen wir uns der Frage, welche Investments Anleger entsprechend ihrer Risikobereitschaft auswählen sollten und wie sie diese sinnvoll aufteilen.
Ganz allgemein lassen sich drei Anlegertypen unterscheiden. Da ist zunächst der Konservative. Für ihn steht der Erhalt des eingesetzten Kapitals im Vordergrund. Erst in zweiter Linie geht es ihm um die Rendite. Der ausgewogene Anleger dagegen ist durchaus an höheren Renditen interessiert, aber nur, wenn mögliche Verluste in einem bestimmten Rahmen bleiben. Der dynamische Anleger schließlich will mit seinem Depot eine überdurchschnittliche Wertsteigerung erzielen. Dafür nimmt er auch höhere zwischenzeitliche Verluste in Kauf.
Etwas Risiko muss sein
Im Depot des konservativen Anlegers sollten Anlageformen dominieren, die keine oder nur geringe Kursschwankungen aufweisen. Einen Großteil seines Geldes wird er deshalb auf Tages- oder Festgeldkonten deponieren. Auch Banksparpläne oder Fonds mit sicheren Staatsanleihen kommen infrage. All das wirft in Niedrigzinszeiten nur mickrige Erträge ab, nicht einmal die Inflation lässt sich damit ausgleichen. Deshalb ist es auch für diesen Anlegertyp sinnvoll, wenigstens 20 Prozent seines Vermögens in etwas riskantere, aber ertragreichere Anlageformen zu stecken.
Zum Beispiel in einen bewährten, langfristig erfolgreichen Mischfonds. Diese Produkte mixen Aktien mit Anleihen und manchmal weiteren Anlageklassen. Es gibt sie in allen Ausprägungen von defensiv (anleihenorientiert) bis offensiv (aktienorientiert). Ihr Ziel ist es, eine Anlage mit gutem Risiko-Rendite-Profil zu bieten. Einen kleinen Teil des Vermögens kann der Anleger auch in Aktien stecken. Zu bevorzugen sind Titel aus den Bereichen Basiskonsumgüter, Pharma, Versicherung oder Telekom. Diese liefern über einen Konjunkturzyklus hinweg stabile Erträge und zahlen Anlegern oft sichere Dividenden.
Merklich mutiger geht es im Depot des ausgewogenen Anlegers zu. Dort sollten risikoreichere Anlageklassen wie Aktien und defensivere wie Anleihen etwa im Verhältnis 50 zu 50 gemischt sein. Wenn im Zusammenhang mit einem konservativen und ausgewogenen Anleger von Aktien die Rede ist, sind damit nicht zwangsläufig Einzelwerte gemeint. Für diesen Risikotyp empfehlen sich vielmehr Fonds, die breit gestreut auf Anteilscheine von Unternehmen setzen. Eine Streuung des Anlagevermögens auf viele Wertpapiere - im Fachjargon Diversifikation genannt - ist einer der Grundpfeiler für den erfolgreichen Vermögensaufbau.
Mithilfe von Fonds lässt sich recht komfortabel ein diversifiziertes Depot erstellen. Dabei hat man zum einen die Möglichkeit, in aktiv gemanagte Portfolios zu investieren. Bei diesen bestimmt ein Fondsmanager darüber, welche Wertpapiere aufgenommen und wie sie gewichtet werden. Für diese Dienstleistung verlangt er Gebühren. Bei Aktienfonds fallen meist zwischen 1,5 und 2,0 Prozent Verwaltungskosten pro Jahr an.
Als Gegenleistung strebt der Fondsmanager an, dem Anleger eine bessere Wertentwicklung zu liefern als der Markt, in den er investiert. Zu diesem Zweck misst er sich an einem Vergleichsindex. Bei einem weltweit anlegenden Aktienfonds ist das zum Beispiel der MSCI World, der die Kursentwicklung von mehr als 1.600 Unternehmen in 23 Industrieländern abbildet.
