Banken trotzen Zinstief

Dank Kontoführungsgebühren & Co.: Sparkassen verdienen so viel wie nie

06.03.18 20:12 Uhr

Dank Kontoführungsgebühren & Co.: Sparkassen verdienen so viel wie nie | finanzen.net

Das Privatkundengeschäft war noch nie eine besondere Stärke der deutschen Finanzinstitute. Niedrige Zinsen lassen die Erträge noch weiter fallen. Gebührenerhöhungen sollen den Verlust ausgleichen. Und das haben sie auch.

Erste Banken haben ihre Geschäftsergebnisse für das Jahr 2017 veröffentlicht. Besonders auffällig sind dabei die positiven Provisionserträge, die 2017 so hoch ausfielen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Um ganze 7,1 Prozent soll der durchschnittliche Provisionsüberschuss angestiegen sein. Zu diesem Ergebnis ist die Barkow Consulting gekommen, die im Rahmen einer Analyse über 500 Retailbanken untersucht hat.

"Unsere Leistungen [...] haben ihren Preis"

Wirft man einen Blick auf einzelne Institute, wie zum Beispiel auf die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS), sieht man eine Steigerung von über 30 Prozent. Ermöglicht wurde das durch deutlich gestiegene Dienstleistungsgebühren, die es vorher nicht gab. Beispielsweise kostete ein normales Girokonto bei der MBS im Jahr 2016 noch 6,50 Euro und stieg im Folgejahr auf 8,50 Euro an. Für bislang kostenfreie Online-Konten müssen Kunden nun 2,50 Euro zahlen. Und der teuerste Anstieg betraf Geschäftskonten, deren Gebühr von 4,50 Euro auf 12,50 Euro um acht Euro anzog.

Einige andere Finanzinstitute wie die Berliner Sparkasse führten die Gebührenerhöhungen bereits 2016 ein und baten ihre Kunden sogar für die Bareinzahlung von Cent-Münzen zur Kasse. "Der Abschied von der Gratiskultur ist notwendig", meint Andreas Schulz, Vorstandsvorsizende der MBS. "Unsere Leistungen sind etwas wert und haben ihren Preis."

Niedrige Zinsen, erhöhte Gebühren

Und der lässt sich momentan nur über diese Gebühren einholen. Aufgrund des niedrigen Leitzinses, den die Europäische Zentralbank derzeit konstant bei null Prozent hält, machen Banken mit Geldanlagen ihrer Kunden kaum mehr Gewinn. Das betrifft vor allem Sparkassen und andere Retailbanken, deren Fokus auf dem Privatkundengeschäft liegt und die sich ihre Einnahmen jahrelang vor allem über das Zinsgeschäft sicherten. Den Verlust sollen nun höhere Gebühren und Negativzinsen ausgleichen, die von den Banken selbst festgelegt werden. Und laut der Analyse der Barkow Consulting wurde der Verlust sogar überkompensiert.

Der Überschuss, den die Banken durch die Einführung ihrer Gebühren erwirtschaften konnten, soll sich auf hochgerechnet über eine Milliarde Euro belaufen. Damit seien die Banken einen deutlichen Schritt vorangekommen, meint Peter Barkow, Leiter der Analyse. Doch da viele Banken die Gebühren erst seit vergangenem Jahr eingeführt haben, sind das nur vorläufige Ergebnisse und "der volle Effekt [wird] sich erst in den 2018er-Zahlen zeigen".

Redaktion finanzen.net

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