Euro am Sonntag-Interview

Immo-Experte Ries: "Steuerlich die letzte interessante Investition"

15.10.16 15:00 Uhr

Immo-Experte Ries: "Steuerlich die letzte interessante Investition" | finanzen.net

Michael Ries, der Chef des auf Denkmalschutz und Sanierung spezialisierten ­Bauträgers Pantera, spricht mit Euro am Sonntag über die Markt-Perspektiven.

€uro am Sonntag: Entwickeln sich die Preise für Denkmalschutz-Immobilien ­anders als bei Standard-Wohnobjekten?
Michael Ries:
Grundsätzlich laufen die Märkte parallel. Die Preise für renovierungsbedürftige Denkmalschutz- und Sanierungsobjekte in den Metropolen sind aufgrund der teureren Grundstücke viel höher als in strukturschwachen Regionen.



Gibt es dafür ein konkretes Beispiel?
Im thüringischen Eisenach blieben erhoffte Kaufpreissteigerungen für Häuser in der denkmalgeschützten Innenstadt aus, nachdem Autohersteller Opel Investitionspläne für den Standort zurückfuhr.

Welche Fehler können die Käufer von Denkmalschutz-Immobilien machen?
Die Nachfrage nach denkmalgeschützten Objekten ist schon seit Jahren groß und wächst weiter, entsprechend sind auch die geforderten Kaufpreise gestiegen. Liegt das Baudenkmal im Einkauf deutlich über dem Preisniveau des jeweiligen Standorts, rechnen sich Investitionen trotz Steuerersparnis nicht. Daher sollten Interessenten geplante Investitionen von sachkundigen Dienstleistern durchrechnen und ausführen lassen. In jedem Fall sollte man sich bei Spezialisten gründlich informieren.


Wie viele Käufer von Denkmalschutz-Objekten nutzen die Immobilie später selbst?
Wir haben bisher die Revitalisierung von 8.000 Wohnungen in Baudenkmälern als Bauträger und Dienstleister begleitet. Davon werden rund 30 Prozent von den Wohnungs- und Hauskäufern später selbst genutzt, etwa 70 Prozent der von uns vermittelten Wohneinheiten sind vermietet.

Bei alter Bausubstanz ist häufig schlechte Energieeffizienz ein Problem. Gibt es bei Denkmalschutz-Objekten Besonderheiten?
Trotz des erhöhten Aufwands lohnt es sich, auch Baudenkmäler energieeffizienter zu gestalten. Kosten für die zeitgemäße Dämmung bei denkmalgeschützten Objekten sind steuerlich begünstigter Revitalisierungsaufwand. Selbstnutzer können entsprechende Ausgaben innerhalb von zwölf Jahren, Kapitalanleger innerhalb von zehn Jahren absetzen.


Haben Sie auch dafür ein konkretes Beispiel?
Die in den Jahren 1918 bis 1920 erbaute ehemalige BASF-Werkssiedlung in Ludwigshafen, wurde unter unserer Regie seit 2012 restauriert. Beim Projekt "Neue Hofgärten" mit 254 Wohneinheiten konnten nach Abschluss der Dämmarbeiten der Energiebedarf um 61 Prozent reduziert werden.

Muss sich an den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für Denkmalschutz-Immobilen etwas ändern?
Nein. Denkmalgeschützte Immobilien sind steuerlich die letzte interessante Investition für private Kapitalanleger und Selbstnutzer. Mit dieser Unterstützung durch die öffentliche Hand kann man die Menschen motivieren, in erhaltenswerte historische Bausubstanz, das Kulturgut der Deutschen, zu investieren.

zur Person:

Michael Ries ist Vorstandchef des Kölner Bauträgers Pantera, der auf Denkmalschutz- und Sanierungsobjekte spezialisiert ist.

Bildquellen: Pantera AG