Den Markt zu schlagen, das schaffen auf Dauer allerdings nicht viele Fonds. Deshalb wird es auch bei Privatanlegern immer beliebter, direkt in den Markt zu investieren. Möglich machen das börsengehandelte Indexfonds, bekannt unter dem Kürzel ETF. Sie bilden die Wertentwicklung eines Börsenbarometers im Verhältnis eins zu eins ab. Gewinnt zum Beispiel der DAX zwei Prozent, legt auch ein entsprechender ETF um diesen Wert zu. Der Vorteil bei ETFs sind ihre günstigen Gebühren. Produkte auf Standardindizes sind heute schon für unter 0,1 Prozent Gebühr pro Jahr zu bekommen. Nachteil bei Indexfonds: Sie entwickeln sich nie besser als der Markt. Und stürzt dieser ab, greift kein Fondsmanager ein und federt Verluste ab.
Zinspapiere als wichtige Säule
Die Entscheidung, ob aktiv gemanagter Fonds oder ETFs, muss jeder Anleger selbst treffen. Wichtig ist nur, auf eine gute Streuung zu achten. Das gilt auch für Fonds und ETFs, die in den Anleihemärkten investieren. Denn Zinspapiere sollten die zweite Säule im Depot eines ausgewogenen Anlegers sein. Für ihn empfehlen sich vorwiegend Staats- und Unternehmensanleihen mit guter und sehr guter Bonität, sogenannte Investment-Grade-Papiere. Auch wenn diese aktuell wegen des niedrigen Zinsniveaus wenig attraktiv sind, können sie bei einbrechenden Aktienmärkten das Depot stabilisieren.
Neben Aktien und Anleihen kann der ausgewogene Anleger sein Depot auch noch mit weiteren Anlageklassen diversifizieren. Möglich ist zum Beispiel das Investment in einen Offenen Immobilienfonds oder ein Portfolio, das auf die Entwicklung eines Korbs an Rohstoffen setzt.
Eine gute Diversifikation über Anlageklassen, Regionen und Branchen ist ebenfalls anzuraten, wenn Sie sich als dynamischer Anleger einstufen. Nur wird in diesem Fall der Anteil, den Sie in Aktien halten, das Gros Ihres Depots ausmachen: 70 Prozent und mehr. Dabei setzen Sie nicht nur auf Anteilscheine großer Konzerne in den Industrieländern, wie es sich für konservative und ausgewogene Anleger empfiehlt. Sie mischen auch Aktien kleinerer Unternehmen, sogenannte Nebenwerte, bei. Die bringen im Schnitt eine höhere Rendite, sind aber auch schwankungsanfälliger. Auch hier können Sie über eine breite Streuung mittels Fonds oder ETFs das Risiko senken.
Des Weiteren setzen Sie auf das dynamische Wachstum in den Schwellenländern. Ein breit gestreuter Ansatz ist auch hier sinnvoll. Aussichtsreiche Einzelaktien können Sie bei Bedarf beimischen, etwa wenn Sie sich in einer Branche gut auskennen und die Entwicklung eines Unternehmens einschätzen können. Doch auch Ihr Depot sollte noch eine defensive Komponente in Form von Anleihen(fonds) enthalten. Möglich ist auch ein etwa fünf- bis zehnprozentiger Goldanteil als Versicherung für Extremrisiken. Sie müssen das Edelmetall dabei nicht physisch halten. Über einen mit Gold besicherten ETC (Exchange- Traded Commodity) partizipieren Sie bequem an der Wertentwicklung.
Im nächsten Teil der Serie erfahren Sie, welche Fonds zu Ihnen passen:
Fondstipps für alle Anlegertypen
Sie haben den Anlagemix gefunden, der zu Ihrer Risikobereitschaft passt? Dann geht es jetzt um konkrete Investments. Welche Fonds Sie sich anschauen sollten.
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