Direktbanken-Test Teil 2

Doppelklick zum Sieger: Die besten Direktbroker

aktualisiert 12.03.19 14:41 Uhr

Doppelklick zum Sieger: Die besten Direktbroker | finanzen.net

Im zweiten Test der Direktbanken prüft die Redaktion von Euro am Sonntag, wer bei Fonds, Zertifikaten und Sparplänen das beste Gesamtpaket bietet.

von Stephan Haberer, Euro am Sonntag

Wer bei Schönheitswettbewerben gewinnen will, muss eine gute Figur machen: in großer Abendrobe, im kleinen Schwarzen aber auch im Bikini. Zwar müssen die Kandidatinnen auch ein paar Fragen beantworten, aber das ist meist nur schmückendes Beiwerk. Letztlich zählt das Aussehen. Beim Beauty Contest der Onlinebroker von €uro am Sonntag geht es dagegen nicht um Äußerlichkeiten. Was interessiert, ist einzig und allein die Qualität des Brokerage-Angebots. Die inneren Werte also.

Um diese zu ermitteln, wurden insgesamt 137 Punkte abgefragt und bewertet. Während sich im ersten Teil des Tests alles um Handelsmöglichkeiten, Orderfunktionen, Sicherheit, Informationen, Kosten, Gebühren, Zinsen und Wertpapierkredite drehte, befasst sich der zweite Teil mit sechs weiteren Kategorien: Fondshandel via Fondsgesellschaft sowie via Börse. Zudem wurde das Angebot rund um Sparpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate und Aktien bewertet. Wie schon im ersten Teil standen auch diesmal nicht die Kosten im Mittelpunkt des Interesses (zum Bewertungsschema siehe €uro am Sonntag Ausgabe 6/2013). Vielmehr galt es herauszufinden, wer das beste Gesamtpaket bietet.

Da wäre erst mal das Angebot in Sachen Fonds: Wer hier aktiv ist oder werden will, hat die Qual der Wahl. Bis auf den Spezialanbieter Lynx, der weder Fondshandel noch Sparpläne anbietet und deshalb diesmal in der Tabelle nicht berücksichtigt wurde, sind die Onlinebroker hier gut unterwegs.

Mindestens 3500 Fonds
Das kleinste Angebot an Fonds, die über die Fondsgesellschaft (KAG) gehandelt werden können, haben Flatex mit mehr als 3500 Fonds und die Postbank mit über 3750 Fonds. Mal ehrlich: Ist das Angebot damit wirklich klein? Noch dazu sind (fast) alle Fonds bei diesen beiden Anbietern mit ermäßigtem Ausgabeaufschlag erhältlich. Andererseits: Bei sechs Brokern sind inzwischen mehr als 10 000 Fonds via KAG handelbar. Da wird dann wirklich jeder noch so ausgefallene Investmentwunsch erfüllt.

Nicht ganz so gut sieht es in Sachen Wunscherfüllung beim nächsten Punkt aus: Wer nach Fonds ohne Ausgabeaufschlag bei der Einmal­anlage sucht, wird nur bei insgesamt neun der untersuchten 15 Anbieter fündig. Cortal Consors hat hier mit 1189 Fonds ohne Agio das größte Angebot, gefolgt von Comdirect mit mehr als 300 Fonds ohne Ausgabeaufschlag. Nicht mitgerechnet wurden dabei die No-Load-Fonds, die generell ohne Agio angeboten werden, dafür aber in der Regel meist höhere jährliche Gebühren verlangen.

Ein Sonderfall ist hier die Onvista Bank. Bei ihr läuft der Fondshandel via KAG generell ohne Agio, dafür werden Ordergebühren wie bei einer Aktienorder fällig. Und da sind bei der Onvista Bank im Rahmen ihres Free-Buy-Preismodells sogar kostenlose Käufe möglich, je nach Höhe des Guthabens auf dem Verrechnungskonto oder der Anzahl der Trades im Vormonat.

Sollte der Lieblingsfonds tatsächlich mal nicht über die Fondsgesellschaft zu bekommen sein, bieten - außer Lynxbroker und Targobank -alle getesteten Onlinebroker inzwischen auch den Fondshandel über die Börse an. Die Gebühren sind dabei ähnlich günstig wie beim Aktienhandel. So kostet eine 2500-Euro-Order einschließlich aller Fremdkosten maximal 16,93 Euro - das sind gerade mal 0,78 Prozent des ­Ordervolumens.

Die Gesamtplatzierung der Online-Broker (pdf)

Etwas mehr zu mäkeln gibt es da schon bei den Sparplänen: So hat ­neben Lynxbroker auch der Neuling im Test, die NIBC direct, nicht mal Fondssparpläne im Angebot. Und bei der VW-Bank ist bei Fonds- und anderen Sparplänen kein Bruchteil­erwerb möglich.

Dadurch haben Anleger bei diesem Anbieter nicht den großen Vorteil, den die Geldanlage in Fonds eigentlich bietet: mit kleinen Beträgen breit gestreut über die ganze Welt zu investieren. So kostet bei einem der beliebtesten Mischfonds Deutschlands, dem Carmignac Patrimoine, beispielsweise der ursprüngliche Fondsanteil, der seit 1989 Anlegern Freude bereitet, über 500 Euro. Nur wenige kommen da bei einem Sparplan ohne Bruchteile aus.

