Wie kann ich gesetzlichen Bildungsurlaub beanspruchen?

von Martin Reim, €uro am Sonntag

Seit Jahresbeginn gibt es in Thüringen ein Recht auf Bildungsurlaub. Was bedeutet das genau?

€uro am Sonntag: Seit der Thüringer Entscheidung gibt es in 14 der 16 Bundesländer ein Recht auf Bildungsurlaub zusätzlich zum Jahresurlaub. Nur in Bayern und Sachsen ist dies nicht vorgesehen. In manchen Ländern besteht sogar die Möglichkeit, die Absenz auf zehn Tage binnen zwei Jahre auszudehnen. Dabei laufen die monatlichen Bezüge wie gewohnt weiter, den Kurs selbst muss der Arbeitnehmer bezahlen. Zudem gibt es je nach Bundesland sechs- oder zwölfmonatige Wartezeiten nach Beginn einer Beschäftigung, bis Bildungsurlaub möglich ist, wie auch die Anforderung an eine Mindestzahl von Arbeitnehmern im Betrieb.

Nach Angaben der Arag-Rechtsschutzversicherung gilt als Bildungsurlaub alles, was das jeweilige Bundesland als solchen anerkennt. Eine Übersicht gibt es beispielsweise auf bildungsurlaub.de. Dort sind neben fachlichen Angeboten auch politische oder persönlichkeitsbildende Weiterbildungsmöglichkeiten angezeigt. Ob man in New York die Situation von Immigranten durchleuchtet, in der Toskana Italienisch lernt oder sich einem Schweigeseminar unterzieht - die Offerten sind extrem vielfältig. Neben den Kursinhalten darf etwas Zeit für Entspannung bleiben. So müssen bei Sprachreisen maximal fünfeinhalb bis sechs Stunden täglich Kurse belegt werden. Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung.

Zur Beantragung gibt es Formulare beim jeweiligen Bildungsträger. Die gibt man mindestens sechs Wochen vor dem Start beim Arbeitgeber ab. Wichtig ist es, ihm auch die Bestätigung des Landes vorzulegen, dass das angestrebte Bildungsangebot zertifiziert ist. Dann heißt es Warten auf die Reaktion des Arbeitgebers. Schweigt er, gilt der Antrag beispielsweise in Nordrhein-Westfalen nach drei Wochen als angenommen.