Deutschland zahlt digital: Die besten Anbieter

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Fast jeder vierte Euro, der im Onlinehandel umgesetzt wird, läuft dem Handelsforschungsinstitut EHI zufolge über den Bezahldienst Paypal. Inklusive der übrigen sechs nennenswerten Anbieter haben Online-Bezahldienste inzwischen einen Marktanteil von rund einem Drittel. Die gute alte Rechnung oder die Lastschrift - bislang die beherrschenden Bezahlverfahren im Onlinehandel - werden immer weniger genutzt. Der Grund: Die neuen Systeme sind sehr bequem. Oft reicht ein Passwort und die E-Mail-Adresse und die Ware ist bezahlt. Und sie helfen Käufern, im Internet zu zahlen, ohne sensible Konto- oder Kartendaten auf der Seite des Händlers zu hinterlassen.

Doch wie unterscheiden sich die Systeme und worauf sollten Nutzer achten? Gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) hat die €uro-am-Sonntag-Redaktion die sieben gängigsten Online-Bezahlsysteme verglichen.

Aber vorab noch ein paar Worte dazu, wie die Bezahldienste funktionieren: Wer sich bei einem Bezahldienst anmeldet, hinterlegt dort in der Regel die Nummer seines Kontos oder seiner Kreditkarte und schützt diese mit einem Passwort. Um zu zahlen, meldet sich der Nutzer mit seiner E-Mail-Adresse und seinem Passwort an. Verfahren wie Giropay leiten ihre Kunden direkt auf das Onlinebanking ihrer Hausbank um. Paysafecard funktioniert wie eine Guthabenkarte, die mittels PIN entwertet wird. Bei mpass, einem System der Mobilfunkanbieter O2, Telekom und Vodafone, können entweder per Vorab-Überweisung Guthaben aufgeladen oder alternativ die gesammelten Einkäufe per Lastschriftverfahren abgerechnet werden. Die Verwaltung ist an die eigene Mobilfunknummer gebunden.

Auch wenn die Systeme unterschiedlich arbeiten, lassen sie sich in den vier Kategorien, Sicherheit, Komfort, Konditionen und Kundenservice bewerten.

Die Kategorie Sicherheit ist mit 35 Prozent der erreichbaren Punkte die Königsdisziplin. Neben den Sicherheitsstandards wurde auch geklärt, ob die Nutzer des Systems Anspruch auf Schadenersatz bei unrechtmäßigen Zugriffen, etwa durch Phi­shing-Attacken, haben. Paypal punktete durch den umfangreichsten Käuferschutz. Er greift auch, wenn keine oder die falsche Ware geliefert wird und bei falschen Abbuchungen. Der Betrag wird jeweils in voller Höhe durch Paypal erstattet.

In puncto Komfort wurde untersucht, wie komfortabel und einfach es sich in Onlineshops einkaufen lässt. Dabei spielte auch eine Rolle, was Nutzer tun müssen, um sich zu registrieren und welche persönlichen Angaben sie machen müssen. Zusatzfunktionen, die über das Bezahlen in Onlineshops hinausgehen.

Hier siegte ebenfalls Paypal. Das System ist leicht verständlich, man muss außer der E-Mail-Adresse nur noch ein Passwort eingeben, und mit über 50.000 unterschiedlichen Akzeptanzstellen hat der Anbieter ein sehr dichtes Händlernetz. Giropay landete unter anderem deshalb auf dem letzten Platz, weil der Anbieter nur Kunden bestimmter Banken (unter anderem Sparkassen und Volksbanken) offensteht.

Bezahlen bleibt kostenlos

Dass Giropay aber auch ganz vorn landen kann, zeigt die Tabelle des Teilbereichs Konditionen. Hier standen die Gebühren beim Bezahlen im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurde geprüft, ob Transaktionen auf bestimme Einkaufswerte nach unten oder oben begrenzt sind. Giropay, das vereinfacht ausgedrückt eine schnelle Verbindung zum Onlinebanking der Hausbank ist, lässt da keine Wünsche offen. Schlusslicht ist hier Skrill, dessen Kunden eine Gebühr von 2,95 Euro zahlen, wenn sie Guthaben ausgezahlt haben wollen, auch für das Versenden von Geld an einen anderen Nutzer wird eine Gebühr von bis zu zehn Euro fällig. Grundsätzlich gilt: Das schlichte Bezahlen in Onlineshops ist bei allen getesteten Anbietern für den Kunden kostenlos.

Zuletzt wurde der Kundenservice bewertet, den die Anbieter der Online-Bezahlsysteme per Telefon, E-Mail und im sozialen Netzwerk Face­book bieten. Ebenso wurden die Internetauftritte der Anbieter hinsichtlich ihres Informationsgehalts bewertet. Auch hier schaffte es Giropay auf den ersten Platz. Skrill landete erneut auf dem letzten Rang. "Anfragen an das Unternehmen per E-Mail wurden entweder nicht oder nur unzureichend beantwortet", so DKI-Chef Jörn Hüsgen.

Unterm Strich machte Paypal wegen der starken Leistungen bei Sicherheit und Komfort das Rennen. Auf Platz 2 landete mpass. Außer beim Kunden­service schaffte es der Anbieter stets auf den 2. oder 3. Platz. 2016 wird mit Paydirekt ein weiterer Anbieter mit von der Partie sein. Das Projekt der deutschen Banken und Sparkassen will in Sachen Marktabdeckung mit Paypal gleichziehen. Noch ist die Zahl der Onlinehändler, die das neue System akzeptieren, überschaubar.

Zum Test

So wurde gewertet: Den sieben größten Onlinebezahldiensten wurden Fragebögen geschickt, die anschließend überprüft wurden. Die Sicherheit zählte 35, Kundenservice und Komfort je 25 und die Konditionen zählten 15 Prozent.

Testergebnisse der einzelnen Kategorien (PDF)

Im Überblick: Das Gesamtergebnis (PDF)