Euro am Sonntag-Meinung

Chancen nutzen: Die Welt verändert sich und wir mit ihr

08.10.17 14:00 Uhr

Chancen nutzen: Die Welt verändert sich und wir mit ihr | finanzen.net
Martin Gilbert

Vor Kurzem fusionierten die Vermögensverwalter Aberdeen Asset Management und Standard Life. Als Gastautor erklärt der Aberdeen-Gründer hier die Hintergründe und Notwendigkeiten dieser Finanzhochzeit.

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von Martin Gilbert, Gastautor von Euro am Sonntag

Es ist schon eine seltsame Sache, dass neue Technologien die Menschen oft gleichzeitig anziehen und ängstigen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht davon hören, wie Roboter unsere Arbeitswelt verändern und welche Gefahren dies mit sich bringt. Wir wissen um das immense Potenzial künstlicher Intelligenz, fürchten jedoch, am Ende dieser Entwicklung von Computern beherrscht zu werden. Wir sind fasziniert von selbstfahrenden Fahrzeugen und fürchten uns gleichermaßen vor dem, was ein fahrerloses Auto alles anstellen könnte, wenn man es sich selbst überließe.

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Diese scheinbar widersprüchliche ­Beziehung ist nichts Neues. Mit der im 19. Jahrhundert in Europa stattfindenden Mechanisierung von Industrie und Landwirtschaft kam die Befürchtung auf, dass die neuen Maschinen die menschliche Arbeitskraft ersetzen und die Existenzgrundlage der Menschen vernichten würden. Angesichts der ersten Dampflokomotiven warnten einige vor der Gefahr, dass deren bis dahin unbekannt hohen Geschwindigkeiten den Menschen überfordern und gar krank machen könnten. Und vor noch nicht allzu langer Zeit machte man sich ernste Sorgen darüber, dass die Nutzung von Handys unser Gehirn schädigen könnte.

Im Rückblick scheinen viele der mit neuen Technologien verbundenen Befürchtungen unbegründet. Der Wandel ist unvermeidlich und wir sollten ihn begrüßen, denn Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Auch die Vermögensverwaltung durchläuft zurzeit große Veränderungsprozesse. Der einzelne Mensch muss heute viel mehr Verantwortung für seine Altersvorsorge übernehmen. Der Staat und auch die Unternehmen ziehen sich mehr und mehr aus der Verantwortung zurück. Die entstehende Lücke muss jeder selbst schließen - da möchte man sich zum Beispiel sicher sein, eine bestimmte Summe für das Alter ansparen zu können. Das wiederum lässt die Nachfrage nach Multi-Asset-Lösungen und ergebnisorientierten Anlageprodukten steigen.
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Bei Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und Finanzinstituten zeigt sich die Tendenz, mit weniger Fondsgesellschaften zusammenzuarbeiten, von diesen jedoch eine breitere Palette an Strategien beziehen zu wollen. So müssen große Vermögensverwalter ihren Kunden die ganze Bandbreite an strategischen Möglichkeiten bieten können. Die großen US-amerikanischen Vermögensverwalter verdanken einen Teil ihres Erfolges auch ihrer Fähigkeit, bei ihren Kunden eine Vielzahl von Anlagestrategien platzieren zu können.

Maßgeschneiderte Produkte,
breite Palette an Strategien

Durch diese beiden großen Trends wird die Nachfrage nach leistungsfähigeren Vermögensverwaltern der nächsten Generation steigen. Diese sollten in der Lage sein, kundenbasierte Lösungen anzubieten und zum Beispiel Smart Beta und alternative Anlagen einzubinden, mit denen sich traditionelle Allo­kationen sinnvoll ergänzen lassen. Die größten globalen Vermögensverwalter werden sowohl individuell maßgeschneiderte Produkte als auch eine breitere Palette an Strategien anbieten müssen, um erfolgreich zu sein. Und sie werden in der Lage sein müssen, ihre Produkt- und Strategiepalette auf einer globalen Plattform bereitzustellen.

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Diese Anforderungen führen zu einer Polarisierung der Vermögensverwalter in zwei Lager. Auf der einen Seite werden Boutiquen gedeihen, die eine überschaubare Anzahl echter Qualitätsprodukte oder -strategien zu bieten haben. Auf der anderen Seite stehen Vermögensverwalter, die dank ihrer Größe und breit gefächerten Erfahrung eine große Produktpalette bieten, die sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse der globalen Kundschaft anpassen lassen.

