Wo es die günstigsten Kfz-Versicherung gibt
Niedrige Beiträge plus großzügige Bedingungen: Hier erfahren Sie, wo es das bei den Autoversicherungen noch gibt - trotz steigender Prämien.
von Martin Reim, €uro Magazin
Schon eine Delle kann ganz schön ins Geld gehen. Etwa beim BMW X5: Muss bei dem Oberklasse-Auto der vordere Stoßfänger ausgetauscht werden, kostet das rund 1400 Euro. Diesen Preis hat der Verband der unabhängigen Kraftfahrzeug-Sachverständigen für einen repräsentativen Fall ausgerechnet. Je nach Region und Werkstatt kann es weniger kosten, aber auch um einiges mehr.
Zugleich ist die Zahl der Unfälle auf deutschen Straßen so hoch wie nie. 2,414 Millionen Mal hat es im vergangenen Jahr gekracht, was knapp über dem bisherigen Rekord von 1999 lag. Kein Wunder also, dass auch die Kfz-Versicherungen immer teurer werden. Die unabhängige Ratingagentur Franke und Bornberg hat für €uro 73 aktuelle Tarife von 38 Anbietern überprüft.
Ergebnis: Durchgerechnet für einen repräsentativen Modellfall, ging es in der Auto-Haftpflicht im Vergleich zu 2013 im Schnitt um drei Prozent nach oben. Bei Vollkasko waren es sogar elf Prozent. Allerdings ist die Spreizung erheblich. "Der stärkste Anstieg bei einem einzelnen Vollkasko-Anbieter betrug 39 Prozent, bei anderen sank die Prämie aber um bis zu 23 Prozent", sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg.
Entscheidende Details. Das bedeutet: Die Auswahl des richtigen Anbieters ist wichtiger denn je. Und hier sollte es keineswegs nur nach dem Preis gehen. Warum? Stellen Sie sich vor, Sie haben für Ihren Neuwagen eine Vollkasko-Police abgeschlossen. Nach einem Jahr passiert ein Totalschaden - und Sie bekommen nur den Zeitwert des Autos ersetzt, nicht den Neuwert. Das ist sehr ärgerlich, aber womöglich sind Sie selbst schuld, weil Sie die Vertragsbedingungen nicht genau genug verglichen haben. Denn der Teufel steckt, wie bei vielen Versicherungen im Detail. Manche Anbieter zahlen den Neuwert lediglich drei Monate lang, andere zwei Jahre.
Weil solche Unterschiede im Schadensfall entscheidend sein können, legt €uro beim Kfz-Versicherungsvergleich besonderen Wert auf vorteilhafte Vertragsbedingungen. Beides zusammen ergibt die €uro-Note, wobei die Konditionen 60 Prozent und die Preise 40 Prozent ausmachen.
Ergebnis: Geht es um verschiedene Fahrzeughalter, die jeweils einen VW Golf fahren, lässt sich bei der Kfz-Haftpflicht ein eindeutiger Sieger feststellen: WGV-Himmelblau, der Direktversicherer der WGV-Gruppe, der also ohne Außendienst auskommt. Der Anbieter liegt in allen drei Kategorien vorn. Die folgenden drei Ränge machen VGH, HUK24 (der Direktversicherer der HUK-Coburg) und die HUK-Coburg untereinander aus.
Bei den Fahranfängern ist auffällig, dass die Offerten für diese Personengruppe oft ziemlich schlecht sind. Da liegt die Vermutung nahe, dass junge Leute bei den Versicherern unbeliebt sind, weil sie besonders viele Schäden verursachen.
Viel günstiger als Anfänger kommen Autofahrer mittleren Alters weg. Überraschend: Tarife für Rentner kosten oft noch etwas weniger. Offensichtlich greifen Seniorenzuschläge, von denen in Medien verstärkt die Rede ist, erst jenseits des Alters von 69 Jahren, das wir für unsere Testrentner angenommen hatten.
Für alle drei Kategorien gilt: Innerhalb der Altersgruppen liegen die Prämien vergleichbarer Policen weit auseinander. So verlangt WGV-Himmelblau bei Fahranfängern knapp halb so viel wie der ADAC, obwohl die Bedingungen in beiden Fällen weit überdurchschnittlich großzügig sind. Übrigens sind kostspielige Policen nicht unbedingt besonders gut: Der Fahranfänger-Tarif der WWK ist am teuersten, spielt aber in puncto Qualität nicht in der obersten Liga.
Neben den Altersgruppen hat €uro verschiedene Fahrzeugtypen unter die Lupe genommen. Hier bietet sich ein ähnliches Bild wie beim Vergleich der Fahrzeughalter. Die Unternehmen von WGV und HUK-Coburg liegen vorn, außerdem die VGH. Auf den weiteren Plätzen tauchen immer wieder folgende Anbieter auf: Bruderhilfe (gehört ebenfalls zur HUK-Coburg), Direct Line, DEVK, Volkswohl Bund und Europa.
Eine Frage der persönlichen Präferenz ist, ob man zu einem Tarif mit oder ohne Werkstattbindung greift. Diese beiden Möglichkeiten bieten immer mehr Gesellschaften. Die Werkstatt-Tarife sind oftmals um einiges günstiger als konventionelle Angebote. Allerdings schränkt man sich bei Teil- und Vollkasko teils deutlich ein und kann im Zweifelsfall nicht in den Kfz-Betrieb seines Vertrauens fahren.
Stichtag 30. November. Zurück zu den Bedingungen: Sie sind besonders wichtig, wenn man auf den 30. November blickt. Zu diesem Datum sind die meisten Kfz-Verträge kündbar. Denn Autopolicen laufen meist bis Jahresende und haben einen Monat Kündigungsfrist. Kurz vor diesem "großen Wechseltermin" - so der Fachjargon - unterbieten sich die Versicherer mit Sonderangeboten. Doch gehen sie dabei oft mit abgespeckten Vertragsversionen ins Rennen. Da kann es sich lohnen, den €uro-Vergleich auch in dieser heißen Phase heranzuziehen.
Erfahrungsgemäß verändern die Anbieter die Bedingungen weitaus weniger schnell als die Prämien. Wer jetzt großzügig ist, wird es vermutlich auch während der Rabattschlacht bleiben.
Gut zu wissen: 2014 haben sich die Bedingungen nicht wesentlich verändert. Verbesserungen gab es etwa bei der sogenannten Eigenschadendeckung. Sie greift beispielsweise, wenn ein Versicherter zwei Autos besitzt und mit dem einen das andere beschädigt. Nachteilig für viele Kunden: "Der Rabattretter ist mittlerweile fast überall gestrichen", erklärt Franke. Hier konnten sich Kunden, die lange Zeit schadenfrei waren, einen Unfall ohne höhere Prämien erlauben. Insgesamt gesehen, werden die Zeiten für Fahrzeughalter also härter.
Zu den Ergebnissen
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