Versicherungen: Versicherungsvertrag rückdatieren - Lohnt sich das?
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von Martin Reim, Euro am Sonntag
Ich überlege, eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Mein Vermittler hat mir angeboten, den Vertrag auf das Jahr 2020 rückzudatieren. Ist das sinnvoll? Und ist das überhaupt erlaubt?
Euro am Sonntag: Solche Rückdatierungen sind laut Gesetz zulässig und in der Tat manchmal sinnvoll. Hintergrund: Viele Anbieter berechnen das Kundenalter anhand des Geburtsjahres, nicht des tatsächlichen Geburtstags. Das heißt, dass der Kunde am 1. Januar für die Versicherer ein Jahr älter wird. Und das Eintrittsalter ist ein wichtiger Faktor für die Berechnung der Prämie über die gesamte Laufzeit.
Das Vergleichsportal check24.de hat kürzlich überprüft, was das für Risikolebenspolicen bedeutet. Ergebnis: Viele Versicherer bieten an, Verträge auf den 1.12. des Vorjahres rückzudatieren, wenn diese bis zum 31.3. abgeschlossen werden. Und: Es ist eine durchschnittliche Ersparnis von 575 Euro über die gesamte Laufzeit drin, im Einzelfall sogar noch wesentlich mehr. Ein 45-jähriger Schreiner beispielsweise, der seit mindestens zehn Jahren nicht raucht, spart im Beispiel 770 Euro über eine 15-jährige Laufzeit. Eine 37-jährige Büroangestellte hat bei ähnlichen Rahmenbedingungen ein Sparpotenzial von 652 Euro.
Rückdatierungen sind auch bei Berufsunfähigkeitspolicen möglich. Diese werden ebenfalls mit steigendem Alter teurer, sodass der Geburtstagseffekt hier ebenso eintreten kann. Auch Kfz-Policen können rückdatiert werden. Hier liegt es allerdings nicht am Alter, sondern an der Schadenfreiheitsklasse. Denn Kunden müssen mindestens ein Kalenderjahr unfallfrei fahren, um in eine günstigere Kategorie aufzurücken. Die Verträge laufen üblicherweise vom 1. Januar bis 31. Dezember. Somit müsste, wer nach dem 1. Januar einen Kontrakt abgeschlossen hat, auch im folgenden Jahr in seiner Schadenfreiheitsklasse verbleiben. Häufig lohnt es sich deshalb, die Police auf den 1. Januar rückzudatieren, um im folgenden Jahr von einer günstigeren Einstufung zu profitieren. Allerdings sollte man beachten: Bei der Kalkulation ist nicht einbezogen, dass für den Zeitraum zwischen tatsächlichem und fiktivem Vertragsabschluss zusätzliche Prämien fällig sind. Ob sich das Rückdatieren angesichts dieser Kosten noch auszahlt, müssen Interessierte im Einzelfall klären.
Genereller Tipp: Man sollte sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen, sondern in Ruhe prüfen, ob man eine bestimmte Police tatsächlich braucht. Nur wenn das der Fall ist, sollte man die Rückdatierung tatsächlich nutzen.
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