Der andere große Trend im Vermögensverwaltungsgeschäft ist die Kostenkontrolle. Diese wird von drei verschiedenen Seiten ausgeübt. Zum einen von Privatkunden, die mit der Übernahme der Verantwortung für Ersparnisse und Altersvorsorge auch den Kostenaspekt deutlicher unter die Lupe nehmen. Zum anderen von institutionellen Anlegern, die versuchen, Kosten zu senken, indem sie mit weniger Managern zusammenarbeiten, die eine breitere Palette an Produkten und Strategien anbieten. Und schließlich von den Aufsichtsbehörden, die die Vermögensverwalter zu Recht zu mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit verpflichten. Zeitgleich vollzieht sich der unaufhaltsame Aufstieg passiver Anlageformen, die mit ihren generell niedrigen Kosten aktive Manager weiter unter Druck setzen.

Unsere Fusion mit Standard Life ist zum Teil auch dem Wissen um diese Trends geschuldet. Gemeinsam werden wir sehr viel mehr erreichen können als im Alleingang. Wir werden unsere jeweiligen Stärken miteinander kombinieren und unseren Kunden auf einer wirklich globalen Plattform die volle Bandbreite an Produkten und Strategien anbieten können.

Unsere breite Aufstellung und tief gehende Expertise im Anlagegeschäft wird es uns ermöglichen, neue Produkte und Lösungen zu entwickeln und bereitzustellen, die den sich stetig verändernden Kundenanforderungen gerecht werden. Mit der breiter gefächerten Aufstellung in unserem Geschäft werden wir über stabile Ertragsquellen verfügen und in Technologie und Mitarbeiter investieren können. So werden wir die besten Talente und Experten für uns gewinnen und an uns binden können und sicherstellen, dass deren Fähigkeiten auch dank eines technologisch exzellenten Umfelds voll zum Tragen kommen.

Fortschritt ist Chance,
nicht Herausforderung

Man kann all diese Trends als Herausforderung oder als Chance begreifen - ich ziehe die letztere Variante vor. Mir ist aufgefallen, dass viele der mit neuen Technologien oder generell mit der zukünftigen Entwicklung verbundenen Ängste im Kern Angst vor dem Unbekannten sind. Manche Sorgen über die Zukunft sind natürlich berechtigt - schließlich ist nicht jeder Fortschritt per se ein Schritt in die richtige Richtung.

Vielleicht hat der große Erfinder Henry Ford es am besten in Worte gefasst, als er sagte: "Wer anfängt zu glauben, er habe endlich die richtige Methode gefunden, sollte zunächst einmal ganz genau bei sich selbst nachsehen, ob nicht etwa ein paar Areale seines Gehirns Schlaf benötigen." Fortschritt erfordert Veränderung, und es ist an Menschen wie mir und anderen leitenden Managern, dafür zu sorgen, dass wir uns verändern und an neue Gegebenheiten anpassen, unsere Kunden dabei aber stets in den Mittelpunkt stellen.

Kurzvita

Martin Gilbert, Mitgründer und
Chief Executive von Aberdeen Asset Management

Gilbert wurde in Kuala Lumpur geboren, studierte in Aberdeen und ist Jurist und Wirtschaftsprüfer. Nach dem Studium arbeitete er beim Berater Deloitte sowie in einer Anwaltskanzlei, bevor er sich 1983 selbstständig machte und Aberdeen Asset Management gründete.

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NameHebelKOEmittent
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Bildquellen: Aberdeen Asset Management PLC, Ociacia / Shutterstock.com

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12.07.2013Standard Life verkaufenNomura
16.04.2013Standard Life verkaufenMorgan Stanley
11.04.2013Standard Life verkaufenBernstein
20.03.2013Standard Life verkaufenBarclays Capital
28.02.2013Standard Life verkaufenCredit Suisse Group
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28.11.2012Standard Life outperformExane-BNP Paribas SA
22.11.2012Standard Life overweightJ.P. Morgan Cazenove
19.11.2012Standard Life outperformExane-BNP Paribas SA
02.11.2012Standard Life outperformExane-BNP Paribas SA
09.10.2012Standard Life outperformExane-BNP Paribas SA
DatumRatingAnalyst
22.08.2012Standard Life holdDeutsche Bank AG
15.08.2012Standard Life holdSociété Générale Group S.A. (SG)
13.08.2012Standard Life holdSociété Générale Group S.A. (SG)
15.06.2012Standard Life holdSociété Générale Group S.A. (SG)
DatumRatingAnalyst
12.07.2013Standard Life verkaufenNomura
16.04.2013Standard Life verkaufenMorgan Stanley
11.04.2013Standard Life verkaufenBernstein
20.03.2013Standard Life verkaufenBarclays Capital
28.02.2013Standard Life verkaufenCredit Suisse Group

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