Wann sind bei Betriebsrenten die vollen Sozialbeiträge fällig?

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Ich habe 1994 eine betriebliche Direktversicherung abgeschlossen, die 2021 fällig wird. Muss ich auf die Auszahlungen die vollen Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung bezahlen?

€uro am Sonntag: Grundsätzlich ja. "Da es sich um einen Versorgungsbezug und nicht um Arbeitsentgelt handelt, trägt der Arbeitnehmer die Beitragslast komplett allein", sagt Markus Keller, Geschäftsführer von Febs Consulting in Grasbrunn bei München. Sollte statt einer lebenslangen Rente eine einmalige Kapitalleistung ausbezahlt werden, greift die sogenannte 120tel-Regelung: Der Auszahlungsbetrag wird durch 120 geteilt, dieser Betrag muss dann als fiktive monatliche Rente für 120 Monate vom Versorgungsberechtigten verbeitragt werden.

Seit diesem Juli ist eine wichtige Ausnahme von der Beitragspflicht gestrichen, nämlich Abfindungen in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Das heißt: Auch wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf eine Auszahlung auf einen Schlag einigen, greift wiederum die 120tel-Regelung. Wichtig zu wissen: Eine Abfindung bei vorzeitigem Ausscheiden ist verboten, sofern es sich nicht um eine ­sogenannte Kleinstanwartschaft handelt. Derzeit sind das Renten bis zu einer monatlichen Aus­zahlung von 29,05 Euro. "Der Gesetzgeber will so Arbeitnehmer davor schützen, dass sich Arbeit­geber bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses auch gleich von ihren Altersversorgungsverpflichtungen trennen", erklärt Keller.

Somit bleibt nur noch eine einzige Ausnahme: Versorgungsbezüge sind nur dann beitragspflichtig, wenn das gesamte Arbeitseinkommen des Rentners - sofern neben der gesetzlichen Rente überhaupt vorhanden - inklusive aller Versorgungsbezüge höchstens 145,25 Euro beträgt. Bei Auszahlung der Betriebsrente auf einen Schlag ­beträgt die Schwelle 17 430 Euro.