Euro am Sonntag-Interview

Immobilienprofi Beller: "Was auf den Markt kommt, ist teuer"

09.12.18 14:00 Uhr

Immobilienprofi Beller: "Was auf den Markt kommt, ist teuer" | finanzen.net

Immobilienverkauf: Trotz vielerorts hoher Preise ist es längst nicht immer sinnvoll, eine Immobilie zu veräußern, sagt Experte Dirk Beller.

Wer eine Wohnung kaufen möchte, braucht einen Verkäufer. Das klingt nach Binsenweisheit, ist aber oft leichter gesagt als getan. Dirk Beller von ­Engel & Völkers Commercial in Hamburg erklärt, was potenzielle Wohnungsverkäufer bewegt.

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€uro am Sonntag: Herr Beller, ­ in gefragten Städten klagen Kauf­inte­ressenten darüber, dass kaum ­passende Wohnungen angeboten werden. Sind die alle zu wählerisch oder gibt es tatsächlich zu wenig Angebot?
Dirk Beller:
Manchmal ist es beides. Wir haben Kunden in Hamburg, die wollen unbedingt an der Alster wohnen. Dort gibt es nicht viel Angebot, und das, was auf den Markt kommt, ist teuer. Drei, vier Kilometer weiter weg ist die Chance deutlich größer, eine Wohnung zu finden, die obendrein wahrscheinlich viel weniger kostet. Insofern: Ja, es gibt zu wenig Angebot, aber nicht in jeder Region und nicht in jedem Stadtteil. Viele Kaufinteressierte, die aufs Zentrum fixiert sind, übersehen zudem, dass eine heutige B-Lage in einer wachsenden Stadt eine A-Lage werden kann.

Warum nutzen nicht viel mehr Eigen­tümer die vielerorts gestiegenen Preise zum Verkauf?
Viele potenzielle Verkäufer sehen keine attraktive Möglichkeit, das beim Verkauf erlöste Geld anzulegen. Natürlich gibt es Fonds, Aktien oder Anlagen wie Crowdinvesting. Aber dazu muss man auch eine Affinität haben - und die hat nicht jeder, der eine Immobilie besitzt.
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Sehen Sie die Gefahr, dass Eigen­tümer die Zeit der hohen Preise ­verschlafen und ihre jetzige Zurück­haltung demnächst bereuen, wenn die Preise vielleicht wieder gesunken sind?
Nein, ich sehe keine Anzeichen dafür, dass die Wohnungspreise in den nächsten Jahren sinken könnten - zumindest nicht in den Ballungs­zentren und den angrenzenden Ge­bieten.

Welchem Typ Wohnungseigentümer empfehlen Sie derzeit einen Verkauf - und wer sollte es besser lassen?
Es ist natürlich nicht immer sinnvoll, zu verkaufen, zumal es bei Wohnungen neben finanziellen Gesichtspunkten auch emotionale Aspekte gibt. Oft sind die Entscheidungen für oder gegen einen Verkauf nicht unbedingt logisch. Ich erzähle Ihnen mal ein Beispiel. Vor Kurzem habe ich einem guten Freund empfohlen, sein Haus zu verkaufen. Nicht, weil er damit ordentlich Gewinn macht, sondern weil er sich gerade scheiden lässt. Also besteht für ihn die Chance, mit einem Verkauf emotionalen Ballast abzuwerfen.
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Ein anderes und mutmaßlich verbreitetes Beispiel: Die Kinder sind ausgezogen und die Eltern bleiben in einem viel zu großen Haus zurück. Sollten sie da nicht verkaufen, sich eine kleine Wohnung nehmen und den Rest des Geldes anlegen oder verjubeln?
Ja, in vielen Fällen dieser Art sollten sie das tun. Das Problem ist nur, dass die Rechnung nicht immer aufgeht. Ich kenne Leute, die leben in großen Häusern auf dem Land in Schleswig-Holstein. Mit dem Geld, das sie für ihr Haus bekommen würden, kriegen sie in der Stadt keine Wohnung, schon gar keine senioren­gerechte.

Sie könnten ja auch mieten, wenn sie denn unbedingt in eine teure Stadt ziehen wollen.
Wir haben ältere Kunden, die das in der Tat so machen. Sie verkaufen ihr Haus, mieten eine kleinere Wohnung und legen den Rest des Geldes an oder reisen damit durch die Welt. Die betrachten das dann als emotionale Befreiung.







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Bildquellen: Engel & Völkers AG