Spritpreise gestiegen - Tanken aber preiswerter als vor zwölf Monaten
Der neue CO2-Preis für den Klimaschutz und die höhere Mehrwertsteuer haben die Kraftstoffpreise in Deutschland steigen lassen.
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(neu: aktuelle Ölpreise)
MÜNCHEN/BERLIN (dpa-AFX) - Benzin und Diesel sind zu Jahresbeginn etwa sechs Cent teurer geworden, wie der ADAC am Montag auf Anfrage mitteilte. Für Super E10 ermittelten die Preisbeobachter des Automobilclubs einen bundesdeutschen Durchschnittspreis von 1,334 Euro (3. Januar) pro Liter, am 31. Dezember kostete die Benzinsorte im Mittel 1,275 Euro. Diesel verteuerte sich demnach im gleichen Zeitraum im Durchschnitt von 1,164 Euro auf 1,227 Euro je Liter.
Autofahrer müssen aktuell an den Tankstellen aber weniger zahlen als zwölf Monate zuvor, wie aus einer Auswertung des ADAC hervorgeht. Anfang Januar 2020 waren Super E10 und Diesel demnach jeweils etwa zehn Cent pro Liter teurer als derzeit. Der Ölpreisabsturz im März und April habe dann dafür gesorgt, dass 2020 "eines der günstigsten Tankjahre seit langem" gewesen sei, teilte der Automobilclub mit. Bei Super E10 sei der Preis auf den niedrigsten Wert seit Einführung des Kraftstoffes vor zehn Jahren gefallen. Der Dieselpreis sank auf den tiefsten Wert seit 2016. Im Durchschnitt des Jahres 2020 seien Super E10 und Diesel pro Liter jeweils rund 15 Cent preiswerter gewesen als 2019.
Um fossile Energien zu verteuern und klimaschonende Alternativen voranzubringen, gibt es seit Jahresbeginn in Deutschland einen CO2-Preis für Verkehr und fürs Heizen. Pro Tonne CO2, die beim Verbrennen von Diesel und Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht, müssen verkaufende Unternehmen wie Raffinerien zunächst 25 Euro zahlen. Der Preis wird an die Kunden weitergegeben. Zudem ist zu Jahresbeginn die Mehrwertsteuer wieder von 16 Prozent auf den alten Satz von 19 Prozent angehoben worden.
Beide Maßnahmen zusammen belasten den Kraftstoffpreis nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbands mit zehn bis elf Cent je Liter. Umstritten ist, wie viel davon bisher die Autofahrer erreicht hat. Ein ADAC-Experte verweist darauf, dass bereits im Dezember Diesel und Benzin teurer geworden seien. "Die Preisanhebungen werden schrittweise weitergegeben", sagte er.
Der Mineralölwirtschaftsverband sieht dies anders. Er hat zum Jahresbeginn einen ähnlichen Preisanstieg ermittelt wie der ADAC. Der durchschnittliche Dieselpreis sei um 7 Cent auf 1,21 Euro je Liter gestiegen, Benzin der Sorte Super E10 sei mit 1,32 Euro ebenfalls um 7 Cent je Liter teurer geworden. "Das bedeutet, dass die Tankstellengesellschaften aufgrund des harten Wettbewerbs die Kostenerhöhungen nicht im vollen Umfang an die Autofahrer weitergegeben haben", sagte ein Sprecher des Branchenverbands.
Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft machen die Steuern nun zwei Drittel des Benzinpreises und etwa 60 Prozent des Dieselpreises aus. Schwankungen des Ölpreises seien an der Tankstelle dagegen kaum bemerkbar, sagte der Energieexperte des arbeitgebernahen Forschungsinstituts, Thilo Schaefer. Da der CO2-Preis laut Gesetz bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne steigen solle, werde Benzin dadurch in den nächsten Jahren noch einmal um 8,4 Cent, Diesel um 9,5 Cent pro Liter teurer.
Beim Heizöl hat es nach Beobachtung des Info-Portals Tecson zum Jahreswechsel keinen großen Preissprung gegeben. Da die Heizölbestellungen aus der Zeit vor Weihnachten von fast allen Händlern erst im Januar ausgeliefert würden, sei der Preisanstieg bereits im Dezember erfolgt, heißt es auf der Internetseite des Messgeräte-Herstellers. Der CO2-Preis und die wieder höhere Mehrwertsteuer schlügen sich auf der Rechnung für 3000 Liter Heizöl mit knapp 300 Euro nieder.
Bei einer Bestellung von 3000 Litern ermittelte Tecson am Montag einen deutschlandweiten Durchschnittspreis von 58,0 Cent je Liter Heizöl. Damit lag der Preis den Angaben zufolge etwa 8 Cent über dem Durchschnittspreis des Jahres 2020. Damit war Heizöl deutlich günstiger als 2019 mit einem Durchschnittspreis von 67,8 Cent je Liter. Die Heizöltanks sind deshalb wohl gut gefüllt. Die Experten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen haben ermittelt, dass der Absatz an leichtem Heizöl 2020 um gut fünf Prozent gestiegen ist, "weil viele Verbraucher die niedrigen Preise nutzten, um ihre Vorräte aufzufüllen".
Am Montag gerieten die Ölpreise nach anfänglichen Gewinnen unter Druck. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent kostete zuletzt 50,97 US-Dollar. Das waren 83 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,02 Dollar auf 47,50 Dollar. Die im frühen US-Handel trübere Stimmung an den Aktienmärkten belastete auch die Ölpreise. Saudi-Arabien warnte zuvor vor einer frühzeitigen weiteren Ausweitung der Ölproduktion. Das Ölkartell Opec und seine zehn Kooperationspartner (Opec+) müssten der Versuchung widerstehen, schon jetzt die Produktionsbegrenzungen noch mehr zu lockern./hff/DP/nas
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