Während immerhin 13 von 15 Anbietern Fondssparpläne offerieren, gibt es ETF-Sparpläne nur bei acht Onlinebrokern. Etwas besser sieht es bei Zertifikatesparplänen aus: Hier sind insgesamt neun Broker aktiv. Wer hingegen Aktien per Sparplan ordern will, ist auf Cortal Consors mit 43 sparplanfähigen Aktien, DAB Bank (81 Titel), Maxblue (30) oder VW-Bank (31) angewiesen. Nicht gerade überragend angesichts der vielen Tausend börsennotierten Unternehmen. Allerdings: Die 30 DAX-Titel sind bei allen angebotenen Aktiensparplänen mit dabei. Bei der DAB Bank zudem noch alle MDAX-Werte und die DAB-Aktie selbst.

Cortal Consors dagegen bietet neben den 30 DAX-Aktien und dem ­Papier der eigenen Mutter, der französischen Bank BNP-Paribas, zwölf Techaktien von Amazon über Apple und IBM bis Yahoo als Sparplan an. Die VW-Bank bietet hingegen neben den 30 DAX-Werten auch noch die nicht im DAX notierten Stammaktien ihres Mutterkonzerns VW an.

Dabei ist es generell sogar möglich, Fonds-, ETF- und Zertifikatesparpläne ganz ohne Gebühren einzurichten. Die Banken kooperieren hier mit einzelnen Produktanbietern. Allerdings sollte man vorab klären, ob die dafür angebotenen Investments wirklich den eigenen Anlageüberlegungen entsprechen. Denn einen Sparplan nur deshalb abzuschließen, um ein paar Euro an Gebühren zu sparen, kann Anleger durchaus teuer zu stehen kommen.

Die meisten Fondssparpläne ohne Agio gibt es bei der Onvista Bank mit über 80 und bei Cortal Consors mit 64. Weitere sechs Anbieter haben zwischen drei und 36 Fondssparpläne ohne Agio im Angebot. Wer ETFs mittels Sparplan ordert, für den bieten immerhin sechs Broker kostenlose Sparpläne. Hier ist die DAB Bank mit 140 ETFs und 18 ETC top. Es folgt der Sparkassen-Broker mit 83 ETFs und sechs ETCs. Und Maxblue bietet immerhin 81 ETFs ohne Gebühren.

Kostenlose Zertifikatesparpläne
Wer hingegen Zertifikatesparpläne ohne Bankgebühren will, der wird einzig bei der Onvista Bank fündig. Dort gibt es 18 kostenfreie Zertifikatesparpläne. Auf Kundenwunsch werde man weitere kostenlose Sparpläne einrichten, heißt es dort. Nur bei Aktiensparplänen gibt es keinen einzigen Onlinebroker, der diese kostenfrei anbietet.

Was bedeuten diese vielen Unterschiede bei den Banken für unseren Vergleich? Beim zweiten Teil unseres Tests konnten insgesamt fünf Anbieter in einer der sechs Kategorien einen 1. Platz erreichen. So kommt das beste Angebot beim Fondshandel via Fondsgesellschaft von Cortal Consors, beim Fondshandel via Börse liegt hingegen Flatex vorn. In Sachen Fondsparpläne ist dagegen 1822direkt, die Onlinetochter der Frankfurter Sparkasse, top, während die Comdirect Bank bei den ETF-Sparplänen nicht zu schlagen war. Wer hingegen auf Zertifikatesparpläne setzt, ist beim Sparkassen-Broker am besten aufgehoben. Und bei den Aktiensparplänen hat Cortal Consors wiederum das beste Angebot.

Immerhin kamen zehn der 15 Banken mindestens einmal auf einen Medaillenplatz. Dabei landeten bei den Aktiensparplänen mit Maxblue und DAB Bank zwei Anbieter absolut punktgleich auf dem zweiten Platz.

Die Siegerliste
Das insgesamt beste Angebot in Sachen Fonds und Sparpläne hat mit 845,5 Punkten die Deutsche-Bank-Tochter Maxblue, gefolgt von Cortal Consors (838,5 Punkte) und der Onvista Bank mit 820,75 Punkten.

Das beste Gesamtangebot über alle zwölf Kategorien kam jedoch wie schon im Vorjahr von der Comdirect, die bereits den ersten Teil des Tests für sich entscheiden konnte, mit insgesamt 3125 Punkten. Und das, obwohl die Comdirect in Sachen Kosten und Gebühren über einen 13. Platz nicht hinauskam. Aber in diesem Test ging es ja nicht darum, den günstigsten Anbieter für eine bestimmte Tradergruppe zu finden, sondern den Broker mit dem umfassendsten Angebot. Und ein großes Sortiment kostet eben.

Auf Platz 2 kam Cortal Consors (Gesamtpunktzahl: 2948,25). Auch dieser Anbieter zählt nicht zu den günstigsten: Platz 12 bei Kosten und Gebühren. Knapp dahinter dann Maxblue mit insgesamt 2936,25 Punkten - ein Unterschied von gerade mal zwölf Punkten. Bei Kosten und Gebühren ist Flatex auf Platz 1, gefolgt von der Onvista Bank. Doch insgesamt kamen die beiden Discountbroker in unserem Test nicht über die Plätze 8 (Onvista Bank) und 9 (Flatex) hinaus. Dafür müssen Anleger bei den Billig­anbietern zu viele Kompromisse ­eingehen.

Aufsteiger des Jahres ist der Sparkassen-Broker: Er konnte sich gleich um zwei Plätze von Rang 8 auf Rang 6 verbessern. Und hat kaum Abstand zur direkt vor ihm liegenden DAB Bank. Test-Neuling NIBC direct schaffte hingegen lediglich den 14. Platz. Trotzdem: Kein einziger Onlinebroker im Test muss sich verstecken. Es ist wie bei den Schönheitswettbewerben: Auch dort findet man keine hässlichen Entlein.
Was Onlinebanken bieten (pdf)
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